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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Dunkle ihm jemals eingeflößt hatte.
    Dann sagte auch Katrin noch einmal: »Bitte, Jan«, und diese beiden Worte brachen den Bann. Jan fuhr auf dem Absatz herum und rannte regelrecht ins Bad.
     
    Wie sich zeigte, war Veras Warnung keineswegs übertrieben gewesen. Jan schälte sich aus seinen zerrissenen, blutdurchtränkten Kleidern und versorgte die schlimmsten Schnittwunden, so gut es ging. Keine von ihnen war wirklich gefährlich, aber sie taten verdammt weh, und vor allem seine Hände und sein rechtes Knie sahen übel aus. Jan verbrauchte alles Jod, das sie im Haus hatten und ungefähr einen Kilometer Heftpflaster, und danach reichte die Zeit gerade noch, um in frische Kleider zu schlüpfen, bis es an der Tür klingelte. Er konnte hören, wie Katrin zur Tür ging und öffnete, dann die Stimmen von zwei, möglicherweise auch drei Männern.
    Er überprüfte seine Erscheinung ein letztes Mal im Spiegel – katastrophal wäre noch geschmeichelt gewesen, aber irgendwie mußte es eben gehen –, dann drehte er den Schlüssel herum und verließ das Bad.
    Wie er erwartet hatte, sah er Katrin zusammen mit zwei uniformierten Polizisten in dem stehen, was von ihrem Wohnzimmer übriggeblieben war.
    Womit er nicht gerechnet hatte, war der Anblick des dritten, griesgrämig dreinblickenden Mannes, der keine Uniform trug. Krieger.
    Jan gab sich Mühe, sich seine Überraschung nicht zu deutlich anmerken zu lassen, aber nicht die geringste, freundlich zu sein.
    »Herr Krieger«, sagte er, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten. »Was verschafft mir das Mißvergnügen?« Er versuchte sich möglichst unauffällig im Zimmer umzusehen. Wo war Vera?
    »Jemand hat die Polizei gerufen«, antwortete Krieger. »Aus ihrer Wohnung wurden Schreie gehört und etwas, was sich nach einem Kampf anhörte. In solchen Fällen pflegt man im allgemeinen die Polizei zu rufen. Wir sind für so etwas da.«
    »Jemand?«
    »Ihre Nachbarin, um genau zu sein«, antwortete Krieger.
    »Das ist typisch.« Jan schüttelte den Kopf. »Wenn hier wirklich eingebrochen wird, dann kümmert sich kein Aas. Aber wenn einmal ein Glas zu Bruch geht, dann rückt ihr gleich mit einem Rollkommando an.«
    Krieger machte einen Schritt, und unter seinen Schuhen knirschte Glas. Unter anderem. Katrin hatte keine Zeit gehabt, die Blutflecken wegzuwischen. Selbst das blutige Messer lag noch da, wo Jan es hingelegt hatte. Aber sie hatte einen anderen Weg gefunden, um die Spuren des Kampfes zu verwischen: Sie hatte ein Glas Kirschmarmelade aus der Küche geholt und inmitten des Chaos zerschmettert. Jan hoffte, daß Krieger nicht allzu genau hinsah.
    »Ein Glas zerbrochen.« Krieger lächelte humorlos. »Ja. So kann man es wahrscheinlich auch nennen.« Er gab seinen beiden uniformierten Begleitern einen Wink. Einer der beiden Beamten verschwand in der Küche, der andere in Jans Arbeitszimmer.
    »He, Moment mal!« protestierte Jan. »Was soll das? Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, daß alles in Ordnung ist!«
    »Es dient doch Ihrer eigenen Sicherheit, Herr Feller«, sagte Krieger fröhlich. »Stellen Sie sich nur mal vor, der Komplize Ihrer geheimnisvollen unbekannten Freundin sitzt im Nebenzimmer und zielt mit einer Laserpistole auf sie. In diesem Fall könnte ich durchaus verstehen, wenn Sie mir die Unwahrheit sagen.«
    »Habe ich Ihnen schon gesagt, was ich von Ihrem Humor halte, Herr Kommissar?« fragte Jan.
    »Mehrmals«, antwortete Krieger ungerührt. Sein Lächeln erlosch ebenso plötzlich wie das amüsierte Glitzern in seinen Augen. »Was ist hier passiert?«
    Jan antwortete nicht sofort. Die beiden Polizeibeamten kamen nahezu gleichzeitig zurück und machten sich daran, auch noch die restlichen Zimmer der Wohnung zu durchsuchen. Bisher hatten sie Vera offensichtlich noch nicht gefunden. Sie war entweder perfekt versteckt oder nicht mehr da. Jan unterdrückte den Impuls, Katrin einen fragenden Blick zuzuwerfen. Krieger war ein viel zu guter Beobachter.
    »Es war einfach ein blödes Mißgeschick«, sagte er. »Wir scheinen im Moment wirklich vom Pech verfolgt zu sein.«
    »Ein Mißgeschick, bei dem ihre halbe Wohnung zu Bruch gegangen ist?«
    »Ich war ungeschickt«, sagte Jan. »Das Schlafzimmerfenster ist zerbrochen. Vor lauter Schreck bin ich gestolpert und gegen die Tür gefallen.«
    »Ich verstehe«, sagte Krieger. »Und Ihre Freundin hat vor Schrecken die Kaffeekanne fallengelassen und damit den Tisch zerschlagen. So eine Art … Kettenreaktion.« Seine Miene

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