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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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besorgt.«
    Das hörte sich so gestelzt an, daß Jan um ein Haar laut aufgelacht hätte. Nicht nur gestelzt, sondern auch auswendig gelernt. Wahrscheinlich hatte der arme Kerl auf dem ganzen Weg hierher krampfhaft darüber nachgedacht, wie er seine Worte wählen sollte.
    Nun, er hatte es verbockt. Und er hatte es mit Sicherheit selbst gemerkt.
    Eigentlich nur, um Bertram – der ihm mittlerweile wirklichleid tat – nicht auch noch ganz offen ins Gesicht zu grinsen, griff er nach seiner Gabel und begann zu essen. Er nahm allerdings nur einen einzigen Bissen. Was immer ihm Vera da zubereitet hatte, sah nach Rühreier mit Speck aus und roch auch danach, aber es schmeckte nach etwas, über das er lieber nicht zu lange nachdenken wollte. Er ließ die Gabel wieder sinken und spülte den Bissen hastig mit einem Schluck von dem herunter, von dem Vera offenbar annahm, es wäre Kaffee.
    »Was wollen Sie?« fragte er geradeheraus.
    Bertram wirkte regelrecht erleichtert. Vielleicht hatte er einfach nicht genau gewußt, wie er zum Kern kommen sollte.
    »Im Grunde sind wir schon fertig«, sagte er. »Es geht uns ganz offen gesagt nur darum, daß Sie uns noch einmal bestätigen, daß das, was Ihnen zugestoßen ist, nichts mit uns zu tun hat. Haben Sie vor Ihrem Kinobesuch etwas in unserem Haus zu sich genommen?«
    »Ein Bier«, bestätigte Jan. »Aber davon bekommt man keinen Herzanfall, soweit ich weiß.«
    »Jedenfalls nicht so schnell«, bestätigte Bertram lächelnd. »Ich bin wirklich froh, daß Sie es so sehen.« Er klappte seinen Aktenkoffer auf und zog ein Blatt Papier und einen ganzen Stapel Kinokarten heraus, die anders aussahen als die, die der Computer an der Kasse des »Cinedom« normalerweise ausspuckte. Das Blatt legte er mit der beschriebenen Seite nach unten auf den Tisch, während er die Karten zu Jan hinüberschob.
    »Ich habe hier ein paar Freikarten für Sie und Ihre Freunde«, sagte er. »Vielleicht läßt Sie das Ihr kleines Unglück ein wenig leichter verschmerzen.«
    Jan nahm die Billetts entgegen und deutete mit einer Kopfbewegung auf das Blatt. »Und?«
    »Wie gesagt«, sagte Bertram. Seine Nervosität war wieder da. Sie war nicht wirklich weggewesen.
    »Und?« fragte Jan noch einmal.
    »Sie möchten von dir eine schriftliche Bestätigung, daß es nicht ihre Schuld ist«, sagte Vera, bevor Bertram Gelegenheit fand, zu antworten. »Und natürlich auch, daß sie aus dem Schneider sind, sollte sich wider Erwarten doch herausstellen, daß sie irgendwas damit zu tun haben.«
    Bertram warf ihr einen Blick zu, der die Frage: Wenn du nicht seine Verlobte bist, warum, zum Teufel, mischst du dich dann hier ein? in unsichtbaren leuchtenden Lettern hinter ihr an die Wand projizierte, und zwang dann etwas auf sein Gesicht, das mit einem Lächeln ungefähr so viel gemein hatte wie das Ergebnis von Veras Kochkünsten mit einer genießbaren Mahlzeit. Als er sich wieder an Jan wandte, war jede Spur von Freundlichkeit aus seinem Blick gewichen.
    »Wir wollten Sie in der Tat bitten, uns eine entsprechende Erklärung zu unterzeichnen«, gestand er. Er drehte das Blatt herum. Für eine simple Erklärung, fand Jan, war das Blatt ziemlich eng beschrieben. »Sie ist im Grunde überflüssig, aber unsere Versicherung hält es für besser. Sie wissen ja, wie diese Bürokraten sind.«
    »Das weiß ich«, bestätigte Jan. »Sie machen sich nicht mehr Arbeit, als wirklich notwendig ist. Ich glaube nicht, daß ich diese Erklärung unterschreiben sollte. Wozu auch? Ich meine: Wenn es tatsächlich nur ein überflüssiges Blatt Papier ist, müssen wir nicht unbedingt mehr Tinte verschwenden, oder?«
    »Schade, daß Sie es so sehen«, sagte Bertram spröde. »Und ich kann Sie nicht umstimmen?«
    »Wenn Sie mir eine andere Geschichte erzählen, vielleicht«, erwiderte Jan. Zugleich fragte er sich aber auch, was er eigentlich erwartete.
    Vielleicht das Geständnis, daß das Kino im Auftrag der CIA, eines verrückten Wissenschaftlers oder auch des KGB irgendeine geheime Strahlenwaffe an seinen nichtsahnendenBesuchern testete, die dazu führte, daß sie auf dem Klo einen Herzanfall bekamen? Das war so dämlich, daß es nicht einmal mehr lustig war.
    »Ich wüßte nicht, welche.« Bertram ließ das Schriftstück wieder in seinem Aktenkoffer verschwinden und klappte ihn zu. Jan hätte mit mehr Widerstand gerechnet. »Es tut mir leid, Sie gestört zu haben. Aber ich hoffe doch, daß Sie uns als Besucher erhalten bleiben, Herr Feller.«
    »So

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