Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
lange das Programm nicht schlechter wird.« Jan stand auf. »Sie nehmen es mir nicht übel, oder?«
    »Nein«, antwortete Bertram. Es klang ehrlich, enttäuschtehrlich. »Ich glaube, ich habe Sie jetzt lange genug gestört. Sie haben sicher noch eine Menge zu tun.«
    Jan tat ihm nicht den Gefallen zu widersprechen, sondern begleitete ihn zur Tür und verabschiedete ihn knapp, aber bewußt nicht unfreundlich. Danach ging er ins Wohnzimmer zurück und zum Telefon. Schon nach dem zweiten Klingeln wurde abgehoben.
    »Pressehaus, was kann ich für Sie tun?«
    »Feller«, antwortete Jan. »Ich hätte gerne die Lokalredaktion. Herrn Peter Feller.«
    Während er darauf wartete, daß er verbunden wurde, maß er Vera mit Blicken, die nicht nur nachdenklich, sondern, ihrer Reaktion nach zu urteilen, auch alles andere als freundlich zu sein schienen.
    Schließlich fragte sie: »Hat dir der Kaffee nicht geschmeckt?«
    Jan hielt die freie Hand über die Sprechmuschel. »Das auch«, sagte er scharf. »Aber wenn ich das nächste Mal will, daß du dich einmischst, dann sage ich dir Bescheid.«
    »Der Kerl war doch nicht koscher«, antwortete Vera. »Sag nicht, du hast das nicht gemerkt. Ich wollte nur nicht, daß du auf ihn hereinfällst.«
    »Ich führe meine Gespräche trotzdem lieber selbst«, erwiderte Jan.
    »Und das nicht besonders geschickt.« Vera verzog das Gesicht. »Du hättest vermutlich mehr als ein paar lausige Kinokarten herausschlagen können, wenn du dich nicht ganz so plump angestellt hättest.«
    »Vermutlich«, sagte Jan. »Aber das ändert nichts daran –«
    Es knackte in der Leitung, und die Stimme der Telefonvermittlung sagte: »Herr Feller? Es tut mir leid, aber Ihr Bruder ist leider außer Haus. Kann ich ihm vielleicht etwas ausrichten?«
    »Bitten Sie ihn, mich anzurufen«, bat Jan. »Die Nummer hat er. Und vielen Dank.«
    Er hängte ein, zählte in Gedanken langsam bis drei und drehte sich dann vollends zu Vera um.
    »Woher weißt du, was mir passiert ist?« fragte er. »Weder Katrin noch ich haben darüber gesprochen. Jedenfalls nicht in deiner Gegenwart.«
    »Dazu wart ihr auch gestern viel zu beschäftigt«, sagte Vera mit einem anzüglichen Grinsen und einem Blick auf die Couch, was Jan zwar ignorierte, was ihn aber trotzdem ärgerte. Und ihm obendrein die Schamesröte ins Gesicht trieb.
    »Das ist keine Antwort auf meine Fragen«, sagte er.
    »Vielleicht stand es ja in der Zeitung.«
    »Vielleicht?« Selbst wenn es in der Zeitung gestanden hätte – Vera gehörte ganz bestimmt nicht zu den Menschen, die Zeitung lesen.
    »Es stand in der Zeitung«, verbesserte sich Vera. »Du solltest mir besser glauben und nicht so viele überflüssige Fragen stellen.«
    Da ist etwas dran, dachte Jan. Es war warscheinlich wirklich besser, wenn er ihr glaubte und nicht so viele überflüssige Fragen stellte.
    »Was hast du jetzt vor?« fragte er. Vera sah ihn fragend an,und Jan machte eine erklärende Geste und sagte: »Ich habe eine Menge zu tun, weißt du? Ich muß weg, und Katrin kommt erst am Nachmittag wieder.«
    »Ich verstehe«, sagte Vera. »Und du kannst natürlich keine Wildfremde allein in deiner Wohnung lassen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Jan kühl. Er wußte selbst nicht ganz genau, warum, aber Vera war ihm unheimlich. Er wollte sie nicht in seiner Nähe haben. Und es lag ganz und gar nicht an ihrem abenteuerlichen Outfit. Er kannte Leute, die schlimmer aussahen.
    »Schade«, seufzte Vera. »Aber wohl nicht zu ändern.« Sie stand auf, seufzte, runzelte plötzlich die Stirn und ging dann mit schnellen Schritten zum Fenster. Mit einem Ruck zog sie die Gardine zurück. In das helle Schleifen der Kunststoffröllchen mischte sich ein anderer, unheimlicher Laut; ein Geräusch, von dem Jan ganz genau wußte, daß es nur in seiner Einbildung existierte, und das trotzdem nichts von seiner angstmachenden Wirkung einbüßte: Ein Laut wie von großen, unsichtbaren Flügeln, die in einer Dimension dicht neben der Wirklichkeit schlugen.
    Jan unterdrückte im letzten Moment den Impuls, sich erschrocken umzusehen. Außer Vera und ihm war niemand im Raum. Kein Mensch und keine Schatten.
    Statt irgend etwas Dummes zu tun oder zu sagen, trat er mit raschen Schritten neben Vera und sah aus dem Fenster. Die Straße sah aus wie immer. Es herrschte nur mäßiger Verkehr, und das Wetter war schlecht genug, so daß sich nicht allzu viele Passanten ins Freie gewagt hatten. Trotzdem blickte Vera mit einem Ausdruck höchster

Weitere Kostenlose Bücher