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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zuvor vielleicht aus lauter Mitleid befördert wurde. Dabei war es nicht einmal seine Schuld. Peter liebte seinen Beruf, und Jan wußte auch, daß sein Bruder alles andere als dumm oder gar faul war. Vielleicht fehlte ihm einfach das Gespür für die wirklich großen Geschichten. Vielleicht war es auch viel simpler, und er hatte einfach nur Pech gehabt.
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen«, begann Jan unbeholfen, wurde aber sofort von Peter unterbrochen.
    »Nicht so bescheiden, kleiner Bruder. Immerhin hast du dein Leben riskiert, um einen völlig Fremden zu retten, während all diese anderen Feiglinge nur dagestanden und gegafft haben. Wenn das kein Mut ist!«
    »Katrins Meinung nach war es eher Dummheit«, sagte Jan zerknirscht. »Und weißt du was? Sie hat recht. Es war ziemlich verrückt. Außerdem hat der Wagen noch nicht gebrannt, als ich hingelaufen bin. Sonst hätte ich es wohl auch kaum getan.«
    »Na, das ist doch schon eine Story«, sagte Peter. »Also los – laß dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen!«
    Jan gab sich geschlagen; schon, weil er seinen Bruder gut genug kannte, um zu wissen, daß er sowieso nicht aufgeben würde. Er setzte sich und erzählte Peter die ganze Geschichte, wobei er diesmal seine Bekanntschaft mit Bertram erwähnte, dafür aber Veras Rolle in der ganzen Geschichte verschwieg. Peter machte sich zwar keinerlei Notizen, hörte aber aufmerksam zu, und mehr war auch nicht nötig. Einer der zahlreichen Umstände, die Peter eigentlich für den Beruf des Journalisten qualifizierte, war sein eidetisches Gedächtnis.
    »Und du behauptest, du wärst kein Held?« fragte Peter, als er fertig war. »Der Wagen hätte in die Luft gehen können.«
    »Ist er aber nicht«, sagte Jan, wobei er gerade noch den Impuls unterdrückte, Katrin einen erschrockenen Blick zuzuwerfen.
    »Hätte er aber«, beharrte Peter. »Laß mich nur machen. Das gibt eine erstklassige Geschichte. Wie es aussieht, schulde ich euch jetzt ein Abendessen.«
    »Etwas anderes wäre mir lieber«, sagte Jan.
    »Was immer es ist«, sagte Peter großmütig, allerdings auch nicht ganz ernst. »Was ist es?«
    »Eine Auskunft«, antwortete Jan. Einen Moment lang wußte er nicht genau, wie er anfangen sollte, was sicherlich zu einem Gutteil an Katrins Anwesenheit lag. Aber im Grunde war es fast schon egal. Sie hielt ihn ja ohnehin für verrückt.
    Er erzählte Jan, was ihm passiert war – die Fakten, nichts von irgendwelchen Schatten oder anderen, noch schlimmeren Visionen. Peters Gesicht nahm einen bestürzten Ausdruck an, während er zuhörte, und als Jan fertig war, lächelte er nicht mehr.
    »Und das erfahre ich jetzt erst, so ganz nebenbei?« fragte er vorwurfsvoll.
    »Es ist ja nichts passiert«, sagte Jan.
    »Natürlich nicht«, sagte Peter spöttisch. »Außer, daß mein Bruder einen Herzinfarkt hatte und dem Tod so gerade noch einmal von der Schippe gesprungen ist, ist wirklich nichts passiert!« Er tauschte einen vielsagenden Blick mit Katrin. »Und was genau willst du jetzt von mir? Soll ich schon mal eine Todesanzeige vorbereiten?«
    Jan zwang sich, ruhig zu bleiben. Katrin und Peter waren ein unschlagbares Team, wenn es darum ging, Panik zu verbreiten. Er tat gut daran, sich jedes Wort zu überlegen, das er sagte. »Die ganze Sache kommt mir einfach nur … komisch vor«, begann er ausweichend. »Dieser Bertram. Ich meine: Warum sollte das Kino jemand hierher schicken, damit er mich überredet, irgend etwas zu unterschreiben, wenn ich wirklich nur einen Herzanfall hatte?«
    »Keine Ahnung«, gestand Peter. »Aber du weißt doch, wie diese Versicherungen sind. Außerdem haben wir allmählich amerikanische Verhältnisse. Demnächst wirst du vermutlich verklagt, wenn jemand vom Blitz getroffen wird, während du auf der anderen Straßenseite vorbeigehst.«
    »Ganz davon abgesehen, daß ich nicht herzkrank bin«, fuhr Jan unberührt fort. »Und daß gleichzeitig mit mir noch ein zweiter Herzpatient zu beklagen war. Nur hatte er weniger Glück als ich.«
    Für eine kleine Weile war es sehr still. Katrin blickte ihn mit steinernem Gesicht an, während Peter ziemlich besorgt aussah. Schließlich sagte er: »Das klingt ziemlich paranoid, meinst du das nicht selbst?«
    »Es klingt ziemlich seltsam«, verbesserte ihn Jan. »Wahrscheinlich ist es wirklich nur ein komischer Zufall. Aber ich würde mich wohler fühlen, wenn ich das ganz genau wüßte.«
    »Und was soll ich dabei tun?«
    »Dich nur ein bißchen

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