Dunkel ist die Sonne
Augenblick später fuhren sie auseinander. Ihre Herzen klopften heftig, und sie starrten sich gegenseitig an; unter der braunen Haut waren beide grau geworden.
„Was bei Thriknil ist denn das?“ fragte Deyv.
Das war ein lautes Poltern, ein Krachen wie von vi e len schweren Gegenständen, ein wackelndes Bett und gellende Schreie aus dem Korridor.
Jum und Aejip sprangen in den Raum hinein.
„Ein Erdbeben!“ schrie Vana.
„Das kann nicht sein“, rief Deyv. „Etwas, das auf der anderen Seite der Schranke ist, kann dem Schloß nichts anhaben!“
Da kam der Yawtl mit weit aufgerissenen Augen he r eingerannt.
„Kommt mit!“ kreischte er. „Die Shemibob sagt, daß wir durch das Tor müssen!“
Deyv stürzte aus dem Bett.
„Warum?“
„Sie sagt, daß sich die Schranke zusammenzieht! Sie wird das ganze Schloß mit allem, was in ihm ist, ze r malmen!“
36
Obwohl er von Entsetzen gepackt war, blieb Deyv b e sonnen genug, seinen Lendenschurz anzulegen, den Gü r tel mit dem Schwert umzubinden und nach dem Tom a hawk zu greifen. Vana rannte aus dem Zimmer, vermu t lich, um ebenfalls Kilt und Waffen zu holen. Deyv trat in den Korridor hinaus und wäre dort fast mit dem Yawtl zusammengestoßen, der aus seinem Zimmer gestürzt kam. Seine Augen blickten wild, und er war nackt. Aber er trug den Smaragden, und er hielt Speer, Schwert und Tomahawk fest umklammert.
Er rief Deyv etwas zu, aber seine Stimme wurde von all dem Getöse erstickt. Am Ende des Korridors wehte eine Staubwolke um die Ecke, als irgendwo eine Wand einstürzte. Ein riesiger Block aus Stein fiel herab und blockierte den halben Flur.
Da kamen Sloosh, die Hexe und ihre Tochter angela u fen; Jowanarr zog Feersh an einer Hand hinter sich her. Einen Augenblick später stürzte Vana, die ihren Besitz zusammengerafft hatte, aus ihrem Zimmer. Die Katze war dicht hinter ihr.
„Zum Tor hinunter!“ summte Sloosh laut in Deyvs Ohr.
Deyv bedurfte dazu keines Befehls, aber er zögerte trotzdem. Es schien – fast – besser, zu bleiben und sich von der Decke zermalmen zu lassen, als sich jenem Grauen auszusetzen.
Sloosh, der sich den Würfel unter den einen Arm g e klemmt hatte und die Axt in der anderen Hand hielt, summte noch etwas, das übertönt wurde, als es in der Wand am anderen Ende des Korridors zu krachen begann.
Dann fingen alle an zu rennen. Als sie den Aufzug e r reichten, trafen sie die Shemibob, die einen großen L e derbeutel bei sich hatte, und Phemropit, der in dem Au f zug auf sie wartete.
„Schnell, schnell!“ schrie sie ihnen zu. „Wenn der Schacht einstürzt, sitzen wir in der Falle!“
Es hätte keiner besonderen Aufforderung bedurft. In dem Moment, in dem der letzte einstieg, sprach die Sh e mibob das Codewort. Der Aufzug sank nun wesentlich schneller als beim letzten Mal. Er blieb schließlich mit einem solchen Ruck stehen, daß die meisten von ihnen in die Knie gingen. Sie fielen alle nebeneinander heraus – der Türeingang war sehr breit – und rannten durch den Korridor. Phemropit blieb, obwohl es sich mit seiner Höchstgeschwindigkeit bewegte, fünfzehn Meter hinter den anderen zurück.
Als sie an dem brennenden, flackernden, sich hin und her windenden Tor angelangt waren, zögerte die Shem i bob nur eine einzige Sekunde. Dann verschwand sie mit einem lauten Schrei, der wohl dazu gedacht sein mochte, ihre Furcht zu überwinden, mitten in die Helligkeit.
Sloosh folgte ihr mit zitternden Blättern.
Die Menschen und der Yawtl standen wie erstarrt. Während sie noch versuchten, ihren ganzen Mut zusa m menzunehmen, rollte das Geschöpf aus Metallstein ei n fach weiter. Es hatte sich nie zu der Wirkung geäußert, die das Tor auf es haben könnte. Vielleicht teilte es En t setzen und Ekel seiner Gefährten nicht. Aber was immer es davon hielt, es fuhr einfach weiter, als ob es überhaupt keine Gefühle hätte.
In der Halle hinter ihnen krachte es. Über und unter ihnen bebte alles. In diesem Moment begriff Deyv, daß unter Umständen das gesamte Schloß zusammengedrückt und zu Staub zermahlen durch das Tor gesaugt werden würde. Wenn sie schneller als die vielen Tonnen zerst o ßenen Materials sein wollten, mußten sie sofort handeln. Auch fiel ihm auf, daß die Luft allmählich sehr heiß wurde. Die Maschine, die den Hitzeüberschuß durch das Tor pumpte, wurde mit der Belastung nicht mehr fertig. Die durch den Druck entstehende Reibungshitze würde sie bald braten lassen.
Vana rief: „Deyv! Hoozisst! Helft
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