Dunkel ist die Sonne
wieder auf und begann sich an den Wänden entlangz u fühlen, da er mit Sicherheit erwartete, den Beutel mit den Eiern auf einem Sims zu finden, falls er dort war. Und dann schrie er vor Freude fast auf. Seine Hand war auf Leder gestoßen, und darin befanden sich wenigstens zehn runde Gegenstände, die die Seeleneier sein mußten. Aber er mußte ganz sichergehen.
Er trug den Beutel zum Türeingang, knotete die Schnur auf und holte heraus, was er erhofft hatte. Da er sich nicht die Zeit nehmen wollte, sein eigenes Ei zu s u chen und anzulegen, legte er das Ei wieder zurück, o b wohl ihn die Versuchung fast überwältigte. Bevor er h i nauslief, hielt er inne, um die Lage zu überblicken.
Sie hatte sich unglaublich schnell verändert. Der Wächter, der im Begriff gewesen war, den Yawtl niede r zuschlagen, lag inmitten der Hunde auf dem Boden. Deyv vermutete, daß der Gefangene den Mann in den Magen oder die Leistengegend getreten hatte.
Dort drüben war der Yawtl, der sich irgendwie seiner Fesseln entledigt hatte. Der Bursche mußte entweder g e lenkig wie Gummi oder glatt wie ein nasser Felsen sein. Hinter ihm kamen die beiden Wächter, und diesen folgte wiederum dicht auf den Fersen ein Rudel Hunde. Ein Mann schleuderte einen Speer. Deyv konnte nicht sehen, ob er sein Ziel getroffen hatte, aber er glaubte es eigen t lich nicht. Die Wächter stießen kein Triumphgeschrei aus, wenn es auch schwer gewesen wäre, dies bei dem Lärm, den die Hunde machten, zu hören.
Jetzt jagten die Hunde, die mit dem gefallenen Wäc h ter beschäftigt gewesen waren, den anderen nach. Sie ließen eine freie Stelle zurück, auf der Deyv den Mann liegen sehen konnte. Er war auf den Knien und hielt sich mit beiden Händen den Bauch.
Aus der Richtung, in die der Yawtl gelaufen war, schloß Deyv, daß er auf die Leiter desjenigen Wächters lossteuerte, den Vana erschossen hatte. Das war gut so. Denn es bedeutete, daß sie den gleichen Weg, den sie hereingekommen waren, auch auf dem Rückweg nehmen konnten. Wo aber war die Frau geblieben?
Kaum hatte er dies gedacht, als sie auch schon au f tauchte. Keuchend kam sie um die Ecke gerannt. Deyv trat aus dem Türeingang heraus, grinste und hielt den Beutel hoch. Sie jauchzte vor Freude und schlang die Arme um ihn. Er aber wandte den Kopf, so daß sie ihn nur auf die Wange und nicht auf den Mund küssen kon n te. Selbst in diesem Augenblick des Triumphes mußte er daran denken, daß diese Lippen Menschenfleisch berührt hatten.
Sie trat ein Stück zurück und sagte: „Gib mir mein Ei!“
„Sobald wir hier heraus und vor den Wächtern in S i cherheit sind“, erwiderte er. „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
Sie sah verlangend auf den Beutel, aber sie nickte. „Dann laß uns gehen!“
Ohne ihn zu fragen, welche Richtung sie einschlagen sollen, rannte sie um die Hütte herum und zwischen den anderen hindurch. Er hätte es vorgezogen, zu der Mauer mit den Toren und an dieser entlang bis zu dem Wächter zurückzulaufen. Auf diese Weise wäre die Gefahr, auf die Wächter oder die Hunde zu stoßen, geringer gewesen. Es machte ihn ein wenig ärgerlich, daß sie seine En t scheidung nicht abgewartet hatte, aber er konnte nichts daran ändern. Er ging ihr mit gezogenem Schwert nach. Sie hielt ihr Blasrohr immer noch fest in der Hand.
Bevor sie am Ende der Gasse angekommen war, raste der Yawtl quer vor ihr vorbei. Einen Augenblick später jagten ein paar der großen gelben Hunde bellend hinter ihm her. Es folgten die beiden Wächter, und hinter diesen kamen noch mehr Hunde.
Vana sprang seitlich in ein Haus. Aber einer oder auch mehrere der Hunde mußte sie gewittert haben. Ein großes Tier blieb stehen, winselte, rannte dann zurück und bellte das Haus an, in dem sie verschwunden war. Fünf weitere Hunde folgten ihm; die anderen blieben auf der ursprün g lichen Fährte.
Deyv lief geräuschlos zu den Tieren hin, die jetzt knurrten. Zwei standen im Türeingang, bis plötzlich einer von ihnen ein Kläffen von sich gab und umfiel. Vana mußte ihn erschossen oder mit dem Tomahawk erschl a gen haben. Da hieb er auch schon auf die drei übrigen ein, die noch draußen standen. Einer starb, dann ein zwe i ter. Der Dritte schließlich drehte sich blitzschnell um und sprang davon; von den weißen Zähnen tropfte der Speichel.
Deyv warf einen flüchtigen Blick zur Seite. Der zweite Hund im Türeingang war ebenfalls zu Boden gegangen, und Vana tat einen Schritt über die beiden Körper hi n weg.
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