Dunkel ist die Sonne
gedacht, daß ihr ke i ne Chancen hättet, an die Eier heranzukommen. Ich nahm an, daß man euch bei dem Versuch töten würde oder daß ihr aufgeben würdet. In gewissem Sinne habe ich mich ja auch nicht mal getäuscht. Ich hatte eben nicht die genauen Daten, um einen richtigen Schluß ziehen zu können. Ich wußte nicht, daß ihr beide so fest en t schlossen wart. Euer vorheriges Verhalten hat derart starke Charaktereigenschaften in keiner Weise vermuten lassen. “
„Was die Rückgabe des Prismas an mich betrifft, so hätte dies einfach euren Dank mir gegenüber ausg e drückt. Ihr Menschen redet doch dauernd über Dankba r keit. Vielleicht ist das alles ja wirklich nur Gerede; vie l leicht besitzt ihr sie ja gar nicht so sehr, sondern habt vielmehr das Gefühl, sie zeigen zu müssen. Ein moral i scher Zug, dem man dadurch genügt, daß man von ihm spricht, aber nicht nach ihm handelt. Da ihr aber ohne mich die Spur des Yawtl gar nicht hättet verfolgen kö n nen, genauso wenig wie ihr das in Zukunft können we r det, hättet ihr euch eben dankbar erweisen sollen, indem ihr mir den Kristall mitbrachtet.“
„Das hätten wir vielleicht tun können“ sagte Deyv, ohne wirklich daran zu glauben.
„Weiß der Yawtl, daß du seine Geisterspuren sehen kannst?“ erkundigte sich Vana.
„Keine Ahnung. Das hängt davon ab, ob er engen Kontakt mit meinem Volk gehabt hat.“
Sie kamen an eine weitere Straßenkreuzung. Vana fiel auf die Knie und verbeugte sich dreimal. Deyv folgte ihrem Beispiel. Der Archkerri jedoch spazierte einfach weiter. Deyv, der ihn beobachtet hatte, war verblüfft, weil ihm nichts passierte. Weder Blitze noch irgendeine andere fürchterliche Strafe wurden von der Straße ausg e sandt. Er erhob sich und eilte hinter Sloosh her.
„Hast du einen Pakt mit den Göttern geschlossen?“ fragte er ihn. „Oder bist du etwa selbst ein Halbgott?“
Sloosh brauchte nicht erst zu fragen, was er meinte. Das Gehirn in dem Kohlkopf wußte ganz genau B e scheid. Das heißt, wenn in dem Kopf überhaupt ein G e hirn war, denn da er den Mund an der Brust hatte, konnte auch das Gehirn dort sein oder vielleicht im Unterleib.
„Wieso sollte ich einem Signal huldigen, das einen Verkehr regelt, der vor vielen Generationen aufgehört hat zu existieren?“
Deyv war so verblüfft, daß er einen ganzen Auge n blick lang nicht pfeifen konnte.
„Meinst du etwa, daß die Alten diese Signale vor so langer Zeit gemacht haben?“
„Jawohl.“
„Und sie funktionieren immer noch?“
„Mußt du eigentlich unbedingt das Offensichtliche noch einmal sagen?“
Vana hatte den größten Teil der Unterhaltung mita n gehört und sagte: „Dann sind die Pfosten gar keine Gö t ter, und die Augen, die sie immer blitzen lassen, sind gar keine richtigen Augen?“
„In gewissem Sinne sind sie das schon. Sie erfassen den Verkehr, und wenn die Möglichkeit eines Zusa m menstoßes besteht, strahlen sie das rote Licht aus, um den Verkehr auf der einen Straße zum Halten zu bringen und damit den Verkehr auf der anderen Straße ungehi n dert weiterfließen kann! Aber die Posten haben außer den Sichtzeichen noch andere Mittel, den Verkehr anzuze i gen.“
„Was für eine Art Verkehr hatten die Alten denn?“ fragte Deyv. „Warum hätten sich die Alten über Fußgä n ger Gedanken machen sollen? Oder sind sie auf Tieren geritten, wie es in der Sage heißt?“
„Sie bewegten sich in großen Metallfahrzeugen vo r wärts, die über der Straße schwebten, und zwar vermöge einer Kraft, die du ohne ausführliche Erklärungen nicht verstehen würdest. Welche ich dir natürlich gern geben werde. Sie bewegten sich mit einer Geschwindigkeit, die selbst die des schnellsten Vogels übertraf. Ja, die so schnell wie der stärkste aller Winde war.“
„Bei Tirsh!“ gelobte Vana. „Warum hast du mir das nicht früher gesagt, statt mich ihnen huldigen zu lassen?“
„Du hast mich ja nicht danach gefragt.“
Vana hob ärgerlich die Hände.
Deyv bemerkte, indem er seine eigene Sprache g e brauchte: „Du bist wirklich ein Kohlkopf!“
Falls der in ihren Gesten und ihrer Mimik ausgedrüc k te Ärger auf Sloosh irgendwelchen Eindruck machte, so verstand er diesen jedenfalls zu verbergen. Er ging nur gemächlich nach vorn und ließ sie, die sich gegenseitig anstarrten, einfach stehen.
Zwei Ruhezeiten vergingen. Außer auf ein Rudel g e fleckter Löwen stießen sie auf nichts, was sie weiter b e unruhigt hätte. Die Löwen aber hatten
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