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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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keine Angst, entdeckt zu werden. Er und Rowan waren wie gewöhnliche Menschen gekleidet, wie anonyme Bewohner der Burganlage.
    Das Mädchen führte ihn eine nebelverhangene Straße hinauf, bis sie eine alte Hütte erreichten, nahe der Stelle, wo der Garten des Zauberers gelegen hatte. Wein kletterte die Rückwand der Hütte hinauf. Nur ein kurzer Frost war nötig, um den Trauben ihre Süße zu geben.
    Die beiden schlugen sich den Bauch mit den Weinbeeren voll, denn sie wußten nicht, was sie an diesem Tag noch zu essen bekommen würden. Als jemand in der Klause hustete, erhob sich Gaborn, bereit, zu verschwinden. Jemand polterte in der Kate herum und humpelte, auf einen Stock gestützt, hin und her. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Bewohner nach draußen kam.
    Gaborn zog Rowan hoch, als auf den Feldern südlich der Burg Jagdhörner erschollen.
    Dem scheppernden Klang der Hörner folgte augenblicklich ein Grunzen und Kreischen. Gaborn stieg den Hügel ein wenig höher hinauf, um über die Mauer auf die nebelverhangenen Felder blicken zu können. Der Fluß lag im Osten, die Äcker dahinter. Die Bäume des Dunnwalds standen auf einer Anhöhe auf der anderen Talseite im Süden.
    Am Waldrand des Südhanges sah er plötzlich eine Bewegung im Dunst: das Blinken von stählernen Rüstungen, Spitzenhauben, erhobenen Lanzen. Reiter eilten am Waldrand entlang, flogen im leichten Galopp dahin.
    Vor ihnen rannten über tausend Nomen, schwarze Schatten, die sich schwerfällig entsetzt kreischend und heulend auf allen vieren über den Erdboden fortbewegten. Die Nomen flohen aus dem Wald, hielten, halb geblendet vom Tageslicht, auf die Burg zu.
    Da – Gaborn entdeckte an der mitternachtsblauen Tracht des Hauses Orden den grünen Ritter.
    Er konnte es nicht fassen sein Vater griff die Burganlage an.
    Nein! wollte er brüllen.
    Der Angriff war Selbstmord. Sein Vater hatte nur ein paar Mann als Gefolge mitgebracht. Sie waren als leichte Eskorte mitgekommen – reiner Zierat – und auf einen Krieg nicht vorbereitet! Sie hatten keine Katapulte dabei, keine Zauberer, keine Wurfgeschütze.
    Als Gaborn das erkannte, wurde ihm klar, daß es kaum eine Rolle spielte. Sein Vater wußte, daß er sich in der Burg Sylvarresta befand, und die Festung war gefallen. Sein Vater würde alles tun, was er für nötig hielt, um seinen Sohn wiederzubekommen.
    Diese Erkenntnis, die Vorstellung, daß er mit seiner Dickköpfigkeit, seiner Dummheit plötzlich das Leben so vieler Menschen in Gefahr brachte, erfüllte Gaborn mit Schuldgefühlen und Entsetzen.
    Auch wenn die Soldaten seines Vaters nur als »Zierat«
    mitgekommen waren, wie Zierat kämpften sie nicht. Die Pferde stürzten sich den Hang hinab, wühlten den Nebel auf, ihre Reiter hatten die Äxte hoch erhoben. Er sah Nomen vor den Klingen der Ritter davonrennen. Sie kreischten vor Entsetzen, ihre gelben Fänge klafften weit auseinander. Einige Nomen drehten sich um und stemmten die Knäufe ihrer Speere in den Morast.
    Die Ritter seines Vaters stürmten auf gepanzerten Pferden voran, Lanzen zersplitterten, Äxte senkten sich, Blut und Schlamm und Fell füllte die Luft, dazu das Geheul der Nomen, die Schreie der Sterbenden.
    Von Süden her hörte er das Donnern von Hufen. Hunderte von Stimmen erhoben sich zu einem einzigen Schrei, dem Schlachtruf: »Orden! Orden, der Tapfere!«
    Als Antwort ertönte von Osten ein gewaltiges Gebrüll. Ein Truppenkontingent aus Frowth-Riesen stürmte über die Felder auf der anderen Seite des Flusses, hielt von den östlichen Feldern aus auf den Dunnwald zu – achtzig Riesen, die sich schwerfällig wie Hügel durch den Nebel bewegten.
    Von den Burgmauern wurden die Rufe der Wachen und der Klang von Hörnern herübergetragen, die Raj Ahtens Soldaten aus ihren Betten scheuchten und in die Schlacht beorderten.
    Gaborn hatte Angst, der Wolflord könnte seine Ritter auf das Schlachtfeld schicken. Haus Orden besaß höchstens ein Truppenkontingent von zweitausend Mann, es sei denn, seinem Vater war es gelungen, Verstärkung von einer der kleineren Burgen Sylvarrestas mitzubringen.
    Die Befürchtung erwies sich als grundlos. Er hörte die Rufe am Südtor und das Klirren der Ketten, als die Zugbrücke hastig hochgezogen wurde. Der Nebel im Tal war so dicht, daß Gaborn nicht erkennen konnte, ob einer der Nomen es über die Brücke schaffte.
    Dann erkannte er, daß Raj Ahten jetzt keinen Ausfall machen würde. Gut möglich, daß er nicht abschätzen konnte, wie groß

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