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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Gestank verdunstenden Urins der Lasttiere erfüllte den Markt zusammen mit den Gerüchen von Erde und menschlichem Schweiß. In der Enge der Gebäude schien die Luft zu stehen.
    Gaborn eilte die Straße zu den Ställen hinunter, wo ein alter Fuhrmann aus Fleeds ihm seinen schwarzbraunen Hengst brachte. Das Pferd schnaubte, als es Gaborn erkannte, nahm den Kopf hoch und hob den blonden Schweif. Es schien ebensowenig wie Gaborn abwarten zu können, aufzubrechen.
    Gaborn streichelte seinem Pferd über die Nüstern und untersuchte den Hengst. Er war gut gepflegt worden. Sein Fell war gestriegelt, Schweif und Mähne geflochten.
    Selbst die Zähne waren sauber. Sein Bauch war dick, und er kaute noch immer Heu.
    Ein paar Augenblicke später führte der Stallmeister das weiße Maultier des Days heraus. Es war zwar kein Kraftpferd, dem man Gaben der Muskelkraft in den Hals eingebrannt hatte, trotzdem war auch das Maultier offensichtlich gut gepflegt worden.
    Gaborn blickte immer wieder über die Schulter, suchte nach weiteren Meuchelmördern, konnte aber hier bei den Ställen nichts Außergewöhnliches entdecken.
    Gaborn erkundigte sich beim Stallmeister: »Habt Ihr irgendwelche Männer in die Stadt reiten sehen – Männer von dunkler Gesichtsfarbe, die zu zweit unterwegs waren?«
    Der Stallmeister nickte nachdenklich, als erstaunte ihn die Frage. »Ja, jetzt, wo Ihr es erwähnt, vier solcher Männer haben ihre Pferde bei mir untergestellt, und ich habe vier weitere Richtung Norden durch die Heugasse reiten sehen.«
    »Sieht man hier solche Männer oft?« wollte Gaborn weiter wissen.
    Der Stallmeister zog die Augenbrauen hoch. »Um die Wahrheit zu sagen, sie wären mir gar nicht aufgefallen, hättet Ihr nicht davon gesprochen. Aber auch spät gestern abend sind zwei solcher Herren durch die Stadt geritten.«
    Gaborn runzelte die Stirn. Meuchelmörder überall entlang der Straße, die nach Norden führte. Wohin? Nach Burg Sylvarresta, einhundert Meilen von hier?
    Während er die Stadt verließ, nahm Gaborns Besorgnis noch zu. Er lenkte seinen schwarzbraunen Hengst über die Himmeroft-Brücke, eine malerische Brücke aus Stein, die den breiten Fluß überspannte. Von ihrem höchsten Punkt konnte er große, braune Forellen sehen, die sich an den tieferen Stellen sonnten und an den seichteren unter den Weiden nach oben kamen, um nach Fliegen zu schnappen. Der Fluß war breit hier, friedlich.
    Auf der Brücke bemerkte er keine Anzeichen von Meuchelmördern.
    Das Pflaster wich am anderen Ufer einer unbefestigten Straße, die sich durch das Land nach Westen schlängelte. Eine Nebenstraße führte nach Norden. Die Straßen trafen sich im Wald, und in den Wäldern Richtung Norden wuchsen Glockenblumen. So spät in der Saison blühten keine. Nur ein paar abgestorbene Blumen standen noch, verwildert und zu Violett verblaßt. Gaborn bog in den Glockenblumenweg ein und ließ das Pferd laufen. Es war ein Krafthengst, und in seinen Hals waren Gaben des Stoffwechsels, der Muskelkraft, der Anmut und der Geisteskraft eingebrannt, die ihm die Geschwindigkeit von drei, die Kraft und Eleganz von zwei und den Verstand von vier Tieren verliehen. Dem Körperbau nach war der Hengst ein Jagdpferd ein feuriges Tier, das für das Laufen und Springen auf Waldpfaden gezüchtet worden war. Ein solches Geschöpf war nicht dafür geschaffen, sich in den Ställen Bannisferres auszuruhen und sich mit Hafer vollzufressen.
    Auf seinem weißen Maultier, einem böswilligen Geschöpf, das bei jeder Gelegenheit nach Gaborns Hengst schnappte, hatte der Days Mühe, Schritt zu halten.
    Dann geschah etwas Seltsames: Gaborn war über Wiesen geritten, auf denen die frisch aufgeschichteten Heuhaufen dicht an den Fluß heranrückten. Und die Wiesen waren ziemlich menschenleer, jetzt, da die Hitze des Tages ihren Höhepunkt erreicht hatte.
    Doch als Gaborn drei Meilen außerhalb von Bannisferre die Kuppe eines kleinen Hügels erreichte, sah er sich plötzlich einem niedrigen, dünnen Nebel gegenüber, der die Heuhaufen in Dunst einhüllte.
    Es war ein seltsamer Anblick – Nebel, der an einem sonnigen Tag am frühen Nachmittag, aufkam. Eichen und Heuhaufen ragten aus dem Dunst hervor. Der Nebel hatte eine seltsame Farbe: blau. So etwas hatte er noch nicht gesehen.
    Er hielt an. Sein Pferd wieherte, der Anblick machte es nervös. Langsam, schnuppernd ritt Gaborn in die Nebelwand hinein.
    Ein seltsamer Geruch lag in der Luft, etwas, das schwer zu bestimmen war. Schwefel,

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