Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
Vom Netzwerk:
fallen. Der Riese stützte sich wachsam auf seinen Pfahl, beugte sich vor und schnupperte aus zehn Fuß Entfernung.
    Frowth-Riesen
    haben
    keinen
    scharfen
    Geruchssinn. Zwischen den Augen maß das Ungeheuer bestimmt zwei Fuß. Seine breite Nase kräuselte sich beim Schnuppern.
    Gaborn roch fauliges Fleisch in seinem Atem und sah getrocknetes Blut, das sein Fell verklebte. Er hatte vor kurzem Aas gefressen.
    Er kam einen halben Fuß näher. Gaborn machte einen Schritt nach vorn und gab dabei leise Laute von sich, so als sei er ein befreundeter Soldat, der sich auszuweisen versuchte.
    Die Größe der Bestie überwältigte ihn. Neben ihm bin ich ein Nichts. Ein Nichts. Er könnte mich wie ein Neugeborenes in die Höhe heben. Jede der riesigen Pranken war fast so lang wie Gaborn. Es spielte keine Rolle, daß er ein Runenlord war.
    Diese gewaltigen Pranken konnten ihm die Knochen zerschmettern und die Muskeln zerreißen.
    Die silbrigen Augen kamen näher, ein jedes tellergroß. Nicht die Kehle, erkannte Gaborn. Sie war zu weit entfernt für einen Stoß. Ziel nicht auf die Kehle. Das Auge. Die riesigen Silberaugen waren nicht durch eine dicke Haut geschützt.
    Das Wesen war alt, sein Gesicht unter dem Fell vernarbt.
    Eines der ganz alten also, die über das Eis im Norden gekommen waren. Ein ehrwürdiges Wesen. Gaborn hätte gern seine Sprache gesprochen, um irgendeine Möglichkeit zu finden, es zu bestechen.
    Der Frowth-Riese ging vorwärts auf die Knie, schnupperte, und seine Augen weiteten sich überrascht.
    Gaborn zog seinen Degen und stach zu. Die Klinge bog sich, als sie das Riesenauge traf, glitt hinter die Augenhöhle, tief hinein in das Gehirn des Ungeheuers. Gaborn verdrehte die Klinge mit einem heftigen Ruck, tänzelte zurück, und schlitzte das Auge beim Herausziehen auf. Auf die Menge von Blut, die aus der Wunde schoß, war er nicht vorbereitet.
    Der Riese wankte rückwärts und faßte sich ans Auge. In diesem Augenblick erschlaffte sein Unterkiefer. Aufrecht stand er da, torkelte einen Schritt nach links und reckte seine Schnauze in den Himmel.
    Selbst im Sterben blökte der Riese noch eine Warnung. Ein tosendes Gebrüll erschütterte den Wald. Rings um Gaborn, im Norden, Süden, Osten und Westen, stimmten Riesen ein Antwortgeheul an.

KAPITEL 5
Im Bergfried der Übereigner
    An jenem Abend lag die Stadt unterhalb von Burg Sylvarresta still und ruhig da. Im Laufe des Tages waren Händler aus dem Süden in ungewöhnlich großer Zahl eingetroffen Karawanen, die kostbare Gewürze und Farben, Elfenbein und Stoffe aus Indhopal brachten.
    Leuchtendhelle Seidenpavillons schmückten die Wiesen vor der Burg. Die Lampen im Innern ließen die Zelte erstrahlen wie bunte Edelsteine Jade, Smaragd, Topas und Saphir.
    Von den dunklen, ungemütlichen Burgmauern aus bot das Lager einen wunderschönen, wenn auch verwirrenden Anblick.
    Die Gardisten auf den Mauern wußten, daß der »Gewürzhändler« an diesem Tag viel zu schnell freigekauft und der unerhörte Preis, den der König verlangt hatte, zu widerspruchslos akzeptiert worden war. Die Südländer konnten über die Auslösung nicht glücklich sein. Die Gemüter waren erhitzt. Allgemein fürchtete man, die Indhopaler könnten sich erheben.
    Mit den Karawanen der Packmaultiere und Pferde war auch etwas Neues und Unglaubliches eingetroffen, etwas, das man in all den Jahrhunderten, in denen Kaufleute aus Indhopal den Jahrmarkt besuchten, noch nicht gesehen hatte: Elefanten. Vierzehn weiße Elefanten, einer davon mit Runen der Kraft gezeichnet.
    Ihr Eigentümer, ein einäugiger Kerl mit zottigem Bart, behauptete, er habe sie gekauft, weil sie eine Rarität seien. In Burg Sylvarresta war jedoch bekannt, daß Kraftelefanten im Krieg oft mit Rüstungen bestückt und als Rammböcke gegen Burgtore eingesetzt wurden.
    Und die südländischen Händler hatten zu viele Wachen zum Schutz der Karawanen angeheuert. »Ja, sicherlich«, gaben sie zu, legten die Hände unter dem Kinn aneinander und verneigten sich. »Mit den Banditen in den Hügeln ist es dieses Jahr sehr schlimm. Fast so schlimm wie mit den Greifern in den Bergen!«
    In der Tat war es wohl ein schlechtes Jahr, was Greifer anbetraf. Ganze Trupps von ihnen hatten in den Bergen das Grenzgebiet nach Süden verwüstet in Fleeds und weiter westlich in Orwynne. Soldaten aus Sylvarresta hatten im letzten Frühjahr sogar im Dunnwald Spuren von ihnen gefunden – die ersten seit dreißig Jahren.
    Die Bevölkerung von Heredon war

Weitere Kostenlose Bücher