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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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König empfing ihn im Großen Saal, in den er sich bereits mit seinen Ratsmitgliedern zurückgezogen hatte. Gaborn eilte nach vorn, um seine Hände zu ergreifen, doch der König stoppte ihn mit einem Blick. Obwohl Gaborn ihm bereits einmal begegnet war, wirkte Sylvarresta abweisend.
    »Mein Lord«, sagte Gaborn mit einer nur leichten Verbeugung, wie es seinem Rang entsprach. »Ich bin gekommen, um Euch vor einem Angriff zu warnen. Raj Ahtens Armeen stehen südlich von hier – im Dunnwald – und rücken rasch näher. Sie müßten bei Einbruch der Dunkelheit eintreffen.«
    Ein besorgter, unsicherer Blick huschte über das Gesicht des Königs, er warf Kommandant Ault einen Blick zu und befahl: »Bereitet Euch auf eine Belagerung vor – rasch!«
    Manch anderer König hätte sich bezüglich der Einzelheiten auf seine Offiziere verlassen, nicht jedoch Sylvarresta – unsicher, wie Gaborn schien, listete er, wie zur Billigung durch Ault, ausgefallene Einzelheiten auf.
    »Schickt ein Kommando durch die Stadt und sorgt dafür, daß die Dächer vor Feuer gesichert werden. Was die Händler aus dem Süden anbetrifft, die draußen ihr Lager aufgeschlagen haben – ich fürchte, wir müssen so unfreundlich sein und ihre Waren beschlagnahmen. Aber vermeidet ein unnötiges Blutbad. Laßt ihnen die Reittiere, damit sie nach Hause ziehen können, und genügend Vorräte, damit sie auf der Reise nicht verhungern. Oh, und tötet die Elefanten draußen vor der Burg. Ich möchte nicht, daß sie unsere Tore niedertrampeln.«
    »Jawohl, mein Lord«, antwortete Ault mit sorgenumwölkter Miene, salutierte und eilte hinaus.
    Die zu treffenden Maßnahmen wurden in aller Eile beschlossen, und noch im selben Augenblick verabschiedeten sich mehrere andere Ratsmitglieder aus dem Raum.
    Dennoch hatte Gaborn das Gefühl, daß irgend etwas auf ganz fürchterliche Weise nicht in Ordnung war.
    Während die Ratsmitglieder einer nach dem anderen hinausgingen, betrachtete König Sylvarresta Gaborn in der beklemmenden Pause aus sorgenvollen, grauen Augen. »Ich stehe tief in Eurer Schuld, Prinz Gaborn. Wir hatten etwas Ähnliches erwartet, jedoch gehofft, es würde nicht vor dem Frühling soweit kommen. Wir wurden bereits gestern nacht von Raj Ahten angegriffen. Meuchelmörder sind über unsere Übereigner hergefallen. Wir waren allerdings auf sie vorbereitet, daher konnten sie keinen übermäßig großen Schaden anrichten.«
    Plötzlich verstand er Sylvarrestas Kälte, seine Unsicherheit.
    Der König wußte nicht mehr, wer Gaborn war.
    Sylvarresta sagte: »Seid gegrüßt, Prinz Orden!«
    Er rief über Gaborn hinweg: »Collin, richtet eine Mahlzeit und ein Bad für Prinz Orden, und reinigt seine Kleider. Wir können nicht zulassen, daß er in blutverschmierten Lumpen herumläuft.«
    Gaborn war dankbar für die freundliche Aufnahme, dennoch überkam ihn eine entsetzliche Angst. Wenn sich Sylvarresta nicht mehr an mein Gesicht erinnert, was hat er dann noch vergessen?
    Schlachttaktiken?
    Verteidigungsmaßnahmen?
    Natürlich waren sämtliche militärischen Berater des Königs aus ebendiesem Grund zusammengetreten um ihr Wissen zu koordinieren. Aber würden ihre gemeinsamen Kenntnisse gegen ein Ungeheuer wie Raj Ahten ausreichen?
    ZWEITES BUCH
    Der 20. Tag im Monat der Ernte: Ein Tag der Opfer

KAPITEL 7
Vorbereitungen
    Bis zum Sonnenuntergang setzte das Volk von Sylvarresta seine Vorkehrungen für die Belagerung fort. Die anfängliche Hysterie über den bevorstehenden Angriff das Geschrei der Kinder und Bauern, das hektische Treiben, als die Alten und Kranken aus der Stadt geflohen waren hatte sich gelegt. Jetzt bemannten sichtlich beunruhigte Bauern und Soldaten gleichermaßen die äußere Mauer. In den letzten vierhundert Jahren hatten sich nicht mehr so viele Menschen auf den Mauern versammelt und etliche, die nicht kämpfen würden, standen aus purer Neugier Wache.
    Schweine, Rinder, Schafe und Hühner liefen in den Gassen und auf den kleinen Wiesen herum – verängstigt, orientierungslos. Man hatte sämtliche Tiere von den Höfen draußen in die Stadt getrieben – um die Bewohner während der Belagerung mit Lebensmitteln zu versorgen und Raj Ahtens Truppen gleichzeitig diese Hilfe zu verwehren.
    Auf den braunen Feldern außerhalb der Stadt hatten sich die Händler zerstreut. Mitsamt ihren leuchtenden Pavillons und wenig mehr hatte man sie vertrieben. Raj Ahtens Truppen sammelten sich inzwischen oben auf dem Hügel am Rand des Waldes.
    Die Verteidiger

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