Dunkel ueber Longmont
Sylvarresta zu. »Ich hoffe, meiner Cousine Venetta geht es gut? Holt sie! Nehmt Euch einen Augenblick Zeit, Euch zu erfrischen. Wir werden eine Audienz abhalten, sobald Ihr Euch ein wenig wohler fühlt.« Er deutete mit einem Wink auf Sylvarrestas Rüstung, ein Befehl, daß er sie ablegen solle.
König Sylvarresta nickte, was kein Zeichen dafür war, daß er verstanden hatte, eher ein unterwürfiges Beugen des Kopfes, dann machte er sich zu den königlichen Gemächern auf. Iome hatte solche Angst, daß sie ihm folgte, statt in ihr eigenes Gemach zu gehen.
Weder der Days des Königs noch die von Iome folgten ihnen. Die Days zeichneten jede öffentliche Bewegung ihrer Lords auf, doch wagten sie es nicht, das Heiligtum des Schlafgemachs eines Runenlords zu entweihen.
Statt dessen hielt Raj Ahtens Days mit denen der königlichen Familie eine Versammlung in einem alten Alkoven draußen vor dem Schlafgemach ab, wo Gardisten und Diener oftmals auf ihren Lord warteten. Die Days blieben dort kurz stehen und unterhielten sich mit verschlüsselten Worten. Das geschah oft,
wenn
Days
aus
verfeindeten
Königreichen
zusammenkamen. Iome verstand ihre Geheimsprache nicht und verschloß vor ihrem Geschnatter einfach die Tür des Schlafgemachs.
Im Zimmer des Königs saß Königin Venetta Sylvarresta, bekleidet mit den feinsten königlichen Gewändern, in einem Sessel und starrte aus den Fenstern, die nach Süden hinausgingen.
Sie war eitel und mit zehn Gaben der Anmut weitaus schöner als Iome. Venetta hatte schwarzes Haar und einen olivfarbenen Teint wie Raj Ahten beider Teint war dunkler als Iomes. Die Juwelen in Venettas Krone reichten nicht an die zwanglose Schönheit ihres Gesichts heran. Ihr Zepter lag auf ihrem Schoß, ein goldener Stab mit einer perlenbesetzten Kugel an einem Ende.
»Damit«, sagte sie, ohne sich umzudrehen, »ist dein Königreich verloren.« Sie klang verletzter, als Iome sie je gehört hatte.
Ihr Vater zog seine gepanzerten Handschuhe aus und warf sie auf das riesige Himmelbett.
»Ich habe dir gesagt, du würdest verlieren«, fuhr Königin Sylvarresta fort. »Du warst zu weich, um es zu halten. Es war nur eine Frage der Zeit.« Weitere quälende Worte, anders als alles, was Iome je von ihrer Mutter vernommen hatte. Anders, so kam es Iome vor, als alles, was sie je gesagt hatte.
König Sylvarresta schnallte seinen Helm ab, warf ihn neben die Handschuhe, dann rüttelte er an den Nieten seiner Armschienen. »Ich bedaure nicht, was ich getan habe«, sagte er. »Unser Volk ist vergleichsweise friedvoll.«
»Aber ohne Verbündete, ohne einen starken König, der es beschützt«, sagte Iomes Mutter. »Wieviel Frieden hast du dem Volk wirklich geben können?«
Die Bitterkeit ihrer Worte verblüffte Iome. Ihre Mutter hatte immer gesetzt gewirkt, wie eine ruhige Stütze ihres Mannes.
»Ich habe dem Volk gegeben, was ich konnte«, antwortete ihr Vater.
»Und die Menschen lieben uns im Gegenzug wenig genug.
Wärst du mehr ein Lord gewesen, erhöbe es sich zu deiner Verteidigung. Dein Volk würde an deiner Seite kämpfen, auch wenn es keine Hoffnung sähe.«
Iome half ihrem Vater, seinen Schulterschutz abzustreifen, dann die hinteren Schienen seiner Oberarme. Augenblicke später lag sein Brustpanzer auf dem Bett. Erst jetzt bemerkte Iome, wie ihr Vater die Rüstung ausbreitete, einem stählernen Mann gleich, der mit dem Gesicht nach unten lag und in der tiefen Matratze zu ersticken drohte.
Venetta hatte recht. König Sylvarresta waren nie der Respekt und die Bewunderung zuteil geworden, die er verdient hatte.
Ein Eidgebundener Runenlord hätte Gefolgsleute anziehen sollen, hätte den Respekt seines Volkes verdient gehabt.
Statt dessen gingen die Menschen, die Gaben abtraten, zu fremden Königen, wie König Orden, wo sie ihre Fähigkeiten zu einem besseren Preis verkaufen konnten. Ein König wie Sylvarresta erhielt selten die Unterstützung, die er brauchte, es sei denn, ein Wolflord wie Raj Ahten kam des Wegs. Erst in der Auseinandersetzung mit einem Thronräuber, der sich seine Gaben durch Erpressung verschaffte, scharten sich die guten Menschen unter dem Banner eines Königs wie Sylvarresta zusammen.
Natürlich war dies der Grund, weshalb Raj Ahten hier zuerst angriff, erkannte Iome, wo er doch andere Königreiche hätte verwüsten können, die viel näher lagen.
»Habt Ihr mich verstanden, mein Lord?« meinte Venetta.
»Ich rede schlecht von Euch.«
»Ich habe dich gehört«, antwortete Lord
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