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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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aber lassen Sie Nell gehen.“
    â€žEine überraschend galante Geste, nur, so leicht lasse ich mich nicht täuschen. Wenn hier einer von Ihnen beiden schuldig ist, dann sie.“ Sein Gesicht war eine Maske kalter Verachtung, als er auf Nell deutete und sagte: „Solche Frauen locken die Männer einzig deshalb in ihr sorgfältig gespanntes Netz, weil sie wissen, dass wir ihnen immer in die Fänge gehen. Sie haben Duncan in Ihr Netz gelockt, und sehen Sie sich nur an, was aus ihm geworden ist! Ich habe ihn heute in der City Hall besucht. Ich habe gesehen, was Sie aus ihm gemacht haben. Sind Sie stolz auf sich? Sie haben einen wehrlosen, gutmütigen Mann zerstört.“
    â€žWehrlos? Gutmütig?“, wiederholte Nell ungläubig. „Haben Sie uns nicht kürzlich erst erzählt, wie er auch nicht vor Gewalt und Einschüchterung zurückschreckt, um zu bekommen, was er will? Er hätte mich fast umgebracht!“
    â€žWie viel von dem, was Sie uns über ihn erzählt haben, entsprach der Wahrheit?“, fragte Will.
    Adam überlegte einen Moment. „Virgil hat ihm tatsächlich seine Zigaretten gedreht.“
    â€žOh Gott“, flüsterte Nell.
    â€žEr ist mit einer Pistole auf Nell losgegangen!“, rief Will.
    â€žEr ist mit einer Pistole auf mich losgegangen“, berichtigte Adam und klang, als spräche er zu jemanden, der besonders schwer von Begriff war. „Er war so verblendet, Nell beschützen zu wollen. Nachdem sie ihn letzte Woche besucht hatte, wollte ich ihm alles so erklären, dass auch er es endlich verstehen würde. Ich versuchte ihm begreiflich zu machen, dass sie seiner nicht würdig ist und dass er bald frei von ihr sein würde, bloß er … geriet außer sich. Und in jener Nacht ist er dann ausgebrochen. Als ich herausfand, dass er in Boston war und mich davon abhalten wollte, Gottes Willen auszuführen, blieb mir keine andere Wahl, als ihn so sehr zu diskreditieren, dass niemand ihm mehr glauben würde.“
    Nell wurde bewusst, dass Duncan es für sie getan hatte. Er war aus dem Gefängnis geflohen und das Risiko eingegangen, bald schon wieder aufgespürt zu werden, nur um sie zu beschützen. Sie schloss die Augen und war den Tränen wieder so nah wie nach ihrem heutigen Besuch in der City Hall. Reiß dich zusammen. Bewahr dir einen kühlen Kopf.
    Ganz ruhig sagte Will: „Ich glaube, dass ich es nun verstehe, Adam. Ich verstehe es wirklich. Und Sie haben recht – Ehebruch ist eine Sünde. Nach Ihren Worten …“
    â€žEs sind Gottes Worte.“
    â€žNach Gottes Worten bin ich tatsächlich ein Ehebrecher, denn ich hatte Verhältnisse mit verheirateten Frauen. Aber Sie müssen mir wirklich glauben, dass Nell keine von diesen Frauen war.“
    â€žDas reicht!“ Entschlossen zog Adam ein Taschentuch aus seiner Tasche und beugte sich über Will, der sich trotz seiner Fesseln zu wehren versuchte, als der Geistliche ihm das Tuch in den Mund stopfte. Adam schlang das restliche Stück Seil um Wills Kopf und zurrte es fest, damit der Knebel sicher saß. „Habe ich Ihnen denn nicht gesagt, Sie sollen aufhören, mich anzulügen?“
    Auf einmal wirkte Adam erschöpft und ließ sich in einen der Ledersessel fallen, die vor dem Kamin standen. Schweigend blickte er in das nur noch schwach brennende Feuer, bevor er schließlich zu sprechen begann: „Vor zwölf Jahren, als bei mir die ersten Geschwüre ausbrachen und ich erfahren musste, was meine Frau getan hatte – wozu sie mich gemacht hatte! –, zermarterte ich mir den Kopf, was ich nun tun solle. Ich versuchte, ihr zu vergeben. Vier lange Jahre habe ich versucht, ihr zu vergeben. Qualvolle Stunden habe ich in diesem verdammten Kasten zugebracht, bis zum Hals in Quecksilber getaucht, habe geschwitzt und geweint, während ich mir vorstellte, wie meine süße kleine Clarissa in den Armen eines anderen Mannes Erfüllung fand. Es wurde mir unerträglich. Ich wandte mich der Bibel zu, suchte dort nach Antworten, nach einem Weg – und ich fand ihn. Nun verstand ich, welchen Weg Gott für mich vorgesehen hatte, und ich bin seiner Vorsehung seitdem gefolgt.“
    â€žDer Bootsunfall Ihrer Frau …“, begann Nell.
    Er drehte sich um und sah sie an. „Gottes Wille. Ich tat nur, was er verlangte.“
    â€žUnd Bridie und Virgil …?“
    â€žJa, die beiden

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