Dunkel wie der Tod
teilen â doch das musste Duncan nicht unbedingt wissen.
âUnd der andere?â, fragte er. âDu hast gesagt, du hast es zwei Leuten erzählt.â
Etwas in seinem Ton lieà sie zögern, Will zu erwähnen. âWarum willst du das wissen, Duncan? Was kümmert es dich?â
Er zuckte die Schultern. âBin einfach neugierig. Früher war ich es, dem du vertraut hast und dem du Sachen erzählt hast. Na ja ⦠ich und dein Bruder.â
Das stimmte. Früher einmal waren Duncan und Jamie der Mittelpunkt von Nells Welt gewesen, die verlässlichen Felsen, auf die sie bauen konnte. Doch hier saà Duncan jetzt, hinter Schloss und Riegel, und Jamie dürfte mittlerweile dasselbe Schicksal ereilt haben â wenn er denn überhaupt noch lebte.
âAlles verändert sichâ, sagte sie. âSchau dich an, sprichst auf einmal von Gott.â
âNa jaâ, meinte er verlegen, âda hatte Pfarrer Beals seine Finger im Spiel.â
âIch mache mir ehrlich gesagt Sorgen darüber, was du ihm alles erzählt hast. Du scheinst dich sehr oft mit ihm unterhalten zu haben.â
Duncan nickte. âFeiner Mensch â zumindest für ânen Episkobalen. Er hat mich dazu gebracht, über Gott nachzudenken und was mit meiner Seele passiert, wenn ich mal nicht mehr bin.â
âWeià Pfarrer Beals über mich Bescheid? Ãber â¦?â
Duncan grinste. âDu meinst, ob er über Cornelia Cutpurse Bescheid weiÃ?â Das war ihr Spitzname gewesen â in der Bande von Taschendieben, Huren und Falschspielern, in die Duncan sie mit sechzehn eingeführt hatte. Damals war sie stolz gewesen auf diesen Namen, den sie ihren flinken Finger und der geistergleichen Heimlichkeit verdankte, mit der sie sich an ihre Opfer heranschleichen konnte. âJa, er weià davon.â
Nell rieb sich die Stirn und stöhnte leise.
âEr hat so eine Art, dass man meint ⦠Ich weià auch nicht, also man meint, man kann ihm alles erzählenâ, erklärte Duncan. âAls ob er einen verstehen würde und einen nicht nur verurteilt. Wenn man ihm was erzählt, ist das so, wie wenn man zur Beichte geht, nur besser, weil er richtig mit einem spricht und nicht nur sagt, wie viele Rosenkränze man dafür runterbeten muss. Früher warst du auch so, als wir noch zusammen waren. Ich konnt nichts vor dir verbergen.â
âDu hast ihm wirklich alles erzählt?â, fragte sie bestürzt. âÃber dich und mich?â
âKlar ⦠aber weiÃt du, das macht doch nichts. Von ihm hast du nichts zu befürchten, Nell. Er kennt die Hewitts ja nicht mal, und wenn doch, dann würd er ihnen doch nix davon sagen. Aber ich kann dir sagen, wegen wem du dir richtig Sorgen machen solltest.â Duncan beugte sich vor und stützte sich auf seine Ellenbogen. Die Sonne schien ihm ins Gesicht und lieà seine Augen in einem durchdringenden, klaren Blau aufleuchten. âWegen dem Sohn.â
Sie schaute ihn verständnislos an. âDem â¦?â
âIch weiÃ, dass er der andere ist, dem du alles erzählt hast, dem du vertraust. Ich weiÃ, dass du in ihn verliebt bist, aber er ist â¦â
âMoment mal â¦â
âEr ist aber nicht der, für den du ihn hältst. Du glaubst vielleicht, du kennst ihn. Meinst, dass er ein Gentleman wär, nur weil er ein Hewitt isâ und weiÃ, wie man sich schick anzieht, wie man sich benimmt und diesen ganzen Kram, aber wenn du wüsstest, wie er wirklich ist und was er so treibt, wenn du nicht bei ihm bist â¦â
Wie hatte er von Will erfahren? Wie konnte er über all das Bescheid wissen? âWer versorgt dich hier mit Informationen?â, verlangte sie von ihm zu wissen. âWoher weiÃt du, wo ich lebe, für wen ich arbeite, mit wem ich verkehre? Woher wusstest du zum Beispiel, dass ich den Sommer mit den Hewitts auf Cape Cod verbracht habe?â
Er schüttelte sein Taschentuch aus, wischte sich damit die Hände ab. âTut nichts zur Sache.â
âOh doch, das tut es. Du sitzt seit acht Jahren hinter Schloss und Riegel. Wie findest du so etwas heraus?â
âNur weil man im Knast hockt, ist man längst nicht von der Welt abgeschnitten â zumindest nicht, wenn man schlau ist.â
âDu täuschst dich übrigens â ich bin nicht in ihn verliebtâ, sagte sie unvermittelt.
âAlso jetzt komm,
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