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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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dir einzulassen, erwartest du vielleicht von mir, dass ich weitere zweiundzwanzig Jahre auf dich warte?“
    â€žNicht nötig. Ich komm in zwei Jahren hier raus – vielleicht auch früher, wenn sie meine gute Führung berücksichtigen.“
    â€žGute Führung? Du?“
    â€žPfarrer Beals hat da was geschrieben, weshalb er findet, dass ich nächstes Jahr auf Bewährung entlassen werden sollte, und der Direktor hat’s schon abgesegnet. Jetzt liegt es beim Bewährungsausschuss, aber Beals sagt, wenn ich mich bis dahin aus allem Ärger raushalte, dürfte es keine Probleme geben. Er will mir ein kleines Briefpult schenken, wenn ich rauskomme, damit ich …“
    â€žAch, du lieber Himmel.“ Die Welt schien sich auf einmal um ihre eigene Achse zu drehen. Nell hielt sich rasch an der Tischkante fest. „Das glaube ich nicht. Das glaube ich einfach nicht!“
    â€žGewöhn dich besser schon mal dran, mein Schatz, denn eh du dich’s versiehst, bin ich ein freier Mann, und dann werden wir beide wieder zusammen sein – so wie früher.“
    Ihre Stimme bebte vor Empörung, als sie ihn fragte: „Glaubst du allen Ernstes, ich würde dich jemals wieder in meine Nähe lassen – nach allem, was du mir angetan hast?“
    â€žIch bin jetzt ein ganz anderer Mann, als ich damals war“, erwiderte er und streckte seine Hand nach dem Türknauf aus. „Wenn ich hier erst mal raus bin und du mich wieder besser kennenlernst, wirst du merken, dass es stimmt.“
    â€žNiemals! Ich nehme dir nicht ab, dass du dich verändert hast, Duncan – zumindest nicht grundlegend, und darauf käme es an“, entgegnete sie, als er die Tür weit öffnete. „Du bist immer noch derselbe miese, durchtriebene Mistkerl, der du schon immer gewesen bist, und ich soll verdammt sein, wenn ich jemals zu dir zurückkomme und dich …“
    Pfarrer Beals, der draußen auf dem Gang stand, sah sie ungläubig an, sichtlich erschüttert, derlei Worte aus ihrem Munde zu vernehmen.
    Duncan schüttelte sich vor Lachen. „Oh Nell … mein liebstes Mädchen, ich kann dir gar nicht sagen, wie schön es ist, dich wiederzusehen!“

7. KAPITEL
    Wird auch langsam Zeit, dachte Nell, als die Haustür von Nummer 10 der Commonwealth Avenue endlich aufging. Gelbes Gaslicht drang nach draußen, und schemenhaft sah sie einen Mann aus Harry Hewitts hübschem Brownstone-Haus mit den großen Erkerfenstern kommen und die Treppe hinuntereilen.
    Es war Neumond und daher recht dunkel, und Nell stand gut dreißig Meter vom Haus entfernt. Sie hatte sich hinter einer der vielen Platanen versteckt, die man kürzlich erst gepflanzt hatte und die nun in zwei majestätischen Baumreihen den noch im Bau befindlichen Boulevard in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt unterteilten. Trotz der Dunkelheit erkannte sie – sehr zu ihrem Verdruss –, dass der Mann, der nun eiligen Schrittes zur nahe gelegenen Arlington Street lief, nicht Harry war. Er war zu klein, zu schmächtig. Harry war hingegen hochgewachsen – zwar nicht gar so groß wie sein Bruder Will, doch größer als der Durchschnitt, und er bewegte sich mit jener natürlichen Anmut, die allen Hewitts, auch den Männern, eigen war.
    Als er unter einer Straßenlaterne entlanglief, erkannte Nell ihn: ein Mann um die vierzig mit sich lichtendem blonden Haar und mit grauer Hose und schwarzem Frack recht ansehnlich gekleidet. Es war Edwin Speck, Kammerherr und Allzweckdiener, den Harry mit sich in die Commonwealth Avenue gebracht hatte, als er letzten März aus dem Haus seiner Eltern ausgezogen war. Damals war Harry zutiefst empört, weil sein Vater sich weigerte, Nell zu entlassen, die doch „nichts weiter sei als eine unverschämt anmaßende kleine Torftreterin, die lieber lernen sollte, Kartoffeln zu schälen und ihren verdammten Mund zu halten“. Dass August Hewitt Nell ohne großes Federlesens rausgeschmissen hätte, würde seine Frau ihm nicht gedroht haben, ihn zu verlassen, sollte er das tun, vermochte Harry keinesfalls zu besänftigen. Und wie schon so oft, war auch diesmal Leo Thorpe zu seiner Rettung eingesprungen. Mr. Hewitts Freund Thorpe gehörte ein Stadthaus in der Back Bay, in dem dereinst sein Sohn Jack gelebt hatte, und das Harry sich nun zu mieten erbot. Seitdem hatte er nicht eine Nacht mehr unter dem Dach seiner

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