Dunkel wie der Tod
ich weià über euch beide Bescheid! Ich weià alles. Und du weiÃt nichâ, dass solchen Männern eine Frau nicht reicht, und sieâs nie ernst meinen mit irgendeinem süÃen kleinen Ding aus der alten Heimat, ganz gleich, wie hübsch sie ist oder was sie aus sich macht. Diese Typen wollen eine Frau wie dich doch nur für eines.â
âDu weiÃt auch nicht immer alles, Duncanâ, meinte sie. Zwischen ihr und Will war es nie so gewesen. Und es würde auch nie so sein ⦠konnte gar nicht so sein ⦠niemals.
âIch weià genug.â
âDann glaub doch, was du willst.â Als ob es jetzt noch etwas ausmachte, was er von ihr dachte. Er hatte versprochen, ihr nicht mehr zu schreiben. Wenn sie Glück hatte, hielt er sein Versprechen, und sie würde nie wieder mit ihm zu tun haben. âIch finde, wir haben uns nichts mehr zu sagenâ, stellte sie fest und stand auf, um sich zu verabschieden.
âIch weiÃ, wo Virgil Hines steckt.â
Sie verharrte einen Moment und setzte sich dann wieder.
âWenigstens kann ich mir gut denken, wo er istâ, meinte Duncan.
Nell wartete.
âAls Pfarrer Beals mich vorhin geholt hat, hat er mir gesagt, dass du wegen Virgil hier wärst. Er hat gesagt, dass Virgil und irgendein Mädel seit ein paar Tagen verschwunden sind.â
âKanntest du Mr. Hines?â
âMr. Hines?â Duncan prustete vor Lachen. âVerdammt auch, jetzt sind wir aber ganz schön hochtrabend geworden, was?â
Nell schaute ihn erwartungsvoll schweigend an.
âIch kannte ihn nicht gutâ, räumte er ein und fuhr sich mit seinem mittlerweile völlig verdreckten Taschentuch über den Hals, âaber ich kannte ihn. Wir sind hier nur dreihundert Leute, alles in allem, und deshalb kennt jeder jeden. Hatte âne groÃe Klappe, dieser Virgil. Erzählte andauernd von soânem kleinen Hof, nördlich von hier, der nicht mehr bewirtschaftet wird, weil der Boden so steinig ist, und der nicht bewohnt ist. Immer, wenn er was ausgefressen hatte, hat er sich da versteckt â also wahrscheinlich ziemlich oft. Netter Kerl, aber nicht der Hellste.â
âWo ist dieser Hof? Hat er das auch erzählt?â
âSüdlich von Salem.â
Salem lag ungefähr zehn bis fünfzehn Meilen nördlich von Charlestown. âGenauer war er nicht?â
âOh doch, war er.â Duncan lümmelte sich in seinen Stuhl zurück und bedachte sie mit seinem groÃspurigen Lächeln, das ihr noch allzu gut in Erinnerung war. âWie gesagt, warân ziemlicher Schwätzer, dieser Virgil.â
Nell revanchierte sich mit ihrem Jetzt-mach-schon-Blick, doch sie kannte Duncan gut genug, um zu wissen, dass er es ihr nicht so leicht machen würde.
âWeiÃt du, ich müsste mich jetzt langsam mal für die Bibelstunde zurechtmachenâ, meinte er, knüllte sein Taschentuch zusammen und stopfte es sich wieder in die Hosentasche. âSo kann ich da nicht auftauchen, so voller Staub â¦â
âDu Mistkerlâ, zischte sie leise.
Er lachte schallend. â Das ist meine Nell!â
âIch bin nicht deine Nell, Duncan. Ich habe vor acht Jahren aufgehört, deine Nell zu sein.â
âJa, und alles war meine Schuld, und damit muss ich jetzt für immer leben. Du bist wütend auf mich, und da hast du allen Grund zu. Aber du kannst niemals aufhören, meine Nell zu sein. Zumindest niemals ganz.â
âOh doch, das kann ich. Ich habe es längst getan.â Sie schob ihren Stuhl zurück und stand auf. âIch muss jetzt gehen. Machâs gut, Duncan.â
âWillst du denn nicht wissen, wo dieser Hof ist?â, fragte er und stand auch auf.
âWillst du es mir denn sagen?â
âKlar. Nächstes Mal.â
âNächstes â¦?â Aber natürlich.
âIch muss mich jetzt waschenâ, sagte er und ging zur Tür, âaber wenn du mich wieder mal besuchst, reden wir weiter.â
âDu hast mir versprochen, wenn ich dich einmal besuchen käme â nur einmal â, würdest du mich in Ruhe lassen.â
âIch hab dir versprochen, dir nicht mehr zu schreiben. Ich hab nie gesagt, dass ich nicht immer versuchen würde, dich zurückzugewinnen.â
âZurückâ¦?â Ungläubig lachend fragte sie: âDas ist nicht dein Ernst, oder? Selbst wenn ich so dumm wäre, mich noch einmal mit
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