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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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graut davor, all die lieb gewonnenen Privilegien zu verlieren, die damit einhergehen, ein Hewitt zu sein.“
    â€žDeshalb also hat er Bridie selbst ausgezahlt, als sie in Schwierigkeiten war, anstatt wie bisher damit zu seinem Papa zu rennen“, stellte Nell fest.
    â€žUnd damit hätte die Sache seiner Ansicht nach erledigt sein sollen, was nur zeigt, wie naiv Harry trotz seines eleganten Äußeren und gewandten Auftretens im Grunde eigentlich ist. Leo Thorpe würde dem Mädchen viel mehr gezahlt haben, hätte jemanden mit ihr zu der Hebamme geschickt und danach dafür gesorgt, dass sie recht weit fortzieht, aber Harry hat geglaubt, wenn er ihr ein paar Brocken vor die Füße wirft, wäre alles vergessen. Er hat sie weiter in der Tuchfabrik arbeiten lassen, damit sie ihm auch weiterhin jene vergnüglichen Stippvisiten in seinem Büro abstatten könne. Offensichtlich hat er das alles nicht ganz durchdacht.“
    â€žDas zeugt weniger von Naivität als von seinem zutiefst selbstsüchtigen Wesen“, befand Nell und versuchte nicht einmal, ihre Verbitterung zu verhehlen. „Harry ist so sehr in seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen befangen, dass ihm gar nicht in den Sinn käme, jemand anders – und ganz gewiss nicht irgendeine einfache irische Fabrikarbeiterin – könne eigene Wünsche und Bedürfnisse haben, die den seinen entgegenstehen. Geschweige denn, dass sie es wagen würde, danach zu handeln.“
    â€žBridie ist die Woche darauf zu ihm gekommen und hat ihn wissen lassen, dass sie es sich anders überlegt hätte. Sie hätte beschlossen, das Kind zu behalten, und bräuchte deswegen regelmäßige großzügige Zuwendungen ad infinitum, um es anständig aufziehen zu können.“
    Nell lachte leise. „Harry kann einem fast leidtun! Und was hat er dazu gesagt?“
    â€žErst hat er sich gesträubt. Dann hat sie damit gedroht, zum Heiligen Augustus zu gehen und ihm alles zu erzählen. Damit stand Harry mit dem Rücken zur Wand, und er willigte ein, ihr nach der Geburt des Kindes jeden Monat hundert Dollar zu zahlen, zuzüglich aller weiteren Ausgaben, die für Hauskauf, Schulgeld, Kinderkleidung und so weiter und so fort anfielen.“
    Nell schüttelte den Kopf. Beinah gegen ihren Willen beeindruckte sie Bridies Triumph über den abscheulichen Harry. „Für jemanden wie Bridie eine wahre Goldgrube. Sie muss außer sich gewesen sein vor Freude.“
    â€žBis Virgil Hines sie dann zur falschen Zeit am falschen Ort küsste“, sagte Will.
    â€žKein Wunder, dass Harry raste vor Wut.“ Und Bridie so zornig war auf Virgil.
    â€žNun war ihm klar, dass er an der Nase herumgeführt worden war. Sie verlangte Geld von ihm für ein Kind, das genauso gut das eines anderen sein konnte. An jenem Freitag wusste ich das alles natürlich noch nicht. Ich merkte zwar, dass etwas nicht stimmte, aber Harry wollte nicht mit mir darüber reden, noch nicht – wahrscheinlich konnte er nicht abschätzen, inwieweit er mir vertrauen konnte. Aber gestern hat der Absinth ihm die Zunge gelöst.“
    â€žDer Kuss war also letzten Freitag“, meinte Nell und versuchte, die Ereignisse in eine zeitliche Abfolge zu bringen. „Und am nächsten Morgen hat Harry Bridie rausgeworfen.“
    â€žEs war keineswegs seine Absicht, als er sie zu sich in sein Büro rufen ließ. Er wollte ihr eigentlich nur sagen, dass er abstreiten würde, der Vater des Kindes zu sein – immerhin hatten Dutzende Leute gesehen, wie sie diesen Hines geküsst hatte. Die vierzig Dollar hätte er ihr nur gegeben, damit sie nicht in Schwierigkeiten käme, und wenn sie Gras über die Angelegenheit wachsen ließe, könne sie ihre Stelle in der Fabrik behalten. Pech nur für Bridie, dass sie damit nicht einverstanden war. Sie stellte ihn vor die Wahl, ob er sich mit ihr anlegen wolle oder lieber mit seinem Vater. Harry war indes nicht mehr in der Laune, sich von ihr ein Ultimatum stellen zu lassen – er sagte ihr, sie solle ihre Sachen nehmen und verschwinden.“
    â€žFürchtete er denn nicht, dass sie dennoch zu seinem Vater gehen könnte? Selbst wenn sie nicht beweisen konnte, dass es sein Kind war, so würde sie ihn trotzdem anschwärzen können, weil er noch immer den Arbeiterinnen nachstellte.“
    â€žHarry zumindest gestand mir, dass er sich sehr erleichtert

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