Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
hetzen.
Er stützte sich auf einen Ellbogen, sah Vanessa liebevoll an und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich kann dir zwar kein Frühstück von Crystal’s Catering bieten«, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln, »aber ich habe noch eine Packung Toastwaffeln und Blaubeersirup.«
Sie lachte. »Wie könnte ich ein solches Angebot ablehnen?«
»Du bleibst also?«
»Nur wenn du es möchtest.«
Er zeichnete mit der Fingerspitze ihre Lippen nach.
»Und ob.«
Sie hatte keine Ahnung, wo das alles hinführen sollte, aber schon jetzt wusste sie, wie sehr sie leiden würde, wenn es eines Tages vorbei wäre, denn sie war gefährlich nahe daran, sich hoffnungslos in Christian Connor zu verlieben.
Was für eine Nacht, dachte Tyler King und starrte auf den zusammengekrümmten Körper von Gary Bernard. Der arme Teufel war so gut wie kopflos, die Schläge, mit denen man Bernard auf dem Parkplatz seiner Wohnanlage niedergestreckt hatte, hatten seinen Kopf fast vom Rumpf abgetrennt.
Identifiziert hatte man den Toten anhand der Brieftasche mit den Papieren und über tausend Dollar, die in seiner Gesäßtasche steckte, was einen Raubmord ausschloss. Aber King hatte ohnehin auf den ersten Blick erkannt, dass es sich hier nicht um Raub handelte. Ein roter Strich, wie ein großes Ausrufezeichen, prangte vorne auf dem Hemd des Toten.
»Das macht dann drei«, sagte Jennifer Tompkins, die neben King stand.
Drei Morde. Drei mit roter Farbe markierte Leichen, und es gab keinen einzigen verdammten Hinweis, wo sie suchen sollten. »Sperren Sie den Parkplatz ab«, forderte King seine Partnerin auf, und sein warmer Atem stieg in der frostigen Nachtluft auf wie weißer Rauch. »Ich hab’s schon durchgegeben, die Jungs von der Spurensicherung müssten gleich hier sein.«
Er zog den Kragen seiner Jacke fester um den Hals, doch die Winterluft kroch ihm heimtückisch den Rücken hinunter, genauso heimtückisch, wie der Mörder Gary Bernard das Leben aus dem Leib geprügelt hatte. Was zum Teufel ging hier vor? Warum tappte er nur so lange im Dunkeln?
Anders als bei den beiden anderen Morden, gab es diesmal keine Spur einer Tatwaffe, auch wenn offensichtlich war, dass es sich um einen stumpfen Gegenstand gehandelt haben musste. Der Gerichtsmediziner würde ihnen sagen, welche Art von Waffe vermutlich verwendet worden war.
Tyler King seufzte und blickte sich auf dem Parkplatz um. Es war zwei Uhr nachts, und niemand war mehr unterwegs. In manchen Wohnungen brannte noch Licht, doch die meisten Menschen schliefen um diese Uhrzeit.
Eine dreiundzwanzigjährige Frau, die von einer Party nach Hause kam, hatte Gary Bernard gefunden. Als sie auf den Parkplatz fuhr, mochte sie etwas alkoholisiert gewesen sein, beim Anblick des Toten war sie aber sofort nüchtern.
King sah zu der Frau hinüber, die auf dem Rücksitz eines Polizeiautos saß, mit tränenblinden Augen vor sich hin starrend. Sie würde wohl noch lange Zeit von Alpträumen verfolgt werden, dachte er. King kannte sich weiß Gott mit Alpträumen aus.
Seit vielen Jahren im Morddezernat der Polizei von Kansas City, hatte er Dinge gesehen, die das menschliche Fassungsvermögen überstiegen. Er hatte Kinder gesehen, die von ihren Eltern zu Tode misshandelt worden waren. Er hatte junge Frauen gesehen, erschlagen von ihren Geliebten; Männer, erschossen wegen ein paar Dollar in ihrer Hosentasche.
Diese drei Mordfälle waren nicht minder grausam als die vielen anderen von ihm untersuchten, was King aber bedrückte, war die Tatsache, dass er einfach nicht dahinterkam, warum diese Menschen getötet worden waren.
Selbst der verrückteste Serienkiller musste nach irgendeinem durchgeknallten Muster vorgehen. King starrte auf den Toten und versuchte, ihn dazu zu bringen, dass er mit ihm sprach. Dass er ihm sagte, was zum Teufel ihn mit einem Galeristen und einem Künstleragenten verband.
Doch das Opfer redete nicht, und King musste sich mit der unangenehmen Tatsache abfinden, dass bei ihm keine Feiertagslaune aufkommen würde, solange er diesen Wahnsinnigen nicht eingesperrt hatte.
15
Als Christian aufwachte, brauchte er einen Moment, um sich zu orientieren. Zuerst stieg ihm ein Hauch Parfüm in die Nase, dann merkte er, dass er eng an einen warmen Körper geschmiegt war, der sich seinem perfekt anpasste.
Vanessa.
Er schlug die Augen auf, sah, dass es schon hell wurde. Er rutschte dichter an Vanessa heran, steckte seine Nase in ihre duftenden Haare und dachte an die
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