Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
findest, wonach du suchst.« Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich um und ging.
Die kalte Winterluft war nichts im Vergleich zu der Kälte in ihrem Innern. Vanessa stieg in ihren Wagen, machte die Standheizung trotz der Kälte nicht an, sondern startete den Motor und fuhr sofort los. Im Rückspiegel sah sie, dass Christian noch in der Tür stand und ihr hinterherblickte.
Sie hätte wissen müssen, dass das alles zu glatt ging. Sie hätte sich schützen müssen, gar nicht erst Hoffnung aufkeimen lassen dürfen. Allerdings war Christian ihr erstes Date nach Jims Tod gewesen, ihr erster Schritt in ein neues Leben. Wahrscheinlich hätte sie damit rechnen müssen, zunächst eine ganze Reihe von Flops erleben zu müssen, bevor sie endlich Mr. Right fand.
Krampfhaft umklammerte sie das Lenkrad und versuchte, nicht daran zu denken, wie ideal Christian ihr erschienen war. Aber sie würde Johnnys Glück nicht für ihr eigenes aufs Spiel setzen. Der Mann, der sein Leben mit ihr teilen wollte, bekäme sie nur im Doppelpack. Daran ging kein Weg vorbei.
Als sie zu Hause ankam, war sie überzeugt davon, nie wieder etwas von Christian zu hören, ihn nie wiederzusehen. Zwar schwirrten ihr tausend Was-wäre-Wenns durch den Kopf, doch sie war klug genug, sie nicht zu vertiefen.
Sie sprang schnell unter die Dusche, zog Jeans und einen dicken Pullover an und machte sich auf den Weg zu ihren Schwiegereltern.
Wie immer öffnete Dan die Haustür, deutete in Richtung Küche und ließ sich dann wieder in seinen Fernsehsessel fallen, die Fernbedienung in der Hand.
Vanessa fand ihre Schwiegermutter mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch vor. »Wo sind denn die anderen alle?«, fragte sie.
»Johnny ist mit seinem Onkel Brian unten im Keller, Garrett hat sich gerade ins Bad zurückgezogen, Steve und Bethany hatten keine Zeit, und Dana ist krank. Wie war’s denn gestern Abend?«
»Schön«, sagte Vanessa und setzte sich zu Annette. Sie hatte nicht vor, ihr auf die Nase zu binden, dass sie Christian nicht mehr wiedersehen würde. Es gab schließlich keinen Grund, ihre Schwiegermutter in jedes Detail ihres Liebeslebens einzuweihen. »Was machen Brian und Johnny denn da unten?«
»Sie wühlen in ein paar alten Kartons herum. Johnny wollte wissen, ob wir noch mehr Kinderzeichnungen von Jim haben, und Brian hat sich an irgendeine Schachtel erinnert, die im Keller steht. Dummerweise stehen da eine ganze Menge Schachteln herum, und Brian hat keine Ahnung, welche die richtige ist.« Sie zeigte auf die Kaffeemaschine. »Magst du auch eine Tasse?«
»Nein, danke, ich bin schon jetzt im Koffeinrausch.« In dem Moment kamen Johnny und Brian in die Küche.
»Hallo, Mom.« Johnny legte ihr einen Arm um die Schulter.
»Hallo, mein Sohn«, erwiderte sie und unterdrückte den Impuls, ihn an sich zu ziehen und auf die Wange zu küssen. Er kam langsam in das Alter, in dem ihm Umarmungen und Küsse unangenehm waren, während Vanessa sich nach den Zeiten zurücksehnte, als es nichts Schöneres für ihn gab, als sich in die Arme seiner Mutter zu kuscheln.
»Hallo, Brian.« Sie lächelte ihren Schwager an, der sich neben sie gesetzt hatte. »Annette sagt, Dana ist krank?«
»Ja, heute Morgen war ihr so übel, dass sie sich übergeben musste.«
»Vielleicht ist sie ja schwanger«, meinte Annette mit einem Hoffnungsschimmer in der Stimme.
»Jetzt mach aber mal halblang, Ma«, antwortete er. »Zwei Kinder sind genug.« Er zwinkerte Vanessa zu. »Wenn es nach ihr ginge, hätten wir ein ganzes Dutzend.«
»Apropos, wo sind denn deine Mädels?«, fragte Vanessa.
»Die habe ich eben zu Danas Mutter gebracht. Ich kann heute Nachmittag nicht auf sie aufpassen, weil ich ins Geschäft muss, und Dana ist nicht fit genug, um sich um sie zu kümmern.«
»Aber du hättest sie doch auch mit hierherbringen können«, sagte Annette. »Du weißt doch, wie gern ich meine Enkelkinder um mich habe.« Sie winkte Johnny heran, und als er sich neben sie setzte, zerzauste sie ihm das Haar. »Habt ihr noch mehr Bilder von deinem Vater gefunden?«
»Nee, kein einziges.«
»Hol schon mal deine Sachen. Wir haben heute noch viel zu erledigen«, sagte Vanessa zu ihrem Sohn.
»Er erinnert mich so sehr an Jim«, meinte Brian nachdenklich, als Johnny gegangen war. »Er hat denselben Elan, dieselbe Malleidenschaft.« Brian zog die Augenbrauen zusammen und blickte düster vor sich hin. »Manchmal vergesse ich ganz, dass Jim nicht mehr da ist. Manchmal erwarte ich
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