Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Before Christmas‹ vor«, sagte Vanessa und nickte Johnny zu. »Ja, Liebling, lauf und hol das Buch.«
Als Johnny nach oben sauste, sah Christian Vanessa an. »Es ist so viel einfacher, als ich dachte.«
»Was denn?«, fragte sie neugierig.
»Sich um Johnny zu kümmern.«
Sie lächelte und berührte das rotnasige Rentier auf seinem Pullover. »Du hast eben ein gutes Herz, außerdem machst du alles genau richtig.«
»Ich muss mich nur an die Dinge erinnern, die ich bei meinem Vater vermisst habe, und schon weiß ich, was der Junge braucht.«
In dem Moment kam Johnny mit dem Buch in der Hand die Treppe wieder heruntergerannt. »Bevor du anfängst, mache ich uns noch eine heiße Schokolade«, sagte Vanessa. »Das ist Tradition.«
Kurze Zeit später hockten sie, jeder mit einer Tasse Kakao in der Hand, vor dem knisternden Kaminfeuer, und Johnny las das Gedicht vor, das Kinder wie Erwachsene seit Generationen unterhielt.
Vanessa wurde von einem wunderbaren Gefühl des Friedens durchströmt, während sie neben Christian saß und auf Johnnys Stimme lauschte. So sollte man an Weihnachten sein, zufrieden, glücklich. Sie versuchte, dieses Gefühl ganz tief in sich aufzunehmen, und wünschte, sie könnte es für immer festhalten.
Als Johnny zu Ende vorgelesen hatte, war es Zeit für die Geschenke. Johnny hatte eine braune Brieftasche für Christian ausgesucht und dessen Initialen in das Leder gravieren lassen.
»Guck mal«, sagte er stolz, als Christian das Päckchen auspackte. »CC, das heißt Christian Connor.«
Christian drehte die Brieftasche in den Händen und lächelte. »Ich glaube, das ist die schönste Brieftasche, die ich je besessen habe.«
Danach durfte Vanessa das Geschenk ihres Sohnes auspacken. Sorgfältig entfernte sie das Papier von der Leinwand und enthüllte ein Porträt ihres Großvaters.
Mit angehaltenem Atem musterte sie das Gesicht des Mannes, den sie so sehr geliebt hatte. »Oh, Johnny, du hast ihn wunderbar getroffen.«
»Scott hat mir geholfen. Wir haben drei Monate heimlich daran gearbeitet. Hast du nicht gemerkt, dass ich Grandpa Johns Foto von deiner Kommode genommen habe?«
»Nein, das habe ich nicht gemerkt.« Vanessa fuhr mit dem Finger über die Falten im Gesicht ihres Großvaters, berührte das dichte, silberfarbene Haar, das ein wenig zerzaust wirkte. »Es ist wunderschön, mein Schatz. Du machst mir eine riesengroße Freude damit.«
Johnny lächelte stolz. Dann warf er einen verstohlenen Blick auf die Geschenke, die Christian mitgebracht hatte.
Christian musste lachen. »Okay, jetzt bist du dran.« Er nahm ein Päckchen vom Boden und reichte es Johnny. »Auf dem hier steht dein Name.«
»Vielen Dank.« Johnny zerrte an dem Papier und stieß einen Freudenschrei aus, als er sah, dass es sich um ein Footballspiel für seine Playstation handelte.
»Ich dachte, wenn wir ein bisschen geübt haben und du die Regeln kennst, sehen wir uns in der nächsten Saison ein Spiel der Chiefs zusammen an«, sagte Christian.
»Wow!«, rief Johnny und schlang die Arme um Christians Hals.
Vanessa wusste nicht, wer von ihnen beiden überraschter war, Christian oder sie.
Christian sah Vanessa einen Moment lang verblüfft an, dann legte er seine kräftigen Arme um den Jungen und drückte ihn an sich. Wenn sie noch irgendwelche Zweifel an ihren Gefühlen für Christian gehabt hätte, wären sie in diesem Moment, als sie das Glück in Johnnys Augen sah, wie weggeblasen gewesen.
»Und jetzt gibt’s vielleicht noch was für deine Mom«, sagte Christian, als Johnny ihn losließ. Er überreichte ihr ein buntverpacktes Geschenk.
Vanessa öffnete es und hielt einen wunderschönen blauen Pullover in Händen. »Genau deine Augenfarbe«, sagte Christian.
»Mach doch mal mein Geschenk für dich auf«, meinte sie lachend. Einen Augenblick später hielt Christian einen rauchblauen Pullover in die Höhe. »Genau deine Augenfarbe«, sagte Vanessa, und alle lachten.
Der Rest des Abends verging wie im Flug.
Sie tranken weiter heiße Schokolade, sangen Weihnachtslieder und spielten dann am Küchentisch eine Partie Rommé.
Um kurz nach zehn sagte Vanessa zu Johnny, es sei Zeit für ihn, ins Bett zu gehen. »Du willst doch wohl nicht mehr auf sein, wenn Santa kommt.«
Johnny grinste. »Mom, ich bin ein bisschen zu alt für dieses Santa-Zeugs.«
»Was? Was sagst du da? Glaubst du etwa, es gibt keinen Weihnachtsmann?« Christian warf ihm einen verzweifelten Blick zu. Johnny kicherte.
»Ab ins Bett«, sagte
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