Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
Briefen, die in der Küche an einer Pinwand hingen und in einer Ablage im Flur lagen, konnten sie Stefan Kleine als Mieter der Wohnung identifizieren. Ein Bild, das auf einem Nachtschränkchen stand und einen Mann und ein kleines Mädchen in inniger Umarmung zeigte, nahm Britta an sich und zeigte es Frank.
„Ob er das ist?“, fragte sie.
Frank griff sich das Bild, verließ die Wohnung und schellte bei Kleines unmittelbarem Nachbarn. Der bestätigte ihm, dass es sich bei der Person auf dem Foto um Stefan Kleine handelte. Über sein Handy gab Frank den Namen und eine Beschreibung von Kleine durch und bat Rolf, die Fahndung einzuleiten. Einen Computer, der in einem kleinen Arbeitszimmer hinter dem Wohnzimmer stand, beschlagnahmten die Beamten. Andreas baute ihn ab, registrierte jedes einzelne Teil auf einem Formblatt und brachte den Rechner zum Wagen. Als Frank sich in der Wohnung umschaute - penibel darauf achtend, dass er Sabine und Gregor nicht in die Quere kam – fiel ihm im Badezimmer eine Lamellentür auf, die ihm an der Stelle unsinnig vorkam. Er zog sie langsam auf und stieß so auf eine weitere Tür, hinter der sich ein kleiner Raum verbarg, der völlig im Dunkel lag. Mit der rechten Hand tastete er nach einem Lichtschalter, fand aber keinen. Plötzlich stand Sabine hinter ihm und zog ihm mit einer Hand am linken Ohr.
„Darfst du das?“
Frank ignorierte Sabines Zurechtweisung.
„Schau dir das an! Hier ist noch ein Raum!“
Sabine griff in ihre Westentasche und förderte eine schmale Taschenlampe in der Größe eines Kugelschreibers daraus hervor. Sie schaltete sie ein und richtete den Lichstrahl ins Innere des kleinen Raumes. Links hing eine Strippe herab, an der Frank jetzt zog, wodurch eine rote Glühbirne an der Decke eingeschaltet wurde.
„Ein Fotolabor! Eine Dunkelkammer!“, rief Frank.
Sabine zog ihn zurück und drängte sich in den Raum hinein, um ihn sofort zu untersuchen. Nach etwa anderthalb Stunden war der Einsatz beendet. Sie hatten den Computer, die Ausrüstung der Dunkelkammer, zwei digitale Fotokameras, eine digitale Videokamera und einige Fotos sichergestellt. Außerdem beschlagnahmten sie eine Art tragbaren Ordner für CDs, in dem sich – wie in einem Ringbuch – 15 Seiten mit jeweils 8 CD-Fächern befanden. Diese „Tasche“ war gefüllt mit CDs. Niemand zweifelte daran, dass es sich hierbei um weiteres kinderpornographisches Material handelte. Sie verließen die Wohnung und versiegelten sie. Zusätzlich klebten sie einen amtlichen roten Zettel auf die Tür, der es jedem untersagte, die Wohnung zu betreten. Andreas und Fabian setzten sich in den Wagen und warteten vor dem Haus, um den eventuell heimkehrenden Stefan Kleine festzunehmen.
***
Um Viertel nach elf war Frank wieder im Präsidium. Dort erfuhr er, dass Herr Wibert heute mit seiner Tochter – wie angekündigt und versprochen – Anzeige erstattet hatte. Außerdem war ein Anruf von Malte eingegangen. Frank sollte auf jeden Fall auf ihn und Reinhard warten, sie wären auf dem Rückweg und hätten einige interessante Neuigkeiten. Die Fahndung nach Stefan Kleine war bereits im Gange. Britta hatte Abzüge von dem gefundenen Foto Kleines machen lassen. Das Bild war per Fax an die verschiedenen Dienststellen gegangen. Kleine war bisher nicht auffällig gewesen – er war nicht aktenkundig. Rolf hatte an diesem Vormittag eine Heidenarbeit gehabt, die er gerade mit einem Bericht an das Landeskriminalamt abschloss. Er saß in Franks Büro, lehnte sich zurück, trank von seinem Kaffee und wartete, dass der Bericht aus dem Drucker kam. In diesem Augenblick kam Maren durch die Tür. Sie warf ihre Jacke auf den erstbesten Stuhl und begann zu reden, bevor sie saß.
„Dieses Ferkel hat es tatsächlich versucht!“, platzte es aus ihr heraus.
Frank war klar, dass sie natürlich Jörg Klettner meinte. Anschließend berichtete sie von ihrem Gespräch mit Wibke und Nicole Van Dresen. Wibke war die Tochter, Nicole die Enkelin von Frau Van Dresen. Zuerst hatte Maren nur die Mutter zu Hause angetroffen. Zusammen waren sie dann zu Nicoles Schule gefahren und hatten mit ihr geredet. Jörg Klettner hatte während des Kaffeetrinkens bei ihrer Mutter nicht nur Nicole mit seinen Blicken ausgezogen, sondern auch Wibke Van Dresen auf „eine schmierige Art angebaggert“, wie diese sich ausdrückte. In den meisten dieser Situationen war Claudia Hülst dabei gewesen und
musste
etwas mitbekommen haben. Maren hatte erfahren, dass Nicole etwa
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