Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
beruhigte sie, und Frank registrierte erstaunt, dass Steffie dies zuließ. Schließlich hatte sie zuvor noch nie mit Ina zu tun gehabt – sie war eine Fremde für sie.
Während einer Telefonkonferenz, die Maren, Malte, Reinhard und Frank abgehalten hatten, wurde das weitere Vorgehen abgestimmt. Sie waren sich einig – und Ina war dazu bereit – am Sonntag im Beisein einer Kollegin vom Kommissariat 2 die Bilder im Detail zu sichten und zu katalogisieren. Das würde nicht einfach sein und lange dauern, aber sie versprachen sich davon Aufschlüsse über die Identität der Mädchen. Die Kollegin, die morgen zu ihnen stoßen würde, war eine erfahrene Beamtin, die schon seit fast 10 Jahren diese Art von Straftaten bearbeitete, schon einiges gesehen hatte und über sehr gute Kontakte zum LKA verfügte. Von Jörg Klettner hatte sie übrigens in diesem Zusammenhang noch nichts gehört. Natürlich war dieses Vorgehen nicht astrein, aber es erschien ihnen notwendig, um am Montag die entsprechenden Maßnahmen ergreifen zu können. Rolf würde sich sofort am Montag um die entsprechenden Genehmigungen und den Papierkram kümmern. Sowohl Frank als auch Ina hatten vorhin schon jeweils einen ersten Bericht über die Geschehnisse des Samstags geschrieben.
Frank erhob sich und brachte sein Weinglas in die Küche. Es war etwa ein Uhr, als er schließlich einschlief.
Sonntag 14. April 2002
Als sie am Sonntagmorgen aufwachten, fühlten sich sowohl Ina als auch Frank wahrlich nicht ausgeschlafen. Sie blieben noch etwa eine halbe Stunde beieinander liegen und neckten sich des Öfteren mit Vorschlägen, wie sie es wohl anstellen könnten, sich vor dem Verabredeten zu drücken und einen langen Sonntag im Bett zu verbringen. Das Wetter, das sich ihnen beim Blick aus dem Fenster bot, machte derartige Überlegungen praktisch zwingend, denn es war trüb und regnerisch bei etwa zehn Grad. Schließlich schafften sie es aber doch, aus dem Bett zu steigen und sich nach einem Blitzfrühstück auf den Weg zum Präsidium zu machen. Am Tag zuvor hatte man sich darauf geeinigt, sich im Büro von Britta Schäfer zu treffen. Nach getaner Arbeit würde sie dann den Laptop beschlagnahmen und am Montag eine Hausdurchsuchung und den Haftbefehl für diesen „Robert“ beantragen. Frank holte den Rechner aus seinem Büro. Als Ina und er das Büro der Kollegin betraten, waren schon alle versammelt. Nach einer kurzen Begrüßung, während der Maren Ina verstohlen beobachtet hatte, dauerte es nicht lange, bis Ina und Britta vor dem eingeschalteten Laptop saßen. Frank saß etwa einen Meter rechts von ihnen vor einem Bürocomputer und machte sich bereit für die Protokollierung dessen, was bald geschehen sollte. Ina war ein wenig blass um die Nase, aber sehr konzentriert.
„Ich schlage vor, dass wir, sobald du es willst, eine Pause machen.“, begann Britta an Ina gewandt. „Auf jeden Fall machen wir jede halbe Stunde fünf Minuten Pause.“
Alle nickten. Außerdem verabredeten sie, dass sich Maren, Malte und Frank beim Protokollieren im gleichen Rhythmus abwechseln sollten. Frank hatte Ina gestern schon grob auf das eingestellt, was sie heute zu sehen bekommen würde, und Ina hatte unumwunden und verständlicherweise zugegeben, dass sie große Angst hatte.
Sie begannen mit den Videos, bei denen es nur darum ging, die Kinder möglicherweise zu identifizieren oder eindeutige Hinweise auf die anderen beteiligten Personen zu bekommen. Auch auf die Örtlichkeiten, an denen das Unfassbare stattgefunden hatte, könnte es vielleicht Hinweise geben. Nach den ersten drei Videos bat Ina um eine Pause. Die Filme hatten keine Erkenntnisse gebracht, sie aber so aufgewühlt, dass sie von ihrem Platz aufsprang, die Hände vors Gesicht schlug und zu weinen begann. Auch Frank erhob sich von seinem Platz und wollte Ina in den Arm nehmen, was sie aber mit eindeutiger Geste abwehrte. Die anderen im Raum schwiegen bedrückt. Schließlich riss sich Ina zusammen, wischte sich mit den Händen über die Augen und setzte sich wieder auf ihren Platz. Schweigend öffnete sie die nächste Datei, und eine Weile lang hörte man im Raum nichts, außer die Tastaturgeräusche, die Frank verursachte. Als das Gesicht des Mädchens ins Bild kam, dessen nackter Körper bisher nur mit gespreizten Beinen auf dem Bauch liegend zu sehen gewesen war, brach das Entsetzen aus Ina heraus.
„Nein!“, schrie sie und schlug wieder die Hände vors Gesicht. Diesmal fasste sie sich aber
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