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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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glaubte sie, die prickelnde, herbe und kühle Luft zerreiße das Band, das zwischen ihr und ihrem Körper bestand.
    Die hochgewachsene Gestalt eines Elben beugte sich über sie und betastete sie hastig. Er schien keine Angst vor ihr zu haben. Dann erhob er die Stimme und beschwor die Kräfte des Goldenen Mondes. Sanara durchfuhr bei den uralten Worten erneut ein Kälteschauer. Sie konnte wieder fühlen und spürte, wie sich eine schlanke, kraftvolle Hand auf ihre Wange legte und die Hitze, die der qasarag geschickt hatte, durch frischen Wind ersetzt wurde.
    Sie sah wieder auf ihren Körper hinab. Er würde frieren. Einer Eingebung folgend legte sie sich auf ihre leblosen Glieder, um sie zu wärmen und vor der Kälte zu schützen, die in ihn eindrang. Es war ein schönes Gefühl, denn das Prickeln – nun wusste sie, dass diese Empfindung in ihrer Seele stattgefunden hatte – ging in ihren Körper über. Die Lebendigkeit ihrer eigenen Flamme schien sich bis in die kleinste Faser ihres Seins zu verbreiten und mischte sich mit der kalten Frische, die dieser Elb dorthin geschickt hatte. Es war, als gingen an einem kalten Frühlingsmorgen die Sonnen auf, als sei ihr erlaubt worden, an einem solchen Morgen die erste Luft zu atmen, die Ys für den neuen Tag geschaffen hatte.
    Es war, als kehre das Leben in ihren Körper zurück.
    Aber mit dem Leben erwachte wilder, pochender Schmerz erst in der Brust, dann im Schultergelenk, als kalte, aber trockene Finger ihr Handgelenk packten und sie mit unmenschlicher Kraft hochrissen; Schmerz, als ihr Körper wieder fiel und sie sich trotz einer weichen Unterlage – das Bett?   – die Hüfte anstieß; Schmerz, als eine eisige Hand sich mit der Kraft eines Kriegers auf ihr Brustbein drückte, um sie festzuhalten.
    Sanara wollte aufschreien, als der qasarag mit einem Ruck aus ihrer Brust gezogen wurde. Doch ihr versagte die Stimme. Stattdessen hörte sie einen wütenden Laut, der nicht von ihr stammte.
    »O nein, Mendari Amadian, nein!«
    Kalte Finger strichen über die Wunde, eisiger Balsam legte sich darauf, drang in sie ein und brachte ihre Lungen dazu, verzweifelt nach Luft zu ringen, die sich viel zu kalt anfühlte.
    Sie keuchte auf. Der Schmerz tobte immer noch in ihrer Brust, doch wieder strichen Finger, die gleichzeitig sanft und unerbittlich waren, etwas Eisiges, aber Heilendes über die Wunde.
    Sie riss die Augen auf und sah, dass sich ein Elb über sie gebeugt hatte.
    »Ich lasse Euch nicht gehen, hört Ihr?«
    Seine zornige Stimme duldete keinen Widerspruch. Schwarzes, struppiges Haar fiel in ein Gesicht, dessen blasse, schöne Züge für Sanara die personifizierte Grausamkeit bedeuteten.
    Tarind, der für Sanara den Tod verkörperte.
    Erneut durchzog eisiger Frost ihren Körper und riss ihre widerstrebende Seele noch ein Stück von den Jenseitigen Nebeln fort.
    »Erwacht, Mendari!«, erklang es wütend. »Ich werde nicht zulassen, dass Ihr Euch aus dem Leben stehlt und der Strafe entzieht, die mein Bruder über Euch verhängt hat! Wacht auf, ich befehle es Euch im Namen des Vanar!«
    Der Elb – der Mörder des Ältesten   – kniete jetzt über ihr und hielt sie fest. Er heilte sie, holte sie ins Leben zurück und schürte mit seiner eisigen Magie das Feuer ihrer Seele. Angst überkam sie. Sie versuchte, sich zu wehren, doch der Elb, der über ihr war, ließ es nicht zu. Eisige Kälte drang durch die Wunde in ihren Körper und versuchte, sie einzufrieren. Ihre Lunge schien plötzlich nicht mehr genug Luft aufnehmen zu können, doch auf einmal war auch wieder genug von ihrer eigenen Kraft da.
    Sie murmelte die Worte der Macht, und spürte, wie die Flamme, die nun wieder in ihrem Inneren brannte, aufloderte und ihr Kraft gab. Sie griff neben sich und ertastete den qasarag , den er dorthin geworfen hatte, weil er die Berührung des Glases nicht ertrug. Mit einem Ruck stach sie zu.
    Der Elb – der König!   – stöhnte auf und taumelte.
    Die Kälte wurde auf der Stelle erträglicher, als er sie losließ. Mühsam setzte Sanara sich auf und richtete ihren Blick auf den Mann, der schwer atmend vor ihr stand, und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Seite hielt. Er stöhnte erneut und lehnte sich an den Sims des Kamins, den Körper gekrümmt, und murmelte ein paar Worte in der uralten Sprache, von der die Elben sagten, dass Vanar selbst sie seinen Kindern beigebracht hätte.
    Jetzt sah sie es. Er war nicht der, der den Ältesten getötet und ihren Vater gequält und dann

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