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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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sich die, die Goldene Magie in sich trugen, nur halb so schlecht fühlten, wie er gerade, dann war es das Lied nicht wert.
    Erst in diesem Moment fiel ihm Sanara ein.
    Sie trug die Windmagie Telarion Norandars in sich und hatte Harumad gegenüber gesagt, sie glaube, dass jeder Versuch, sie von dieser Magie zu trennen, ihre eigenen Kräfte ausgeblutet hätte.
    Eine kalte Hand schien erneut nach Ronans Herz zu greifen.
    Was, wenn Sanara Schaden genommen hatte? Der Gedanke flößte ihm solchen Schrecken ein, dass er nach Luft rang. Er brachte die Worte kaum hervor.
    »Wie geht es … Sanara?«
    Brannas senkte den Blick. Es schien, als habe er diese Frage erwartet und keine guten Nachrichten. »Harumad wollte sie warnen, doch es half nichts.« Er hob den Kopf und sah Ronan offen ins Gesicht. »Sie ist nicht tot, doch Harumad kann nicht sagen, ob sie bei Bewusstsein ist.«
    Ronan schwieg. »Sie ist Herrin über die Seelen«, murmelte er dann. »Und diese Gabe ist in ihr stark und ungezähmt. Sie wusste nichts von dem Lied der Toten. Nichts hätte sie vor den Tönen dieser Flöte bewahren können.«
    Ronan stand auf. »Ich muss zu ihr!«
    Brannas schüttelte den Kopf. »Du bist kein Heiler. Geh in die Kapelle der Ys, und bete für sie. Wir werden alle, die der Tod berührt hat und die dennoch nicht gestorben sind, dorthin bringen. Farinai wird für sie tun, was sie kann. Spiele dort für sie ein paar Lieder vom Leben und von der Ys.«
    Ronan nickte langsam und stand auf. Die Knochenflöte ließ er dort liegen, wo er sie fallen gelassen hatte. Brannas würde siehüten und wieder in den Tempelraum des Akusu bringen, das wusste er. Er würde sie später wieder an sich nehmen, doch jetzt konnte er sie nicht anfassen.
    Der Aufstieg zum Raum der Ys, der sich in der Nähe des Gipfels des Grünen Turms befand, war schwierig. Doch Ronan holte seine Holzflöte hervor und spielte ein paar Lieder der Vergebung und der Versöhnung zwischen den Völkern.
    Vielleicht konnten diese Lieder Sanara aus der Leere holen, in die er ihre Seele zusammen mit den Elben da draußen geschickt hatte. Er würde es versuchen müssen.
    Der Tod war so leicht zu säen. Nur ein paar sanft geblasene Töne auf einer alten Flöte.
    Wieder stiegen Tränen in ihm auf. Er wünschte, er hätte Töne gekannt, die die Wunden, die er geschlagen hatte, auch wieder hätten heilen können.
    Doch das hatte Syth nicht den Menschen gezeigt. Er und Ys hatten die Gabe des Lebens den Elben geschenkt.
    Eine neue Welle der Übelkeit und der Trauer überkam Ronan und riss ihn wieder mit sich fort. Vielleicht hatten die Elben recht, und die Kinder des Akusu waren die Herren des Todes. Er war es ganz sicher. Selbst Sanara lag nun da und litt. Vielleicht hatte er gar ihre Seele zerstört, ihre Magie, alles, was sie je lebendig gemacht hatte.
    Er ließ sich auf den Stufen einer freis chwebenden Treppe nieder und sah nach Osten, in die Richtung des Goldmonds.
    Doch auf Vergebung von dort wartete er vergebens.
    Ihr Name war Sanara.
    In der Sprache, die die Elben einst den Menschen gebracht hatten, bedeutete das »die Stolze«.
    Telarion lauschte dem Klang des Wortes nach, das der flammenden Dunkelheit in ihm einen Namen gab.
    Sanara.
    Für einen Augenblick war er dem Schmied – ihrem Bruder!   – dankbar dafür, dass er, wenn auch zufällig, den Namen seiner Schwester erwähnt hatte. So hatte die Tochter des Siwanon nun auch für Telarion eine ganz eigene Bezeichnung.
    Wieder schmeckte er ihren Namen auf der Zunge.
    Sanara.
    Es war, als ließen sich dank dieses Eigennamens die Verbrechen des Vaters und des Bruders von denen der Schwester trennen, die bei Weitem nicht so monströs schienen wie die ihrer Familie.
    Telarion fragte sich, warum ihm das so wichtig war.
    Sein Vater Dajaram war in dunkler Hitze verbrannt, in einem Feuer, das den Flammen, die in Telarions kühlem Seelenwind loderten, nur zu ähnlich war.
    So wie ich in Sanara den Wind des Hauses Norad sah, lodert in Euren Augen das Feuer der Amadians!
    Dunkles Feuer von der Art desjenigen, das seinen Vater getötet hatte, war in ihm. Selbst der Sohn des Siwanon hatte es gesehen. Seit dieser es ausgesprochen hatte, brannte die Scham in Telarion beinahe genauso heiß wie das Feuer selbst.
    Er schloss die brennenden Augen, denen selbst die winzigen goldenen und silbernen Laternen seines ethandin im Heerlager seines Bruders zu hell waren, und lehnte die Stirn gegen das kalte Goldband, das den kleinen Altar säumte, vor dem er

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