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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Zange entglitt seiner Hand. Seine Knie gaben nach, als habe er keine Kraft mehr in den Beinen.
    Er musste sich gegen den gebrannten Lehm, aus dem die Esse bestand, lehnen und die Augen schließen. Das flüssige Gestein seines inneren Vulkans schien durch jede Faser seines Körpers zu schießen und jedes andere Gefühl auszulöschen.
    Er wusste nicht, wie lange er mit der Stirn an dem groben Lehm, mit dem die Esse verputzt war, gelehnt und versucht hatte, seinen inneren Aufruhr zu beruhigen, bis er eine Hand auf seiner Schulter bemerkte.
    »Was ist passiert, Sinan?«, fragte eine tiefe, ruhige Stimme. Sinan musste kurz überlegen, bis er sie erkannte.
    Es war Githalad.
    Sinan riss sich zusammen. Wie oft hatte Githalad schon zu ihm gesprochen, bis es ihm bewusst geworden war?
    Die Sonnen draußen waren weitergewandert und standen fast im Zenit.
    Er sah sich in der Schmiede um. Sie war leer und doch verwüstet, die Werkzeuge, die er noch am Morgen so ordentlich auf den Tischen aufgereiht hatte, lagen unordentlich über den Boden verstreut. Einige waren in die riesige Blutlache zwischen Amboss und Esse gefallen. Sinan schauderte und fragte sich, ob er sie je wieder würde anfassen können.
    »Was ist passiert?«, wiederholte Githalad seine Frage.
    Sinan schob Githalads Hand vorsichtig beiseite. Er versuchte, sich aufzurichten und seinen klaren Verstand zurückzugewinnen. Selbst seine Sprache hatte er kurzzeitig verloren und musste mehrfach ansetzen, bevor er seine eigenen Worte verstehen konnte.
    »Ich habe den Muskelpanzer des Königs mit den Magien des Akusu versehen. Ein Funke aus der Esse muss den König selbst getroffen haben, als dieser mir über die Schulter sah. Doch er bestrafte nicht mich, sondern Hedruf.«
    Sinan unterbrach sich. Warum war Hedruf überhaupt hier gewesen? Warum hatte er ihn nicht in das Lager zu den anderen geschickt? Das ergab keinen Sinn. Es hätte ausgereicht, ihn beim Wiederaufbau der Werkstatt helfen zu lassen.
    Er warf Githalad einen kurzen Blick zu und glaubte in dessen Gesicht lesen zu können, dass ihn das Gleiche beschäftigte.
    Es beschämte ihn, keine zufriedenstellende Antwort darauf zu finden.
    »Er ist schuld, dass wir kein Feuer mehr haben!«
    Githalad versuchte, die Menge zu beruhigen. »Daran ist Tarind schuld und niemand sonst.« Seine Stimme klang fest und nicht so als würde er seinen aufgebrachten Mitgefangenen den Zutritt in die Hütte, wo Sinan sich befand, gewähren.
    Es wäre Sinan egal gewesen. Er konnte seine Gefährten verstehen, denn Tarind hatte sofort nach seiner Verletzung Soldaten geschickt, um das Feuer im Lager der Menschen mit Wasser und Wind zu löschen. Nun war das Holz so feucht, dass man es auch dann nicht wieder hätte entzünden können, wenn es noch einen Funken von Feuer im Gefangenenlager gegeben hätte.
    Doch Sinan kümmerte sich nicht um den Zorn derjenigen, die nun in den kalten Nächten auf die Wärme des Feuers und den heißen Eintopf verzichten mussten.
    Berennis lag auf dem lannon und war noch bewusstlos. Nichts hatte bisher geholfen, nicht die Salben, die eine der Frauen aus ein wenig Tierfett und kleingestampften Feuerbohnen hergestellt hatte, nicht der Schlaf und nicht die Wärme der Felle, mit denen sie zugedeckt war. Immer noch sah ihr Gesicht blass und die Lippen bläulich aus, so als wäre sie in zu kurzer Zeit zu viel Elbenmagie ausgesetzt worden.
    Vielleicht war das tatsächlich der Grund, warum sie hier bewusstlos lag. Die Goldene Magie konnte die Dunkle ersticken. Der Mensch, dem das widerfuhr, starb nicht – zumindest nichtder Körper, hatte man ihm damals im Kloster des Westens erklärt. Die menschliche Seele, deren Essenz die feste Erde oder das glühende Feuer gewesen war, hielt es im kalten, von Wasser durchfluteten oder von kaltem Sturm durchwehten Körper nicht mehr aus und ging fort.
    Es sah fast so aus, als sei Berennis gegangen und habe nur den eisigen, schweißnassen Körper hinterlassen, der für ihr warmherziges Wesen nun keine Heimat mehr sein konnte.
    Sinan empfand die Trauer um Hedruf nur umso stärker, wenn er in Berennis’ lebloses Gesicht sah. Er war froh gewesen, den Nachbarsjungen aus Kharisar gerettet zu haben, doch nun war er tot – tot, weil Sinan nichts weiter im Sinn gehabt hatte, als dem verhassten Tarind Norandar zu beweisen, dass die Dunkle Magie der Goldenen ebenbürtig war.
    »Das ist nicht wahr.«
    Die Stimme war leise und doch so klangvoll, dass Sinan sie über die zornigen Rufe draußen hinweg

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