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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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können.
    Er hielt inne. Es gab im Lager der Menschen niemanden, der in der Lage gewesen wäre, den Nebeln zu gebieten. Doch hier, im Lager der Elben, war einer, der die Essenzen des Lebens selbst beherrschte.
    Ich denke, es fiele Eurem Bruder leicht, die Magie dieses Sklaven zu erkunden, wenn ihm denn der Sinn danach stünde.
    Der Fürst war Heiler. Er befahl den Essenzen aller Wesen und beherrschte so das Leben. Vielleicht konnte Telarion Norandar die kalte Magie in Berennis so dämpfen, dass ihre Seele zurückkehrte.
    Sinan legte die Schaufel achtlos beiseite und machte sich auf den Weg zum Zelt des Heermeisters. Dabei legte er sich die Worte sorgfältig zurecht. Es würde nicht leicht werden, den Zwilling des Königs nach all den Ereignissen der letzten Stunden dazu zu bringen, einer Hure das Leben zu retten.
    Er konnte nur darauf bauen, dass der Heermeister sich in seinem Handeln auch weiterhin darauf besann, was er dem Goldmond geschworen hatte.
    Im ethandin des Heermeisters war es so düster, wie Sinan es in Erinnerung hatte. Es waren keine Wachen davor postiert. Offenbar erachteten der Heerführer und sein Hauptmann eine Bewachung nicht für notwendig.
    Doch kaum hatte er die Schwelle übertreten, spürte er auch schon die Spitze eines Schwerts auf seiner Brust.
    Langsam hob Sinan die Hände. »Ich bin nicht hier, um jemandem Schaden zuzufügen«, sagte er ruhig.
    »Warum bist du dann hier?«
    Sinan hörte seine Stimme, bevor er den Heermeister sah. Erstdann trat Telarion Norandar aus den Schatten hervor, in denen sein Schlaflager verborgen lag.
    Trotz des Lichtmangels konnte Sinan sehen, dass Telarion Norandar erschöpft war. Die sonst so klare Haut des Fürsten hatte eine kränkliche Färbung angenommen, das dunkle Gold seiner Pupillen schien verschwunden. Doch Sinan wunderte sich nicht darüber. Der Heermeister hatte den ganzen Tag damit verbracht, seine Soldaten zu heilen.
    »Der Fürst hat dich etwas gefragt!«, zischte der Hauptmann. Der Druck der Schwertspitze auf Sinans Brust wurde stärker. »Antworte gefälligst!«
    Statt einer Entgegnung sank Sinan ungeachtet des Schwerts an seiner Brust auf die Knie und breitete die Arme aus – die Pose, die man einnahm, wenn man die Schöpfergeister um etwas bitten wollte. Er schloss die Augen.
    »Ich schwöre bei meinem Schöpfer und bei den Feuern des Dunklen Mondes, dass ich keine Schuld an dem Erdbeben und damit am Tod Eurer Männer trage. Euer Bruder hat das Feuer löschen lassen, das mein Volk so notwendig braucht. Ich bitte Euch, es ihnen nicht zu nehmen, nur weil mein Gehilfe Eures Bruders Missfallen erregt hat.«
    Telarion Norandar schwieg einen Augenblick. Dann brach es aus ihm heraus: »Mein Bruder hat eine Brandwunde, die ich nur mit größter Mühe und unter Aufbietung all meiner Kräfte heilen konnte. Die Magie, die dem Feuer innewohnt, hat einen Teil des Wassers, das seine Kraft ausmacht, ausgebrannt! Ich konnte es löschen, doch der kleine Finger seiner Schildhand wird für immer entstellt bleiben.«
    Erregt ging er ein paar Schritte hin und her. »Und du bittest mich, den Gefangenen das Feuer, das auf seinen Befehl gelöscht wurde, wiederzugeben? Es war seine Gnade, die es euch überließ, und es ist nicht seine Schuld, dass ihr diese Gnade verwirkt habt!«
    Sinan schüttelte den Kopf. »Lasst meine Gefährten nicht für etwas büßen, woran sie keine Schuld tragen«, wiederholte er. EinTeil von ihm wehrte sich gegen den unterwürfigen Ton, den er angeschlagen hatte.
    Und doch, er hatte sich geschworen, sich seiner Verantwortung zu stellen. Nicht mehr zu fliehen. Er würde für sein Volk sorgen, so, wie sein Vater es hätte tun sollen. Und nicht zuletzt musste er sich auch um Berennis kümmern, damit ihr geholfen wurde.
    »Gebt mir die Schuld, wenn Ihr wollt«, fuhr er ruhig fort. »Ich war Hedrufs Lehrer und übernehme die Verantwortung für sein Tun. Ich werde jede Strafe auf mich nehmen, die Ihr über mich verhängen wollt, aber lasst nicht meine Gefährten für meine Verfehlungen büßen.«
    Wieder schwieg Telarion zunächst.
    »Willst du mir erzählen, du empfindest Reue über das, was passiert ist?«, stieß er dann hervor. »Du kniest hier doch nur, weil du siehst, dass das üble Verhalten der Deinen auch üble Folgen nach sich zieht! Mein Bruder hatte recht mit seiner schlechten Meinung über euch, wenngleich ich es lange nicht wahrhaben wollte. Selbst die Dirne, die er sich in sein Lager holte, stellte sich gegen ihn!«
    »Sie war ihm

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