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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Finsternis begibt. Und Mallory, der ihm durch das brutale und vergewaltigte Afrika folgt.«
    »Marlow«, korrigierte Söderstedt.
    »Komische Inspirationsquelle«, sagte Norlander.
    »Man sollte wohl eher an Marlon Brando in Apocalypse Now denken«, sagte Söderstedt und schien aus seinem virtuellen Zustand zurückzukehren. »Dann ist es verständlicher. Schwer kriegsversehrter Mann sammelt im Größenwahn einen Hof von Getreuen um sich. Er hat sich das Recht genommen, sich über alle konventionellen Moralvorschriften hinwegzusetzen, und ein Reich ganz nach seinen eigenen verdrehten Begierden errichtet. Aber er sehnt sich auch nach dem Tod als Erlösung.«
    »So ungefähr haben wir auch gedacht«, sagte Hellberg düster. »Aber das bringt uns nicht viel weiter...«
    »Wie wäre es hiermit?«, sagte Söderstedt. »Eure verschwundenen Pädophilen durchbrechen kein Muster, sie sind nicht aus dem Kreis ausgetreten. Sie sind ermordet worden.«
    Ragnar Hellberg fiel buchstäblich die Kinnlade herunter. »Das würde einiges erklären«, sagte er mit wiedergewonnener Selbstbeherrschung. »Wir haben tatsächlich das Bruchstück einer von Kurtz an alle verschickten Warnung aufgefangen, sie lautete ungefähr: >Vorsicht wird empfohlene Jetzt wird es, glaube ich, höchste Zeit, dass ihr alles erzählt, was ihr wisst.«
    Söderstedt seufzte und nahm Anlauf.
    Wie sagt man >nichts<, sodass es imponierend klingt?
    22
    Das Klingeln hörte sich diesmal ganz anders an. Es war noch nicht lange her, dass sie hier gewesen war, und doch hatte sie das Gefühl, als wäre es in einer anderen geologischen Periode gewesen. Damals war Emily Flodberg nur der vage Schatten einer unglücklich verschwundenen Vierzehnjährigen gewesen. Jetzt war das Bild ein völlig anderes.
    War das Klingeln beim letzten Mal wirklich so schrill gewesen ?
    Nach drei Versuchen wurde die Tür geöffnet, allerdings nur einen sehr schmalen Spalt weit und mit einer sichtbaren Sicherheitskette versehen. Die Augen, die durch den Spalt sahen, waren wässerig, ohne einen anderen Ausdruck als den der Irritation darüber, gestört zu werden.
    »Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern«, sagte Kerstin Holm.
    »Doch, danke«, sagte Birgitta Flodberg, ohne die Andeutung einer Bewegung zu machen.
    »Ich muss noch einmal mit Ihnen über Emily sprechen.«
    »Haben Sie sie gefunden? Ist sie tot?«
    Dieser seltsame Mangel an Gefühl...
    »Es wäre besser, wenn wir drinnen darüber sprechen könnten«, sagte Kerstin Holm und zeigte etwas hilflos in die Wohnung.
    Schließlich öffnete Birgitta Flodberg, ging zurück in das helle Wohnzimmer und setzte sich in die rote Sitzgruppe. Vor dem Fenster breitete sich Hammarby Sjöstad im matten Morgenlicht aus wie eine gewaltige Kulisse.
    Wie klein und schutzlos sie aussah. Kerstin Holm seufzte im Stillen. Sie wusste, dass sie diese kleine Frau jetzt verletzen musste. Denn Birgitta Flodberg saß auf der Wahrheit, und die Wahrheit musste ans Licht. Sie saß aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Wahrheit, die erzählen konnte, wo ihre Tochter sich befand. Die Frage war nur, ob sie es bewusst oder unbewusst für sich behielt.
    Kerstin Holm wusste selbst genug über Verdrängung und die Macht des Unbewussten...
    Der nächste Seufzer blieb nicht still. Als sie sich auf das absurd glänzende rote Ledersofa setzte, ließ sie ein sehr vernehmbares Seufzen hören und sagte: »Warum dachten Sie, Emily wäre tot?«
    »Dann erscheint die Polizei zum zweiten Mal«, sagte Birgitta Flodberg und zündete sich mit abwesender Miene eine Zigarette an. »Um zu sagen, dass sie die Leiche gefunden haben.«
    »Sie haben also schon viel Kontakt mit der Polizei gehabt?«
    »Ich lese oft Krimis.«
    »Für mich hört es sich so an, als handelte es sich um einen etwas direkteren Kontakt, wenn Sie erlauben.« »Wenn ich was erlaube?«
    »Gute Antwort«, sagte Kerstin Holm. »Fangen wir von vorn an. Warum nennen Sie sich Birgitta Flodberg?« »Wieso?«
    »Birgitta verstehe ich«, sagte Kerstin Holm mit aufgesetzter Rücksichtslosigkeit. »Sie heißen ja tatsächlich Hanna Birgitta Ljungkvist. Aber woher kommt Flodberg? Sie waren doch nie mit einem Flodberg verheiratet, also ist es ein angenommener Nachname.«
    Birgitta Flodberg sah völlig gleichgültig aus. Sie nahm einen tiefen Lungenzug und starrte in das blasse Sonnenlicht des Sommermorgens hinaus. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte sie mit einer Müdigkeit, die nicht von dieser Welt zu sein schien.
    »Hanna

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