Dunkle Beruehrung
Bibliothek.«
»Jessa.«
Sie blieb stehen.
»Wenn ich Ihnen Ihr Leben zurückgeben könnte«, sagte er leise, »würde ich es tun. Auch wenn ich darin keinen Platz hätte.«
Sie schloss die Augen und ertrug den Gefühlssturm, den seine Stimme in ihr auslöste. Er klang so einsam, dass sie fast herumgefahren und zu ihm gerannt wäre.
»Das können Sie nicht«, sagte sie mit nahezu brechender Stimme und verließ ihn.
Ich kann das nicht
.
14
Samantha erwachte kurz vor der Dämmerung und stellte fest, dass sie allein im Bett lag. Normalerweise stand sie abends als Erste auf, doch seit Bradford Lawsons Blutrausch wurde Lucan früh wach und zog jeden Nachmittag mit den Spürhunden des
Jardins
los. Sie suchten nach der Witterung des Mörders, manchmal bis zum Morgengrauen, waren bisher aber nicht fündig geworden.
Am ersten Abend war etwas schiefgegangen, aber Lucan wollte ihr nicht erzählen, was.
Das gefiel Sam nicht, doch was Mordverdächtige anging, hatte sie eigene Prioritäten und trug Beweise gegen Lawson zusammen. Es mochte schwer sein, die nötigen Unterlagen zu bekommen, doch Kendrick hatte sich als unschätzbar erwiesen. An diesem Abend nun brachte er Kopien von Polizeiberichten und Zeugenaussagen und von vorläufigen Autopsie-Ergebnissen aller Opfer Lawsons.
»Erstaunlich«, sagte Samantha. »Das ist alles, was ich brauche. Wie haben Sie das so schnell geschafft?«
»Wir haben inzwischen sehr gute Freunde bei der örtlichen Polizei und beim FBI «, erwiderte Kendrick. »Die helfen uns, so gut sie können.«
Sogar Lucans
Tresora
Herbert Burke hätte eine derart vollständige Akte kaum zusammengebracht. »Kann ich Sie dazu verleiten, nach Fort Lauderdale umzuziehen und für uns zu arbeiten?«
»Ich fühle mich geehrt, muss aber leider ablehnen.« Der
Tresora
lächelte. »Der Treueid, den wir unseren Herren geschworen haben, gilt lebenslang.«
Samantha lächelte. »Ich hoffe, Scarlet weiß, wie viel Glück er hat.«
Nachdem ihre Begabung sie hatte sehen lassen, was Bradford Lawson Menschen anzutun fähig war, hatte sie in Fort Lauderdale angerufen, um Garcia und ihrem Partner eine Änderung des Plans mitzuteilen und sie zu bitten, ihr einen weiteren Polizisten zur Überführung Grodans zu schicken, damit sie sich auf Lawson konzentrieren konnte.
»Er steigert sich sprunghaft«, sagte sie zu Rafael. »Jeder neue Mord ist brutaler als der letzte.«
»Lawson könnte zu diesen Kyndred gehören, nach denen Lady Alexandra sucht«, gab Rafael zu bedenken.
»Das erfahren wir erst, wenn wir ihn finden. Und ich weiß, dass wir nett zu ihnen sein und sie auf unsere Seite ziehen sollen, aber mit dem Kerl wird das nicht klappen. Er hat sich in eine Mordmaschine verwandelt und hört vermutlich nicht auf, solange er Jessa Bellamy nicht gefunden hat.«
»Das halte ich für unwahrscheinlich«, so Rafael. »Jessa Bellamy wird doch wegen Mordes an Bradford Lawson gesucht.«
Samantha schwieg einen Moment. »Was?«
»Lassen Sie sich von Kendrick eine Zeitung geben. Das steht im ganzen Land auf der ersten Seite.«
Nach dem Telefonat bekam sie vom
Tresora
eine Zeitung und las die Titelgeschichte. Dem Journalisten zufolge wurde Bellamy allerdings wegen Totschlags gesucht, weil sie Lawson in einem beliebten Restaurant in der Innenstadt angegriffen hatte. Mitarbeiter eines Krankenhauses behaupteten, er sei seinen Verletzungen erlegen, und zwar wenige Stunden, bevor er Ted Evans ermordet hatte.
»Das ist völliger Quatsch«, sagte Samantha zu Kendrick. »Lawson ist an jenem Abend doch zu GenHance gefahren. Und er lebte noch, als er das Unternehmen wieder verließ.«
»Gut möglich, dass die Polizei Ms Bellamy aufspüren will, um sich einer wichtigen Zeugin zu versichern oder sie in Schutzgewahrsam zu nehmen«, mutmaßte der
Tresora
.
»Wenn wir das tun, dann gewöhnlich nicht bei Leuten, die des Totschlags angeklagt sind.« Sie dachte kurz nach. »Schauen Sie mal, was Sie über diese Bellamy herausfinden können und wohin sie geflohen sein mag.«
Leider war Lucan nicht so mitteilsam, was die Dinge anging, die er bei der Jagd auf Lawson in Erfahrung gebracht hatte. Jeden Morgen kehrte ihr Geliebter finster und verschlossen zurück und telefonierte mit mehreren in den USA lebenden Kyn-Lords. Stets sprach er in einer alten Sprache mit ihnen, die Samantha nicht verstand, und wenn sie ihn fragte, sagte er nur, sie hätten über Revierangelegenheiten geredet. Danach ging er für eine Stunde in den Fitnessraum hinunter und
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