Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)
Frühstückstisch im Athenaeum Club auch waren, eines hatten sie alle drei gemeinsam, sie waren in einem sehr schnellen Rennen auf einem immer lahmeren Gaul sitzengeblieben, dem alten Diamantsyndikat von DePass.
So viele Jahre war dieses Vollblut unschlagbar gewesen. Es eilte von Sieg zu Sieg, mehrte das Vermögen und die Unabhängigkeit seiner Aktionäre. Immer in der schönen Gewissheit, dass Roger Holborn sie mit den besten Informationen aus dem Innersten der Organisation versorgte. Kimberley schien so strahlend und uneinnehmbar wie Camelot. Sicher, die Diamantfunde der Deutschen in der Namibwüste waren keine schöne Nachricht, aber die kaiserliche Bürokratie in Berlin und der Weltkrieg setzte die deutschen Minenbesitzer so schnell schachmatt, dass man in Kimberley und London seine helle Freude daran hatte. Und im Krieg hatten dann alle bis auf ein paar Kriegsgewinnler Federn lassen müssen, nicht wahr? In Zeiten der Not stehen Luxusgüter nun einmal ganz unten auf dem Einkaufszettel. Mit diesem Argument hatten sich die drei Herren wieder und wieder von Roger Holborn beruhigen lassen. Was er ihnen nicht sagte, aber was sie selbst sehr leicht hätten erkennen können, war, dass das Syndikat seinen selbstgestellten Aufgaben im Weltkrieg nicht gerecht wurde. Es drosselte bei sinkender Nachfrage weder die Produktion, noch zog es die Rohdiamanten bei sinkenden Preisen aus dem Markt. Im Gegenteil, es leistete dem Preisverfall Vorschub und bot sie an wie sauer Bier. Die DePass Aktien fielen, aber das taten andere schließlich auch. Als die Deutschen den Krieg verloren hatten, war es für Roger Holborn und seine Freunde gar keine Frage, dass die Diamantfelder im neuen südafrikanischen Protektorat Südwest an DePass fallen würden. An wen sonst? Die goldenen Zeiten würden wiederkehren. Bald! Sehr bald! Schließlich hatte man den Krieg gewonnen. Nun, sie fielen eben nicht an DePass, sondern an Consolidated Mines, an Alfred Niersteiner. Im Krieg, als Bürgermeister wegen seiner deutschen Herkunft von einem aufgebrachten Mob aus der Diamantstadt Kimberley verjagt, glaubte man, den ehrgeizigen Juden mit dem deutschen Akzent endlich los zu sein. Als er sich noch während des Krieges mit amerikanischem Geld in die Goldminen des East Rand einkaufte und Consoldiated Mines gründete, war man sich in Kimberley ganz sicher, ihn für alle Zeiten aus dem Diamantgeschäft hinausgeekelt zu haben. Und dann das! Niersteiner war zurück, und mit einem einzigen Coup, den er noch dazu mit den deutschen Minenbesitzern, den Kriegsgegnern, direkt ausgehandelt hatte, mächtiger als je zuvor. DePass hatte den Zug versäumt. Nun kam es Schlag auf Schlag. Consolidated Mines wurde im Kongo und in Angola aktiv. Beide Länder verfügten über Diamantvorkommen, die Südafrika an Menge und Qualität gefährlich werden konnten. Niersteiner gründete sein eigenes Syndikat, und immer noch weigerten sich einflussreiche Mitglieder von DePass aus persönlicher Animosität, ihn auf ihre Seite zu holen, seine Stärken zu nutzen und ihn zum Chairman zu machen. Sie verwendeten einen Großteil ihrer Energie auf den persönlichen Krieg gegen den mittlerweile geadelten Sir Alfred, ein weiterer schmerzhafter Stachel in ihrem Fleisch; sie verzettelten sich in Grabenkämpfen und vernachlässigten die lange überfällige Neuordnung ihrer Geschäfte. Schon besaß Niersteiner zusammen mit dem Überläufer Solly Joel, auch ein Jude, aber wenigstens englischer Herkunft, wie Sumpton immer wieder bitter bemerkte, bedrohliche 49 Prozent der gesamten Diamantproduktion. DePass ging die Munition aus und diejenigen, die der alten Garde bis jetzt die Stange gehalten hatten, fürchteten ihren finanziellen Ruin. Die Finanziers diesseits wie jenseits des Atlantiks interessierten sich brennend für den Emporkömmling Niersteiner und hatten die alte Garde in Kimberley praktisch abgeschrieben. Die totale Kontrolle über DePass würde über kurz oder lang in Niersteiners Schoß fallen, und zwar nicht als reife, sondern als faule Frucht.
„Es gibt nur einen Ausweg, neue Diamantvorkommen müssen erschlossen werden, und zwar außerhalb von Niersteiners Einflussbereich. Auch wenn Merensky im Moment nicht für ihn prospektiert, so hat er doch seit Jahren einen sehr guten Kontakt zu ihm. Wenn er neue Lagerstätten entdeckt, wird er für ein Angebot, die Steine über Niersteiners Syndikat auf den Markt zu bringen, ein offeneres Ohr haben, als für DePass,” zischte Sumpton, zündete sich
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