Dunkle Flammen Der Leidenschaft
Aufmerksamkeit zukommen ließ. Um mich ein bisschen herunterzufahren, nahm ich ein Bad und trank drei Gläser Wein, während ich mir im Stillen eingestand, warum ich so wütend auf Vlad war. Ich war nicht bloß frustriert, weil er meinen Plan nicht in die Tat umsetzen wollte. Fakt war, dass ich das Dümmste überhaupt getan hatte – ich hatte begonnen, mich in eben den Mann zu verlieben, der meine Gefühle nie erwidern würde.
Natürlich bedeutete ich Vlad auf bestimmte Art etwas, aber er würde sich nie verwundbar genug geben, um zu lieben. Das hatte er auf seine gewohnt brutal ehrliche Art gleich klargestellt. Ich hatte gedacht, damit käme ich klar, aber irgendwann hatte mich dieser komplizierte, faszinierende, oft erschreckende Mann so in seinen Bann gezogen, dass er mich direkt ins Herz getroffen hatte. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher, ob es mir genug war, ihn größtenteils, aber nicht ganz haben zu können, und das Schlimmste war, dass ich trotzdem nicht von ihm lassen wollte.
Vielleicht war ich nicht der einzige Hellseher hier. Falls nichts Drastisches geschah, würde sich Martys Voraussage, dass Vlad mir das Herz brechen würde, als Volltreffer herausstellen.
An Schlaf war nicht zu denken, doch ich musste morgen einen klaren Kopf haben, wenn ich meine Gabe einsetzte, um Szilagyi aufzuspüren. Nachdem ich mich ein paar Stunden lang rastlos hin und her gewälzt hatte und gerade eindöste, wurde ich von einem heftigen Klopfen an der Tür aufgeschreckt. Vlad würde nicht anklopfen, und Maximus half Vlad dabei, Szilagyis gefangenen Spießgesellen zu foltern.
»Leila.« Die Stimme meines Vaters, gefolgt von weiterem Klopfen. »Lass mich rein. Wir müssen reden.«
Gretchen , dachte ich und hätte am liebsten gestöhnt. Sie hatte Dad offensichtlich erzählt, was sie zuvor mitbekommen hatte. Warum hatte ich Vlad nicht gebeten, ihr eine Gehirnwäsche zu verpassen, damit sie den Mund hielt?
Ich stand auf und zog mir einen Bademantel über mein seidenes Nachthemd, bevor ich die Tür öffnete. Mein Vater kam herein und erfasste mit einem schnellen, aber gründlichen Blick mein Zimmer, das eine kleinere, heller grüne und femininere Ausgabe von Vlads Gemach war.
»Wo ist er?«, fragte er unverblümt.
»Foltert den Feind, den er heute gefangen genommen hat«, antwortete ich genauso frei heraus.
»Und für diesen Mann riskierst du dein Leben?«
Hugh Dalton hatte diesen festen, selbstbeherrschten Blick drauf, den selbst hundert Jahre ältere Vampire nicht so perfekt beherrschten, und er galt jetzt ganz mir. Er prallte an mir ab.
»Nein, ich riskiere mein Leben für mich, für Marty und für einen netten Jungen, der kürzlich geholfen hat, mich zu retten, und dann von dem Vampir umgebracht wurde, den ich jetzt auszuschalten versuche«, antwortete ich kühl.
Er drehte sich um hundertachtzig Grad und ging unruhig ein kurzes Stück. Sein Hinken ließ seine Schritte kürzer und weniger würdevoll ausfallen als zu der Zeit, als er sich noch mit militärischer Präzision bewegen konnte.
»Es ist okay, wenn du mich hasst«, stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und warf mir einen schmerzerfüllten Blick zu. »Ich habe deine Mutter enttäuscht und hätte nach dem Unfall für dich da sein sollen. Ich … ein Teil von mir hat zuerst dir die Schuld zugeschoben. Das weißt du sicher, nachdem du mich berührt hast, aber tief drinnen war es nie eine Frage, wer wirklich für ihren Fortgang und Tod verantwortlich war. Ich. Also bitte ich dich, auch wenn Marty dir ein besserer Vater war als ich, setze dich nicht noch mehr Vampiren aus, um ihn zu retten. Mich kannst du bestrafen, ich habe es verdient. Aber bringe dich nicht noch mehr in Gefahr, als du es schon getan hast.«
Die Wahrheit, die wir beide seit Jahren kannten, war endlich ausgesprochen worden, und jetzt, da die Worte in der Luft hingen, spürte ich, wie mir ein Gewicht von den Schultern fiel. Ich hatte Vlad gesagt, es wäre zu schmerzlich für mich, über die schlimmste Sünde meines Vaters zu sprechen, unbeachtet geblieben war allerdings, dass die Wunde nur in mir geschwärt hatte, indem ich sie ignorierte. Erinnerungen, die ich mir bislang nicht gestattet hatte, kamen mir in den Sinn wie Bilder auf einer Filmspule: wir vier, wie wir Muscheln am Strand von Virginia sammelten, als mein Vater nahe D. C. stationiert gewesen war. Gretchen, erst acht Jahre alt, wie sie kichernd in den Sand fiel, als ich ihr das Radschlagen beibrachte. Mein Vater,
Weitere Kostenlose Bücher