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Dunkle Flammen Der Leidenschaft

Dunkle Flammen Der Leidenschaft

Titel: Dunkle Flammen Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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ging die letzten paar Schritte, die uns noch trennten, und nahm seine Hand, ohne vor den Flecken darauf zurückzuschrecken.
    »Du bist in meiner Haut«, sagte ich. »Am Tag zuvor hast du mir mit den Fingern über den Mund gestrichen und mich fast geküsst, also habe ich die Essenz, die du auf meinen Lippen hinterlassen hattest, zu dir zurückverfolgt.«
    Seine Augen glühten, Grün auf Bronze, während er meine Hand an seine Lippen führte und küsste. Da ich die Handschuhe anhatte, konnte ich die seidenweiche Berührung nicht spüren, doch ich bildete mir ein, seine Körperwärme durch das Isoliermaterial hindurch wahrnehmen zu können.
    »Er ist kein Narr. Er wird dich fesseln und dafür sorgen, dass du nichts anfassen kannst, meine dunkelhaarige Schönheit. Nicht mal deine Lippen.«
    »Dann hinterlässt du eben etwas von deiner Essenz auf meiner Hand«, antwortete ich mit fester Stimme. »Das tust du vermutlich gerade schon.«
    Sein unergründlicher Blick bohrte sich in meinen. »Aber woher willst du wissen, wo du bist, damit du es mir sagen kannst.«
    »Indem ich Essenzspuren in dem Raum folge. Irgendjemand muss schließlich wissen, wo Szilagyi sich aufhält. Selbst wenn ich so nicht herausbekomme, wo ich bin, kann ich eine Verbindung zu demjenigen herstellen, der mich fesselt, und ihm dann folgen. Szilagyi wird nicht wissen, was ich tue. Du hast mir gesagt, du könntest meine Gedanken nicht hören, wenn ich meine Gabe einsetze. Die restliche Zeit über singe ich mir insgeheim die schlimmsten Achtziger-Jahre-Hits vor.«
    »Er wird wissen, dass du deine Gabe gebrauchst, und erfahren wollen, warum.« Er ließ meine Hand los. »Am Ende foltert er dich, bis du ihn nicht mehr aus deinen Gedanken aussperren kannst und er herausbekommt, was du vorhast. Die Antwort ist nein.«
    »Ich bin nicht sie, Vlad.«
    Ich sagte das in dem vollen Bewusstsein, dass ich damit seine tiefste Wunde wieder aufriss, ließ mich aber nicht abhalten. Er war gnadenlos und unnachgiebig, wenn er wusste, dass er recht hatte. Das würde ich jetzt auch sein.
    »Ich will nicht lieber sterben als deinen Feinden in die Hände fallen«, fuhr ich fort. »Selbst wenn alles eintrifft, was du befürchtest, kann ich damit umgehen. Ich habe schon alles Schreckliche miterlebt, was Leute – Menschen und andere – einander antun, und obwohl ich einmal daran zerbrochen bin, hat mich die Erfahrung stärker gemacht. Szilagyi hat mich entführt, versucht mich umzubringen, Ben getötet, und jetzt hält er meinen besten Freund gefangen. Ich will Rache, und ich will Marty heil zurück.«
    »Ich glaub’s ja nicht«, keuchte eine Frauenstimme.
    Ich fuhr herum. Gretchen stand etwa fünfzig Schritt hinter mir in der Eingangshalle, und so wie ihr Mund zum klassischen Ausdruck des Unglaubens aufgerissen war, hatte sie alles mit angehört.
    »Was ist bloß mit dir los«, fuhr sie fort, jetzt auf uns zukommend. »Man sollte meinen, einen Elektroschock zu bekommen, sich die Pulsadern aufzuschneiden und mit einem Vampir ins Bett zu gehen wäre ausreichend Nahtoderfahrung für einen normalen Menschen, aber nein! Du musst dich auch noch irgendeinem ausgeflippten Vampir an den Hals werfen, der dich vermutlich umbringen wird!«
    Ausgerechnet jetzt war meine Schwester aus ihrem Zimmer gekommen. »Gretchen, das ist jetzt nicht …«
    »Nicht was? Der richtige Zeitpunkt?«, brachte sie meinen Satz wütend zu Ende. »Das ist es bei dir nie, Leila! Aber da du ja mal wieder versuchen willst, dich umzubringen, gedulde ich mich nicht mehr länger. Also, nur damit du auf dem Laufenden bist: Du bist nicht die Einzige, deren Leben in die Brüche gegangen ist, als Mama starb. Und als wäre es nicht schlimm genug, dass Dad hinterher emotional wie eingefroren war, hast du mich von dir gestoßen, sobald du aus dem Koma erwacht bist.«
    »Dich von mir gestoßen?« Meine Stimme wurde lauter, als alte Wunden wieder aufbrachen. »Ich hatte ein bisschen daran zu knabbern, dass ich Mom umgebracht hatte und allen Elektrostöße verpasst habe, während ich ihre schlimmsten Sünden miterleben musste, schon vergessen?«
    »Soll ich dir sagen, woran ich mich erinnere?« Während ich lauter geworden war, klang Gretchens Stimme jetzt sanft. »Wie ich von der Schule heimkam und dich in einer Badewanne voller Blut vorgefunden habe. Wie ich den Notruf gewählt und deine Wunde zugedrückt habe, damit ich nicht noch einen geliebten Menschen würde begraben müssen. Und ich erinnere mich daran, dass du abgehauen

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