Dunkle Flammen Der Leidenschaft
es dauern, bis der Vampir, der dir diese Typen auf den Hals gehetzt hat, dich aufgreift? Du bist viel mehr auf meine Hilfe angewiesen als ich auf deine. Ich bin schwer zu überrumpeln.« Er musterte mich berechnend. »Du nicht, und da du anscheinend ein intelligentes Mädchen bist, ist dir das selbst klar.«
Seine Hand zuckte nicht einmal, aber in meiner Vorstellung konnte ich spüren, wie sie sich um meine schloss, bis sie sich nicht mehr lösen ließ. Mein Stolz wollte mir verbieten anzuerkennen, was er gerade gesagt hatte, doch durch meine Gabe hatte ich schon zu oft miterleben müssen, wie die Unvorsichtigen den Unbarmherzigen zum Opfer fielen. Gegen einen Vampir hätte ich vielleicht noch eine Chance gehabt, aber gegen eine ganze Horde? Selbst wenn Marty mich im Kampf unterstützte, hätte ich doch nur uns beide zum Untergang verurteilt, und diese Dummheit wollte ich nicht begehen.
»Kluge Entscheidung«, meinte Vlad, der mich weiter unverwandt ansah. »Mit dieser Einstellung wirst du lange genug überleben, um auf den Gräbern deiner Feinde zu tanzen.«
»Ich dachte, Vampire stehen nicht auf Friedhöfe«, seufzte ich. Ich hatte diesen Kampf nicht gewollt, aber Vlad hatte recht. Ich war jetzt in ihn verwickelt.
Er kicherte. »Tun wir auch nicht. Auf Friedhöfen gibt’s nur Tote, und Vampire treiben sich lieber an Orten herum, wo es frisches, genießbares Blut gibt.«
Ich schloss die Augen und war mit einem Schlag hundemüde. Es war ein langer, stressreicher Tag gewesen und laut Vlad erst einer von vielen.
»Wohin fliegen wir? Das hast du mir noch gar nicht gesagt.«
»Nach Rumänien, zu mir nach Hause.«
Wow, der meinte es echt ernst mit seiner Dracula-Fixierung.
Ich hörte ein Schnauben, machte mir aber nicht die Mühe, die Augen zu öffnen. Ich hörte, wie er es sich anscheinend bequemer machte, und tat es ihm nach. Wenn wir nach Rumänien wollten, würde es ein langer Flug werden.
8
Elf Stunden und einen Tankstopp später landeten wir auf einem winzigen Flugplatz mit nur einer Startbahn und zwei Hangars; das Flugzeug rollte in einen hinein. Ich sah auf meine nackten Füße hinunter und seufzte im Stillen. Hoffentlich mussten wir bis zum Auto nicht zu lange laufen. Es lag Schnee. Vlad hatte mir zwar seinen Mantel geborgt, doch seine Schuhe würde er mir sicher nicht auch noch ausleihen wollen.
Meine Bedenken verflogen, als ich ihm aus dem Flugzeug folgte und eine glänzend schwarze Limousine im Hangar bereitstehen sah. Vlad war entweder stinkreich oder hatte einflussreiche Freunde. Vielleicht hatte er aber auch nur einen befreundeten Vampir einen Chauffeur hypnotisieren lassen, damit er uns abholte. Seine Fähigkeit zur Gedankenkontrolle war uns bereits nützlich gewesen, als bei der Zwischenlandung ein Zollbeamter nach unseren Pässen gefragt hatte.
Ein blonder Mann von hünenhafter Statur öffnete die Tür der Limousine mit einer Verneigung, als Vlad auf sie zuging. Ich zog die Augenbrauen hoch, aber Vlad nickte nur, als würde ihm das jeden Tag passieren. Ich tappte auf Zehenspitzen hinter ihm her und war wieder froh, nicht zu lange laufen zu müssen. Der Boden war zwar aus Beton, fühlte sich aber an wie Eis.
Der Blonde würdigte mich kaum eines Blickes, was mir nichts ausmachte, da normalerweise jeder sofort meine Narbe anstarrte.
Ich schlüpfte in die Limousine, bemüht, nichts mit der rechten Hand anzufassen. Der Fahrer schloss die Tür, sodass das Wageninnere schön warm blieb. Sobald ich saß, schob ich meine nackten Füße an einen der unteren Heizungsschlitze.
»Wir müssen unterwegs noch ein paar Sachen besorgen«, sagte ich. »Mein Trikot wird bald von alleine laufen können, und Schuhe sind bei diesem Wetter unerlässlich.«
Vlad zog meine Rechte in seine Hand. »Alles bereits erledigt.«
Er hatte zwar die vergangenen elf Stunden meine Hand gehalten, aber ich fand es noch immer ganz erstaunlich, dass jemand mich anfassen konnte, ohne sofort vor Schmerz zurückzuzucken. Vlad schien, genau wie er gesagt hatte, keinerlei Schaden genommen zu haben, obwohl ich ihm genug Elektrizität verpasst haben musste, um drei gewöhnliche Vampire zu töten.
»Hast du mir die Klamotten per Handy bestellt?«, wollte ich wissen und warf ihm einen schiefen Blick zu. Obwohl er Handyholiker hasste, hatte er seines vor unserer Landung fast eine Stunde lang in Betrieb gehabt. Selbst einhändig konnte er simsen wie der Wind.
»Unter anderem«, antwortete er. Seine Finger fuhren sacht streichelnd über
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