Dunkle Flammen Der Leidenschaft
meine rechte Hand würde halten müssen. Sofort begann die Maschine loszurollen, keine Sicherheitshinweise oder Mahnungen, sich anzuschnallen, und Augenblicke später stellte ich überrascht fest, dass wir bereits abhoben. Eine lange Startbahn benötigte der Flieger anscheinend nicht.
Vlads Hand war noch immer warm, sonderte aber nicht mehr diese sengende Hitze ab. Es war ein seltsames Gefühl, dass jemand meine rechte Hand hielt, vor allem so lange. Wäre er kein gefährlicher Vampir mit dubiosen Absichten gewesen, hätte ich mich darüber gefreut, dass es sich um einen so umwerfend attraktiven Mann handelte. In den letzten zehn Jahren war das nur in meiner Fantasie passiert.
Siedend heiß wurde mir bewusst, dass Vlad meine Gedanken lesen konnte. Ein Stromstoß entlud sich in ihn, so verlegen war ich. Statt zu tun, als wüsste er von nichts, verzog Vlad den Mund zu einem verschmitzten Lächeln.
»Das hat gekitzelt. Wenn du über Stromstöße flirtest, gratuliere ich dir zu deiner Originalität.«
»Na ja, ich weiß ja, dass dich das Wort ›bitte‹ nicht beeindruckt«, gab ich säuerlich zurück. Meine kurze Verlegenheit war verschwunden.
»Hattest du diese Fähigkeiten von Geburt an?«, wollte er wissen, ein anderes Thema anschneidend.
»Vor zwölf Jahren hatte ich einen Unfall mit einer abgerissenen Hochspannungsleitung. Ich lag monatelang im Koma. Als ich daraus erwachte, hatte ich starke Nervenschäden und diese Narbe.« Mit dem Finger zeigte ich von meiner Schläfe bis zu meinem Handgelenk. »Die Nervenschäden haben sich irgendwann zurückgebildet, aber es entwickelten sich unerwartete Auswirkungen.«
Ich konnte die Erinnerungen nicht unterdrücken, die in mir hochkamen, als ich von dem Unfall und seinen Folgen erzählte: Wie ich wieder zur Schule ging und versuchte, darüber hinwegzusehen, dass die anderen Kinder mich wegen meines seltsamen Gangs und der riesigen Narbe anstarrten . Dann mein Entsetzen, als ich über meine rechte Hand die finstersten Geheimnisse der Menschen erkennen konnte, ganz zu schweigen davon, wie es war, als ich erkannte, dass ich jedem, den ich anfasste, einen elektrischen Schlag verpasste. Das Geflüster, das ich in den Korridoren und Klassenräumen unweigerlich mitbekam . Sie ist zu einem Monster geworden … So narbig und sonderbar, fast wie in Frankenstein …
»Ich bin schon Monstern begegnet. Du bist keins.«
Vlad hatte wieder schamlos gelauscht. Ich versuchte, den Kopf freizubekommen, aber er hatte ja keinen Aus-Schalter.
»Du sagtest, dein Name wäre Leila, aber dein Freund und diese anderen Vampire haben dich Frankie genannt«, fuhr er fort. »Hast du aus der Frankenstein-Beschimpfung einen Spitznamen gemacht?«
Ich reckte das Kinn hoch. »Ja.« Ich hatte die Identität wechseln müssen, und als ich über meine Kränkung hinweg war, sah ich in der Ignoranz meiner Klassenkameraden eine Inspiration. Wenn die glaubten, ich würde an ihrem liebsten Schimpfwort zerbrechen, hatten sie falsch gedacht.
»Warum nennst du dich Vlad?«, fragte ich und konnte nicht widerstehen hinzuzufügen: »Ist schließlich nicht der originellste Name für einen Vampir.«
Vlad grinste wieder auf diese affektierte Art. »Ich bin der einzig echte Vlad. Alle anderen sind bloß neidisch.«
Ich schnaubte und unterzog ihn einer eingehenden Musterung. Mit seinem langen Haar, den markanten Gesichtszügen, dem furchteinflößenden Charisma und seinem verführerisch muskulösen Körper hätte er tatsächlich als der berüchtigte Fürst der Finsternis durchgehen können, doch für wie naiv hielt er mich?
»Du fährst die obligatorische Sexy-aber-gefährlich-Schiene, aber ich glaube erst, dass du der echte Dracula bist, wenn du mir abnimmst, dass ich der echte Frankenstein bin.«
»Dracula ist eine Karikatur, der Fantasie eines Schreiberlings entsprungen«, fauchte er, und sein leises Lächeln verflüchtigte sich. Seine Hand wurde ebenfalls heißer. »Er hat mit mir so viel Ähnlichkeit wie das Monster aus Mary Shelleys Erzählung mit dir.«
Wow, er nahm dieses kleine Spiel richtig ernst. Und gerade hat er gehört, wie du das gedacht hast, ermahnte ich mich, als er einen strengen Blick aufsetzte.
»Worüber wolltest du mit mir sprechen?«, erkundigte ich mich und schüttelte den Kopf, als könnte ich so meine unpassenden Gedanken loswerden.
»Deine Überlebenschancen.«
Sein Tonfall war beiläufig, in seinem Gesicht stand wieder jene Freundlichkeit, die ich furchteinflößender fand als ein
Weitere Kostenlose Bücher