Dunkle Flammen Der Leidenschaft
ich mir das Badezimmer ansah. Darin gab es eine Dusche mit Glaswänden, groß genug für zwei, eine versenkte Badewanne, in der ich fast hätte schwimmen können, und zahlreiche andere Annehmlichkeiten.
Ich hatte mich nach einer Dusche gesehnt, doch die Vorstellung, mich in der Wanne zu aalen und dabei meine verspannten Muskeln zu lockern, ließ mich meine Meinung ändern. »Licht an«, sagte ich und drehte dann mit der linken Hand den Wasserhahn auf.
10
Als ich aus dem Badezimmer kam, standen mehrere abgedeckte Teller auf einem Tablett im Wohnbereich. Gut, dass ich die Tür geschlossen hatte, sonst hätten die Bediensteten, die das Essen gebracht hatten, eine Gratis-Peepshow erhalten. Ich nahm die Abdeckhauben von den Tellern und sah ein viergängiges Menü vor mir stehen. Ich schaute mich um, als würden jeden Augenblick Leute hinter den Holzbalken hervorgesprungen kommen, um mir beim Essen Gesellschaft zu leisten. Ich habe ausreichend Lebensmittel , hatte Vlad gesagt. Ach was. Wenn seine Blutspender immer so aßen, wogen sie bestimmt hundertfünfzig Kilo.
Mein Magen knurrte – eine Warnung, dass ich aufhören sollte, mich umzublicken, und stattdessen endlich etwas essen musste. Ich setzte mich und futterte los, ohne mich erst anzuziehen.
Schließlich war ich so vollgestopft, dass ich bloß noch schlafen wollte, aber Vlad hatte gesagt, er würde Marty zu mir heraufschicken, sobald ich geduscht und etwas gegessen hatte. In dem antiken Kleiderschrank fanden sich jede Menge neue oder dem Anschein nach kaum getragene Kleider. Sie hatten auch alle die passende Größe, genau wie die Schuhe am Boden des Massivholzmöbels. Ich begann, die Schubladen der Frisierkommode aufzuziehen, und fand noch mehr Kleidungsstücke. Selbst die BH s hatten die richtige Körbchengröße. Entweder hatte mich Vlad im Schlaf ganz genau betrachtet, oder er hatte einen Haufen Erfahrung darin, die Kleidergröße von Frauen einzuschätzen – und jede Menge passende Klamotten im Haus.
Letzteres entsprach zweifelsohne der Wahrheit, doch die Vorstellung, dass er meine Brüste begutachtet hatte, ließ Gefühle in mir aufkommen, die ich mir normalerweise verkniff. Schließlich wählte ich ein Sweatshirt, weite Hosen und dicke Socken aus. Das Feuer im Kamin brannte und erfüllte den Raum mit angenehmer Wärme, doch im Rest des herrschaftlichen Anwesens war es womöglich weniger mollig.
Sobald ich angezogen war, zog ich an der Schnur mit der Quaste. Keine Minute später klopfte es an der Tür. Ich öffnete und sah Maximus auf dem Flur stehen. Ich fragte mich, ob seine Schnelligkeit daher kam, dass er ein Vampir war oder einfach nur ungeheuer aufmerksam.
»Weißt du, wo mein Freund Marty ist?«
»Ja. Soll ich ihn hochbringen?«
Erleichterung überkam mich. Vlad hatte bisher all seine Versprechen gehalten. »Ich kann zu ihm gehen«, antwortete ich. Ich war zwar noch immer ein bisschen erschöpft, aber längst nicht mehr so wie noch vor Kurzem.
»Ich bringe ihn zu Ihnen«, verkündete er. »Warten Sie hier.«
Und schon war er verschwunden. Na, dann wusste ich ja jetzt, dass Maximus ein Vampir war.
Wartend setzte ich mich aufs Bett, nachdem ich zehn Minuten lang vor der verlassenen Tür gestanden hatte. Schließlich wurde ich dann doch nervös. Warum dauerte das so lange? Maximus hatte ein ganzes Gourmetmenü schneller gezaubert!
Nach einer halben Stunde stürmte ich die Treppe ins Erdgeschoss hinunter und versuchte mich zu erinnern, in welche Richtung Vlad verschwunden war. Die riesige Halle mit den vielen angrenzenden Räumen, von der ich anfangs so beeindruckt gewesen war, kam mir jetzt vor wie ein Labyrinth, das einzig dazu bestimmt war, mich in die Irre zu führen. Es war auch keine Menschenseele zu sehen. Wo waren all die Lakaien hin? Gab es hier überhaupt noch ein lebendes Wesen?
»Maximus!«, rief ich und spürte ein flaues Gefühl im Magen. Da war doch was faul. Ich wusste es einfach. »Wo ist Marty? Ich weiß, dass Sie ein Vampir sind, also tun Sie gar nicht erst so, als könnten Sie mich nicht hören!«
»Ich bin hier, Frankie.«
Die Worte erklangen direkt hinter mir. Ich fuhr herum und wäre beinahe mit Maximus zusammengestoßen, doch als ich meinen Freund sah, überkam mich Erleichterung. Marty stand neben dem blonden Vampir, ein leises, müdes Lächeln im Gesicht.
»Schön, dass es dir gut geht, Kind …«
Er konnte seinen Satz nicht zu Ende bringen, weil ich ihn packte und mich vor ihn hinkauerte, um ihn umarmen zu
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