Dunkle Flammen Der Leidenschaft
glaube, das reicht«, meinte ich stockend, weil mir plötzlich die Knie weich wurden. Normalerweise fühlte ich mich nicht so, wenn ich meine überschüssige Elektrizität abgegeben hatte. Vielleicht lag es ja daran, dass ich seit fast zwei Tagen nichts gegessen hatte.
Vlad starrte auf mich herab, ohne sich vom Fleck zu bewegen. »Schaffst du die Treppe, oder brauchst du Hilfe?«
Meine Knie fühlten sich immer noch ein bisschen wackelig an, doch obwohl die Vorstellung, in Vlads erhitzten Armen zu liegen, gefährlich verlockend war, würde ich mich bestimmt nicht in mein Zimmer tragen lassen wie irgendeine Kriegsbeute. »Mir geht’s gut.«
Er ließ meine Hand los, trat zurück und nickte Maximus zu. »Bereite ihr Essen zu, sobald du sie in ihr Zimmer geführt hast.« Dann fügte er an mich gewandt hinzu: »Wir sehen uns beim Abendessen.«
Mich am Geländer abstützend folgte ich Maximus die gewundene Treppe hinauf. Nach dreißig hart erkämpften Stufen erreichten wir einen Treppenabsatz. Ich war erleichtert, dass Maximus nicht noch weiter hinaufwollte. Vielleicht litt ich ja noch unter dem Jetlag oder war emotional angegriffen von dem Stress der vergangenen Tage.
Jenseits des Treppenabsatzes lag ein holzgetäfelter Wohnraum, von dessen fast eine ganze Wand einnehmenden Fenstern aus man den Wald und die Berge sehen konnte. Am Ende des hübschen Ensembles ging ein Flur ab, und ich unterdrückte den Drang, die Wände zu berühren, um zu sehen, ob sie tatsächlich mit Samt bezogen waren.
Maximus öffnete die dritte Tür im Flur und trat dann beiseite, damit ich eintreten konnte. Ich versuchte mich nonchalant zu geben, als ich sah, dass es dahinter genauso opulent aussah wie im Rest des Hauses. Ursprünglich hatte ich gehofft, es würde nicht lange dauern, Vlad zu helfen, die Person zu finden, die Schakal und die anderen auf mich angesetzt hatte – falls er recht hatte und es tatsächlich einen führenden Kopf in der Sache gab. Jetzt allerdings hätte es mich nicht mehr gestört, wenn sich das Projekt ein paar Wochen hingezogen hätte. Ich durfte mich nicht an den ganzen Luxus hier gewöhnen, denn schließlich würde ich hinterher in mein kärgliches Dasein zurückkehren. Doch in der Zwischenzeit … Das Leben war einfach zu kurz, um sich nicht an dem zu erfreuen, was das Schicksal einem bescherte.
»Es ist herrlich«, wandte ich mich an Maximus, der abzuwarten schien, ob das Zimmer meinen Ansprüchen genügte.
»Freut mich«, antwortete er. Seine formelle Höflichkeit stand in krassem Gegensatz zu seiner furchteinflößenden Gestalt und dem direkten Blick. Maximus war gute dreißig Zentimeter größer als ich, und seine bulligen Muskeln und das markante Gesicht ließen einen eher an »einschüchternden Bodyguard« als an »höflichen Butler« denken, aber was wusste ich schon?
»Im Schrank findet sich Kleidung zum Wechseln«, fuhr er fort. »Alle elektrischen Geräte im Raum wurden so modifiziert, dass sie sich per Stimmbefehl bedienen lassen. Licht an«, sagte er, und sofort leuchteten die Nachttischlampen und Wandleuchter auf.
Ich war perplex. »Wie haben Sie …?« Dann verstummte ich. Vlad .
Er hatte nicht nur sein Versprechen wahrgemacht, mich mit Kleidung auszustatten, er hatte es auch geschafft, die ganze Elektronik im Gästezimmer neu verlegen zu lassen, da ich ohne meinen Handschuh keinen Lichtschalter bedienen konnte, ohne ihn lahmzulegen.
Maximus wartete, ob ich meinen Satz zu Ende bringen würde. Als ich es nicht tat, fuhr er fort, als hätte ich nichts gesagt. »Sie können auch sagen ›dimmen‹ oder ›Licht aus‹, wenn Sie zu Bett gehen wollen. Das Abendessen wird um neun Uhr im großen Bankettsaal im Erdgeschoss serviert. Soll ich Ihnen zeigen, wo es ist?«
»Nein, ich glaube, ich finde mich zurecht«, antwortete ich, noch immer ganz perplex über Vlads ungewöhnliche Freundlichkeit.
»Dann ziehe ich mich jetzt zurück. Ihr Mittagessen wird gleich serviert, aber falls Sie in der Zwischenzeit noch etwas brauchen sollten, ziehen Sie an dieser Schnur.«
Er unterstrich seine Worte, indem er an einer langen, mit einer Troddel verzierten Schnur nahe der Tür zog. Ich hörte nichts, glaubte ihm aber, dass es funktionieren würde.
»Danke«, sagte ich und fand, dass ich ihm ein Trinkgeld schuldete. Das ich ihm natürlich nicht geben konnte, weil meine Brieftasche noch in Florida war.
Er neigte den Kopf. »Gern geschehen.«
Ich wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, bevor
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