Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Flammen Der Leidenschaft

Dunkle Flammen Der Leidenschaft

Titel: Dunkle Flammen Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
Vom Netzwerk:
Kupfer zu grell leuchtendem Grün, und sein Lächeln entblößte seine Fangzähne. Ein Muskel im Kiefer meines Vaters zuckte, doch sein Gesicht blieb unbewegt.
    »Hightech-Kontaktlinsen und neuartige Zahnprothesen beeindrucken mich nicht.«
    »Das hatte ich auch nicht erwartet«, antwortete Vlad mit seidenweicher Stimme. »Aber das passiert eben, bevor ich das hier tue.«
    Er schwang sich in die Luft und schwebte einen knappen Meter über dem Boden. Dann gingen seine Hände in Flammen auf, erst unirdisch blau, dann orange, gelb und rot. Das Feuer wanderte seine Arme hinauf, leckte an den Spitzen seines langen braunen Haares, und obwohl die Hitze spürbar war, nahm kein Fädchen seiner Kleidung und kein Härchen an ihm Schaden.
    »Ich bin Vladimir Basarab Dracul, geboren 1431 als Sterblicher, doch wiedergeboren im Jahre 1462 als Vampir«, verkündete Vlad, meinem Vater in die Augen starrend. »Und ich bin nur einer von Millionen Vampiren, Ghulen, Geistern und Dämonen, die im Geheimen unter euch leben.«
    Trägst aber schon ein bisschen dick auf, was?, dachte ich. Dann brachte ein Plumpsen mich dazu, mich nach rechts zu wenden.
    Meine Schwester war ohnmächtig geworden.
    Vlad öffnete den Wein und goss mein Glas bis zum Rand mit der tiefroten Flüssigkeit voll, bevor er es mir reichte. Ich griff danach, als wäre es ein Rettungsseil, und nahm einen großen, uneleganten Schluck. Positiv betrachtet glaubte mein Vater jetzt nicht mehr, ich wäre in das Rollenspiel einer Sekte verstrickt. Negativ gesehen telefonierte er vermutlich gerade mit dem Pentagon und blies zum Großangriff auf alles, was keinen Puls hatte.
    Vlad warf mir einen sardonisch amüsierten Blick zu, als er sich selbst einschenkte. »Die hohen Tiere in den Regierungen auf der ganzen Welt wissen bereits, dass andere Spezies existieren, doch solange wir uns nicht in ihre Angelegenheiten einmischen, tun sie gern so, als gäbe es uns nicht.«
    Eigentlich fürchtete ich weniger, dass mein Vater irgendjemandem von Vampiren erzählen würde, sondern eher, dass er und Gretchen ihr Entsetzen über ihre Existenz nicht verwinden würden – zumal ich auch noch mit einer dieser Kreaturen zusammen war. Jetzt, da ich gezwungen war, mit meiner Familie unter einem Dach zu leben, merkte ich erst, wie sehr ich sie vermisst hatte. Wir hatten alle Fehler gemacht, aber vielleicht konnten wir uns ja so weit aneinander herantasten, dass wir wieder miteinander auskamen.
    Zumindest falls Gretchen irgendwann einmal aufhörte zu schreien.
    »Wie war das bei deinen anderen Freundinnen?«, murmelte ich und ließ mich aufs Bett fallen. »Haben sich deren Familien irgendwann wieder eingekriegt?«
    Er ließ sich mit der fließend kraftvollen Eleganz neben mir nieder, die nur jemand ausstrahlen konnte, der Kontrolle über jeden Muskel in seinem Körper hatte. Hätte ich mich mit dreizehn so bewegt, wäre mir die Goldmedaille sicher gewesen.
    »Kommt drauf an«, meinte er und überraschte mich mit der Beantwortung einer eigentlich rhetorisch gemeinten Frage. »Fünf waren selbst Vampirinnen. Was die menschlichen betrifft: Die Familie der letzten hat es schließlich akzeptiert, die beiden davor sagten es ihren Angehörigen nicht, die davor hatte keine lebenden Angehörigen mehr, und die erste … deren Familie hat andere aus dem Dorf dazu aufgestachelt, mein Haus niederzubrennen und zu schreien: ›Tod dem Vampyr!‹«
    Ich lachte, bevor die eigentliche Bedeutung seiner Worte mir den Atem stocken ließ. »Du bist fast sechshundert Jahre alt und hattest vor mir nur zehn Freundinnen?«
    »Zehn Freundinnen, zwei Ehefrauen und ein paar Dutzend anonyme Kontakte, wenn die Einsamkeit mich übermannt hat.«
    Wow. Vlad hatte zwar gesagt, er wäre wählerisch, was seine Geliebten anging, doch irgendwie hatte ich ihm das nicht ganz abgenommen.
    »Die Frau am Fluss. Welche war das?«, fragte ich, dem Blick seiner blanken, dunklen Augen standhaltend.
    Er stellte das Weinglas auf dem Boden ab. »Meine erste Frau. Sie schenkte mir einen Sohn, und ein paar Jahre später, als ich gegen die Türken kämpfte, begegnete ich Tenoch. Er offenbarte mir, was er war, verwandelte mich und brachte sich um, sobald ich die Phase des ersten Blutrausches hinter mir hatte. Als ich nach Hause kam, wollte ich mich meiner Frau offenbaren, doch was ich auf dem Schlachtfeld getan hatte, entsetzte sie.« Er verzog den Mund. »Sie fand, ich wäre verroht. Es erschien mir unangebracht, ihr da gleich noch das Geständnis

Weitere Kostenlose Bücher