Dunkle Flammen Der Leidenschaft
herein, doch wie erwartet war sie diesmal schwächer, erlaubte mir, mich durch sie hindurchzukämpfen und die Essenzspur aufzustöbern, die ich suchte. Als ich sie gefunden hatte, konzentrierte ich mich, bis alles andere ohne Bedeutung war.
Zu meinem Entsetzen war die Umgebung, in der ich mich wiederfand, nicht viel anheimelnder als die, in der ich mich gerade aufhielt. Statt von dunklen Steinwänden war ich jetzt von Beton umgeben; der hölzerne Fußboden und das Blut auf Martys Hemd bildeten die wenigen Farbflecken.
Mihaly Szilagyi stand vor ihm, wieder in einem unauffälligen Outfit, ein bluttriefendes Messer in der Hand. Der silberhaarige Vampir, der mir die Beine gebrochen und mich zum Sterben zurückgelassen hatte, war auch da und fesselte Marty, während er gelangweilt dreinschauend auf einer unangezündeten Zigarette kaute.
Mit einem Fauchen, das aus einem Teil meines Selbst stammte, von dessen Existenz ich bisher nichts gewusst hatte, brach ich die Verbindung ab.
»Ich habe Marty gefunden. Szilagyi hat ihn.«
»Nein«, sagte Vlad noch einmal.
Ungeduldig tigerte ich vor dem Kamin auf und ab. Obwohl Vlad ihn in ein Inferno verwandelt hatte, das der vergoldete Rost kaum in Schach halten konnte, war mir noch immer eiskalt.
»Ich habe das Recht, mit dem Bastard zu reden, der meinen Freund entführt hat«, rief ich. »Da wir seine Telefonnummer nicht haben, kann ich ihn nur durch meine Fähigkeiten erreichen.«
Vlad lehnte sich in dem karmesinroten Louis-Quinze-Sessel zurück, den Ellbogen auf die Armlehne, das Kinn in die Hand gestützt. Er wirkte vollkommen entspannt, bis auf seine Augen, die mich mit unerbittlicher Eindringlichkeit musterten.
»Wenn du jetzt eine Verbindung zu Szilagyi aufbaust, wird er deinen Freund so lange foltern, bis er dich in die Knie gezwungen hat. Deshalb hat er Martin doch entführt. Er will, dass du siehst, was er ihm antut, aber wenn du dich nicht dafür interessierst, wird er sich die Mühe sparen.«
Mein Haar flog durch die Luft, während ich aufgebracht hin und her lief. »Marty sah schon ziemlich mitgenommen aus, also wartet Szilagyi auf niemanden!«
»Er wollte Informationen«, war Vlads unbarmherzige Antwort, »aber Martin kann nichts wirklich Wichtiges ausplaudern, also zählt Szilagyi ganz auf deine Zuneigung zu ihm. Hat Szilagyi erst einmal erkannt, dass er ihn nicht benutzen kann, um dich zum Verrat an mir zu zwingen, ist Martin für ihn nicht mehr von Nutzen. Wenn du deinen Freund also lebend und in bestmöglicher Verfassung wiederhaben willst, stellst du keine Verbindung zu Szilagyi her.«
»Warum sucht er sich keine andere Hellseherin?«, murrte ich. »Ich bin nicht die einzige: Hellseher arbeiten andauernd mit der Polizei zusammen.«
»Ein normaler Hellseher reicht ihm nicht. Du kannst Menschen im Jetzt aufspüren und zutreffende Aussagen über die Zukunft machen. Bisher sind mir nur zwei Personen mit dieser Fähigkeit begegnet. Eine ist tot, und die andere hat, wie du vielleicht sagen würdest, technische Probleme mit ihrer Gabe.«
Ich ballte die Fäuste. In mir pulsierte der Strom so heftig, dass ich halb erwartete, die nächste Steckdose lahmzulegen.
»Du würdest keinen deiner Leute diesem Schicksal überlassen, also erwarte von mir nichts anderes, Vlad.«
»Keine zwei Stunden, bevor diese Vampire angegriffen haben, warst du in dem Club«, stellte er fest. »Als du Szilagyi bespitzelt hast, war er voll bekleidet unter mehreren Decken. Er hat dafür gesorgt, dass du ihn nur in diesem nichtssagenden Betonraum gesehen hast, und in einem nichtssagenden Betonraum wird auch Martin festgehalten.«
»Was hat das denn damit zu tun?«
»Es bedeutet, dass er nicht weit entfernt ist«, antwortete Vlad in einem Tonfall, der besagte, dass das offensichtlich war. »Szilagyi hat dem silberhaarigen Vampir Anweisung gegeben, dich zu töten oder zu schnappen, nachdem sie Überwachungsbänder von dir aus dem Club gesehen hatten, also ist er keine zwei Stunden von hier entfernt. Rumänien hat er seither nicht verlassen, sonst wäre er nicht so sehr darauf bedacht, dass du keine Details von dem Ort siehst, an dem er sich versteckt, und ich bezweifle, dass es ein modernes oder auch nur renoviertes Haus ist, denn in denen gibt es für gewöhnlich Heizungen, und er hat sich zugedeckt, obwohl Vampiren nicht gerade schnell kalt wird.«
Er hakte einen Punkt nach dem anderen ab. Zusammengenommen ergaben sie einen Sinn, und ich schalt mich selbst, weil ich die Zusammenhänge
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