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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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auf der anderen Seite bleiben.«
    Meine drei Kollegen wechselten Blicke. Ich sah weiter den jungen Mann mir gegenüber an.
    »Hat sie je etwas von einer Schwester gesagt, Tye?«, fragte ich. Einen Moment lang sah er mich mit leerem Blick an, dann schüttelte er den Kopf. »Glauben Sie, er hat sie gefunden?«, fragte er. »Glauben Sie, er hat in der Nacht damals das Tau durchgeschnitten? Das Boot in Brand gesteckt?« Tye wandte den Blick von mir ab, um die anderen anzusehen. »Glauben Sie, der, der das mit uns gemacht hat, war der, vor dem Cathy Angst hatte?«, fragte er.
    Joesbury sah mich an. »Möglich ist alles«, erwiderte er.

71
    Freitag, 5. Oktober
    »Ich schicke ein Team nach Cardiff«, verkündete Tulloch gerade der versammelten Schar, als ich am nächsten Morgen die Tür des Einsatzraumes aufstieß. »Ich weiß noch nicht genau, wen. Aber wir müssen noch andere Fotos von Victoria auftreiben, mit Leuten reden, die sie gekannt haben, versuchen herauszufinden, wo sie wohnen könnte.«
    Die Tür öffnete sich erneut, und ich drehte mich um und sah, wie Joesbury sie für Gayle Mizon aufhielt. Sie trat mit zwei Pappbechern von Starbucks in den Händen ein. Einen hielt sie ihm hin und grinste, als er ihn nahm. Der Kaffeeduft trieb zu mir herüber. Joesburys Haar war noch nass von der Dusche. Ein Telefon begann zu klingeln. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Barrett den Hörer abnahm.
    »Und wir müssen noch mal in Coopers Wohnung«, sagte Tulloch. »Vielleicht haben wir etwas übersehen. Einen Teilfingerabdruck, irgendetwas.«
    »Boss.« Barretts Stimme.
    »Diese Klamotten, die sie immer anhat, die schwarze Kapuzenjacke mit bunten Kringeln, vielleicht ist die ja –«
    »Boss!« Lauter diesmal. Wir drehten uns alle zu Barrett um, dessen normalerweise glänzend schwarze Haut einen fahleren Ton angenommen hatte. »Da müssen Sie rangehen«, sagte er. »Der Kopf ist aufgetaucht.«
    Tulloch schien zu erstarren. »Wo?«
    »Im Zoo«, antwortete er.
     
    »Das ist vielleicht ein abartiges Miststück«, knurrte Anderson, als wir an der Warteschlange vor dem Zoo vorbei durch den Haupteingang hineingingen. Ein paar Constables waren bereits zur Stelle. An einem weiteren Einlass waren wir draußen auf der Straße vorbeigekommen. Er musste den Leuten in der immer länger werdenden Schlange geduldig erklären, warum sie noch nicht in den Zoo durften. Ich hoffte nur, dass er ihnen nicht die ganze Wahrheit sagte.
    Vor uns sahen wir zwei Männer im Anzug und eine Frau in schwarzen Hosen und grünem Sweatshirt, die auf Tulloch zukamen.
    »Der Große ist vom zuständigen CID «, sagte Anderson halblaut. »Den kenne ich von damals, als ich in Islington gearbeitet habe.« Er zeigte auf eine Gruppe Grundschüler, die sich vor dem Laden versammelt hatte, wo man Andenken und Geschenke kaufen konnte. »Hier wimmelt’s unter der Woche von Schulausflüglern. Ist der Zoo überhaupt viktorianisch?«
    »Streng genommen ist er ein paar Jahre vor Ihrer Majestät gebaut worden«, antwortete ich; ich hatte schnell bei Google nachgeschaut, bevor wir vom Revier aufgebrochen waren. »Aber sie hat auf dem Thron gesessen, als er offiziell eröffnet wurde.«
    »Meine Tochter kommt immer hierher, verdammt noch mal«, grollte Anderson.
    »Ganz ruhig, Alter«, beschwichtigte Joesbury.
    Der hochgewachsene Detective stellte sich und den Manager des Zoos vor, einen Mann, der komischerweise Sheep hieß. Die Frau war eine der leitenden Tierpflegerinnen. Sie zitterte.
    »Wie lange ist es her, dass er gefunden wurde?«, wollte Tulloch wissen.
    Sheep sah auf die Uhr. »Ungefähr um Viertel vor zehn«, sagte er. »Wir hatten gerade aufgemacht. Zum Glück war nicht viel los. Nur ein paar Dutzend Frühaufsteher und die Schulkinder da drüben.«
    »Könnte man die irgendwo hinbringen, bis wir uns mit ihnen unterhalten können?«, fragte Tulloch.
    »Die Oase, das könnte gehen«, meinte Sheep. »Das Restaurant. Ist nicht weit von hier, und da ist jede Menge Platz.«
    »Vielen Dank«, sagte Tulloch. »Gayle, können Sie das organisieren? Koordinieren Sie sich mit den Zoowärtern, damit alle da hinkommen, einschließlich alle vom Personal, die nicht unabkömmlich sind.«
    »Um diese Zeit haben wir am meisten zu tun«, wandte die Frau in Grün ein. »Wir müssen die Gehege für den Tagesbetrieb fertigmachen, und die Tiere müssen alle gefüttert werden.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Tulloch. »Wir werden so wenig stören wie nur irgend möglich. Also, wo können wir uns

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