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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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ist wohl völlig egal, wie’s ihm geht, was?«, fauchte sie den Rücken der Alten an. »Er könnte die ganze Nacht schreien wie am Spieß, und Sie würden nur seelenruhig dahocken.«
    Die alte Frau tat weiterhin, als hätte sie nichts gehört.
    Jinx war stinksauer. Sie ging um den Schaukelstuhl rum und wollte was sagen, blieb dann aber wortlos stehen. Als wir ihr Gesicht sahen, traten wir rasch zu ihr. Der Mund der Alten stand sperrangelweit auf. Ihr Augen sahen aus, als wäre Kerzenwachs drübergelaufen. Sie war tot.
    »War ja klar.« Jinx stemmte die Hände in die Hüften. »Die stirbt natürlich keinen schlimmen Tod. Nachdem sie dreihundertfünfzig Millionen Jahre lang zu Gott und der Welt gemein war, schläft sie einfach ein.«
    »Die Arme«, sagte Mama.
    Jinx starrte sie verblüfft an und schüttelte den Kopf.
    »Euch Weiße versteh mal jemand.«
    »Wirf uns nicht alle in einen Topf«, sagte ich. »Mir tut sie nicht leid.«
    »Sie ist trotzdem ein Menschenkind«, sagte Mama. »Und die sind alle von Gott geschaffen worden.«
    »Dann braucht er dringend eine neue Gussform«, sagte Jinx, »denn was er da macht, ist manchmal nicht das Material wert.«
    Auf das, was als Nächstes passierte, bin ich nicht eben stolz, aber wir wussten einfach nicht, was wir mit der Alten machen sollten. Wir wussten nicht mal, wie sie hieß, und es interessierte uns auch nicht unbedingt. Nach dem Gerede über Skunk hatten wir alle Angst, rauszugehen, und obwohl uns irgendwann nichts anderes übrigbleiben würde, wollten wir das auf keinen Fall jetzt gleich tun. Also nahmen wir den blutigen Teppich, den wir zusammengerollt und weggeräumt hatten, rollten ihn wieder auf und wickeltensie darin ein. Hinterher ragten oben und unten nur noch die Absätze ihrer Schuhe und die Spitze ihrer Haube raus. Den Teppich stopften wir in einen Schrank und machten die Tür zu. In dem Moment haben wir das für eine gute Idee gehalten.
    Jetzt wurde es allmählich hell, und wir suchten das Haus nach was Essbarem ab. In einem Stövchen entdeckten wir ein paar trockene Stück Zwieback. Wenn wir genug davon gehabt hätten, hätten wir damit eine Mauer um das Haus errichten können – und die hätte auch gehalten. Wir weichten das Brot in Wasser ein, bis wir uns nicht mehr die Zähne daran ausbissen, und aßen davon.
    Ich brachte Terry, der sich langsam wieder regte, ein bisschen aufgeweichten Zwieback. Er war schweißbedeckt, aber da war er nicht der Einzige. Wir schwitzten alle. Der Sommer war heiß, und das Haus war so dicht verschlossen wie die Geldbörse einer alten Jungfer. Wir hatten überlegt, ob wir nicht ein paar Fenster öffnen sollten, aber niemand wollte Skunk reinlassen, also bissen wir die Zähne zusammen.
    Während ich mit dem Zwieback zu Terry ging, streckten sich Mama und Jinx auf den Pritschen im Wohnzimmer aus, denn ich war an der Reihe, auf ihn aufzupassen, und da er wach war und was essen musste, schloss ich die Tür und setzte mich auf einen Stuhl neben das Bett.
    Ich versuchte, ihm was von dem aufgeweichten Zwieback zu geben, aber er wehrte ab und schob den Blechteller auf die andere Seite des Bettes. »Du hättest nicht zulassen dürfen, dass sie mir den Arm abnehmen«, sagte er.
    »Wir hatten keine andere Wahl. Du warst schon eine ganze Weile bewusstlos und hattest hohes Fieber, und dein Arm war voller Eiter und so schwarz wie ein Loch im Boden.«
    Er saß eine ganze Weile da und sagte dann: »Was habt ihr damit gemacht?«
    »Wir haben ihn in eine Kiste getan.«
    »Wo ist die jetzt?«
    »Nebenan auf einem Regal.«
    »Auf einem Regal?«
    »Wir wollten nicht raus, weil wir Angst haben, dass Skunk sich da rumtreibt. Die alte Frau hat von ihm gewusst.« Ich erzählte Terry, was sie gesagt hatte. »Und jetzt ist sie tot. Ihre Leiche haben wir in einen Teppich eingewickelt und in einen Schrank getan.«
    »Was ist mit dem Geld und May Lynn?«
    »Die hab ich unten am Fluss unter einem Brombeerbusch versteckt.«
    »Bist du sicher, dass es keine Alternative gab, als mir den Arm abzunehmen?«
    »Wenn das heißt, dass uns nix anderes übrigblieb, dann ja.«
    »Kann ich ihn sehen?«
    »Deinen Arm?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich will wissen, in was für einem Zustand er ist.«
    »Er liegt schon eine Weile rum. Und es ist warm.«
    »Das weiß ich.«
    »Na gut«, sagte ich, ging rasch zur Tür raus und holte die Kiste. Nachdem ich die Tür wieder hinter mir geschlossen hatte, stellte ich die Kiste auf das Bett und öffnete sie. Der Gestank von totem

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