Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
Vom Netzwerk:
auf, als er geendet und sie sich von ihrem Schrecken über die Vorfälle erholt hatte.
    "Da hatten wir noch einmal Glück, was?"
    Edward antwortete nicht. Glück war für ihn, wenn er einen besonders einträglichen Diebstahl begangen hatte oder wenn er zu Essen hatte. Er betrachtete es nicht als Glück, in einer prunkvollen Kajüte auf einem Schiff gefangen zu sein, inmitten von Piraten, die ihnen an den Kragen wollten. Es war sein Wunsch gewesen, Seemann zu werden, doch er wollte nicht von einer unberechenbaren Frau abhängig zu sein. Er hatte sich alles anders vorgestellt. Ruhmvoller.
     
    Ramis dachte auch darüber nach, ob sie sich nicht zu früh freute. Sie glaubte nicht, dass man Mitleid mit ihr bekommen hatte, als sie sich so undenkbar unvernünftig überarbeitet hatte. Trotzdem schien diese Frau ihr helfen zu wollen oder hatte sie zumindest noch einmal gerettet, selbst wenn die Piratin sie bis zur Erschöpfung arbeiten hatte lassen. Doch diese Frau war weiterhin ihre einzige Hoffnung. Was sie von dem Rest der Mannschaft zu erwarten hatte, war ihr recht deutlich klar gemacht worden. Dennoch regten sich in ihr ebenso Zweifel. Das Leben spielte ihr so oft seine teuflischen Scherze und wiegte sie in Sicherheit. Sobald sie es nicht mehr erwartete, schlug das Schicksal wieder zu. Sie wollte ihre Hoffnungen nicht wieder zerstört sehen.
    "Ungewissheit ist schrecklich, nicht wahr, Edward?"
    Edward nickte und zog ihre Hand zu sich. Er betrachtete lange deren Innenfläche, als könne er ihre Zukunft darin lesen.
    "Sie hat nach dir gefragt."
    "Wer?"
    "Die Piratin."
    "Warum das? Und was wollte sie wissen?"
    Er zuckte die Achseln.
    "Sie sagte, wir würden sie interessieren. Ich sagte ihr nur, du kämst aus London."
    Ramis merkte auf. In ihr regte sich Misstrauen. Es war nicht gut, wenn jemand in ihrem Leben herumschnüffeln wollte. Es gab viel zu viel zu verbergen. Und sie wusste nicht einmal, wer sie alles kannte. Es war gefährlich, seine Feinde nicht zu kennen.
    "Hat... hat sie irgendwelche Bemerkungen gemacht, die darauf hinweisen könnten, dass sie mich kannte?"
    Edward blinzelte sie erstaunt an. "Nein, eigentlich nicht. Wie sollte sie auch? Sonst würdest du sie ja auch kennen."
    Ramis seufzte. Sie machte sich vermutlich wieder nur verrückt.
    "Ach Edward, es gibt Zeiten im Leben, da stellst du mal wieder fest, dass dich viel mehr Leute kennen, als du dir gedacht hast. Aber solchen kleinen Leuten wie uns wird das wohl nicht passieren."
    Außer man ist eine Mörderin wie du und hat keine Ahnung von seiner Vergangenheit.
    Sie schreckte gehörig zusammen, als die Tür aufging. Die Piratin kam herein. Ihre Anwesenheit schien wieder den Raum zu füllen und zu beherrschen.
    "Schon wieder wach?" , fragte sie Ramis jovial. "Dann bist du ja wieder bereit zum Arbeiten... Keine Sorge, es war ja nur ein Scherz."
    Sie fand das sehr komisch. Ramis lachte nicht. Für sie war dieser Scherz todernst.
    "Du wirst dich ausruhen, bis du wieder hergestellt bist. Dann werdet ihr eure Arbeit wiederaufnehmen."
    Die Mienen der beiden jungen Leute wurden lang.
    "Nicht mehr in diesem Ausmaße ", wurden sie beruhigt. "Doch niemand hat je gesagt, es sei ein Pappenstiel, auf einem Schiff zu arbeiten. Es ist harte Arbeit, vor allem am Anfang. Lasst euch das gesagt sein. Aufgeben bedeutet den Tod, wie überall im Leben. So, damit könnt ihr wieder in euer Zimmer gehen. Man wird euch holen lassen, wenn ihr gebraucht werdet."
    Ramis und Edward standen langsam auf. Ramis hatte Schmerzen in den Gliedern, unter anderem von einem gewaltigen Muskelkater. Sie glaubte nicht, je wieder arbeiten zu können.
    An der Tür hielt die Piratin sie noch einmal zurück.
    "Ach, und Kleine, überlege dir das nächste Mal vorher, wen du herausforderst. Wähle niemanden, der am längeren Hebel sitzt. Stolz mag ja schön sein, aber Überleben ist immer besser."
    "Es ging ums Überleben ", antwortete Ramis daraufhin.
    "Ach wirklich? Wie heißt du?"
    "Anne."
    Ramis wählte den erstbesten Namen, der ihr einfiel. Ramis war zu verdächtig.
    "Anne heiße ich."
     
    Die Piratin hielt ihr Versprechen. Sie mussten nicht mehr ganz so viel schuften, obwohl es am Anfang wie vorausgesagt sehr hart war. Oft wünschte Ramis sich, einfach alles hinwerfen zu können und aufzugeben. Sie kämpfte für eine Sache, die si e nicht gewollt hatte. Es war nie ihr Wunsch gewesen, Schiffsjunge zu sein.
    Im Prinzip war dieser Job nicht besser als Mädchen für alles. Es lief letztendlich auf

Weitere Kostenlose Bücher