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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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und Entbehrung? William ist in eine harte Welt hineingeboren worden. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, er wäre nicht hier. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er einst den Tag, an dem er geboren wurde, verflucht und ich habe Angst vor dem Schmerz, den er vielleicht ertragen muss. Doch ich will ihn wenigstens davor bewahren, dieses schreckliche Gefühl der Heimatlosigkeit zu verspüren. Er soll immer wissen, wo er hingehört. Und niemals darf er erfahren, wie es ist, sich gedemütigt zu wünschen, tot zu sein oder zusehen zu müssen, wie man genau das wird, was man am meisten verabscheut.
    Ich werde ihm nicht sagen, wer sein Vater ist und welchen unglückseligen Umständen er sein Leben zu verdanken hat. Ebenso wie Edward darf er das nie erfahren, daraus würde nur Unheil entstehen. Was hätte es auch genützt, den beiden zu sagen, dass sie in Reichtum und Ansehen leben könnten, wenn nicht die falsche Frau sie geboren hätte? Dass Lettice wegen Edward aus dem Haus geworfen wurde und deshalb ihren Körper verkaufen musste? Ich möchte William zeigen, wie man ein edelmütiger Mensch wird. Und ich will Edward heilen, ihm die Unschuld zurückgeben, die man ihm genommen hat. Wie mir. Ich allerdings bin hoffnungslos verloren. Meine Aufgabe sollte darin bestehen, wieder gutzumachen, was ich zerstört habe. Doch ich ahne, noch immer schlittere ich an einem schmalen Grat entlang, noch immer kann ich jederzeit in den tiefen Schlund stürzen. Woher ich das weiß? Ich spüre es, in mir haust eine dunkle Leidenschaft, der Hass. Lasse ich ihn noch einmal die Oberhand gewinnen, so bin ich verloren und gefangen im ewigen Wahnsinn. Hass ist ein grauenhafter Begleiter, er kann niemals Freund sein, sondern stets ein Feind, der einen führt. Als Pirat ist es schwer, nicht zu hassen. Ich sehe es in der Art, wie sie ihre Feinde behandeln, die Grausamkeit. Es erschreckt mich und doch sind sie nicht einmal so schlimm wie andere. Sie sagen, das liegt an der Weichheit der Frauen, die sie anführen. Ich finde diese Aussage seltsam. Einige der härtesten Menschen, die ich traf, waren Frauen. Frauen wie Lady Harriet und Madame.
    Notgedrungen habe ich meinen Gegnern gegenüber eine Taubheit entwickelt, sonst würde ich es nicht durchhalten. Entweder er oder ich, dieses alte Gesetz trifft auch hier zu. Von Mal zu Mal töte ich leichter. Ist es das, was ich all die Jahre wollte? Mit jedem Toten, der vor mir liegt, schwindet etwas in mir. Ich kann nichts dagegen tun.

Rache ist süß
     
    Am Anlegeplatz hatten sich viele Menschen versammelt, um die Mannschaft der Victory zu verabschieden. Lord Fayford und seine Frau Lady Jane hatten sich ebenfalls herbemüht. Lady Jane war extra aus dem Norden angereist, um hier sein zu können, wenn ihr Sohn ablegte und wieder in die Ferne aufbrach. Ein weiterer prominenter Zuschauer war Henry St John, der neben James stand.
    "Auf Wiedersehen, James ", grinste er. "London wird langweilig sein ohne dich! Mach denen da drüben nur richtig Feuer unterm Hintern!"
    James lachte und schlug ihm auf die Schulter. Sie waren Gefährten geworden in der letzten Zeit. Sie hatten entdeckt, dass sie sich zusammen wunderbar amüsieren konnten und verbrachten so manchen Abend in wilden Ausschweifungen.
    Ein wenig abseits von der Menge stand Talamara. Jeder sah sofort, dass sie Zigeunerin war. Die Leute warfen ihr scheue bis feindliche Blicke zu, denn sie mochten ihr Volk nicht. Mit ihrer dunklen Haut und dem rabenschwarzen Haar wirkte sie fremd. In ihren grünen Augen loderte ein Feuer, das sie abschreckte. Sie wussten nicht, dass die dunkle Frau James Geliebte war, seit er sie in der Gosse aufgelesen hatte. Er hatte sie ihrem gewalttätigen Onkel - zumindest behauptete der, es zu sein - abgekauft. Seitdem war sie ihm völlig ergeben und folgte ihm mit einer obskuren Leidenschaft, die im Grunde nichts mit Demut zu tun hatte, denn sie war auf ihre Art sehr stolz. Sie schien undurchschaubar, die Gründe für ihre Treue nicht ersichtlich.
    Ihr Blick lag auf James, der sich gut gelaunt von den Leuten seiner Klasse verabschiedete. Talamara würde sich nicht aufdrängen, sie würde hier bleiben. Ihr Ansehen war nicht höher als das einer Hure, sie würde ihn nur bloßstellen. Sie war auch nichts anderes, da machte sie sich nichts vor. Mit ihren Liebeskünsten befriedigte sie seinen Körper, auch wenn er sie anfangs schlecht behandelt hatte. Inzwischen hatte er damit aufgehört, es war ihm langweilig geworden. Sein Herz würde

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