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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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fuhr er fort. "Sind fast alle von uns fort. Alle, die zu meiner Generation gehört haben. Tew tot, Kidd tot, Bess tot. Die Piraterie ist auch tot. Schaut, selbst ihr jungen Leute seid Kaperer geworden. Ich bin alt und müde, will nicht mehr so viele Änderungen mitmachen. Ha, nicht einmal eine Schatzsuche kann mich noch locken!"
    Ramis blickte ihn erstaunt an.
    "Ein Schatz? Meinst du nicht, dass das nur Märchen sind?"
    Es gab so viele Geschichten von legendären Schätzen, die gierige Piratenkapitäne versteckt hatten, aus Angst, jemand könne sie ihnen wegnehmen.
    "Nun ja, ich hörte Gerüchte... ob es stimmt, kann ich auch nicht sagen. Wenn ich jünger wäre, würde ich es wagen. Aber im Alter fehlt einem einfach die Abenteuerlust und die Beharrlichkeit, hinter einem 'Vielleicht' herzujagen."
    Ramis konnte sich trotz ihrer realistischen Skepsis eines gewissen Interesses nicht erwehren. Jeder träumte von einem Schatz, der einfach so herumlag.
    "Wo soll dieser Schatz sein?" , fragte sie.
    Der Kapitän zuckte mit den Schultern.
    "Ich habe von einem Mann auf den britischen Leeward-Inseln gehört, der mehr wissen soll. Ich kann euch den Weg dahin beschreiben."
    Ramis überlegte eine Weile, beschloss dann allerdings, dass es eigentlich nicht schaden konnte. In welche Richtung sie als nächstes fuhren, spielte keine große Rolle. Sie nickte ihm zu.
    "Also gut, so sag, was du weißt."
    Insgeheim fragte sie sich jedoch, warum er ihnen das alles erzählte. Er beschrieb ihnen, wo sie hin mussten, wenn sie die Inselgruppe erreicht hatten. Als er damit fertig war, blieben die Piraten der Fate nicht mehr sonderlich lange. Die beiden Schiffe trennten sich bald darauf. Das eine, um seine letzte Fahrt zu beenden, wenn man dem Kapitän glauben durfte und das andere mit Kurs auf die Leeward-Inseln. Die Mannschaft war regelrecht aufgeregt. Schatzsuche, das hörte sich gut an! Selbst wenn sie nichts fanden, es gab ihnen etwas zu tun. Sie hatten wieder ein Ziel.

Logbuch
     
    Juni 1705, Leeward-Inseln
    Im Morgengrauen erreichten wir die Inseln. Die Stimmung an Bord war fieberhaft. Die ganze Nacht hatten sich die Männer Schatzgeschichten erzählt. Jetzt waren sie zwar unausgeschlafen, aber munter. Nach der Beschreibung des Kapitäns hätte der Gesuchte nun irgendwo in der Stadt zu finden sein müssen, in einer Kneipe. Als Kaperer ließ man uns ungehindert in den Hafen einfahren. Aus reiner Gewohnheit blieb ich misstrauisch, das Piratendasein war mir in Fleisch und Blut übergegangen. Die Stadt glich den anderen Hafenstädten hier in der Karibik, bunt und heiß. Die Leute beäugten uns neugierig, als wir an Land gingen.
    Währenddessen teilte ich die Männer in Suchtrupps ein, die auf eigene Faust suchen sollten. Spätestens am Abend sollten wieder alle auf dem Schiff sein. Jede Gruppe bekam ein bestimmtes Gebiet zugeteilt. Ich beschloss Edward zusammen mit Grey die Führung einer Gruppe zu übertragen. Entgegen meiner Wünsche spürte ich, dass ich den Jungen nicht so an mich ketten durfte. Er musste auch ohne mich auskommen können, das sagte meine Vernunft. Mir konnte immer etwas zustoßen. Wie ich Edward kannte, würde er sich sehr große Mühe geben und die Verantwortung äußerst ernst nehmen. Edward musste immer und überall der Beste sein. Grey sollte ihm ein wenig helfen, da der Junge immerhin erst zwölf war. Ich selbst übernahm einen anderen Trupp. Fanny sollte mit William auf dem Schiff bleiben, was ihr sehr recht war.
    Sobald alles geregelt war, zogen wir los. Zuerst wusste ich nicht so richtig, wo wir anfangen sollten. Doch schließlich begannen wir Passanten zu befragen, die sich als wenig informativ erwiesen. Erstens kannte niemand den gesuchten Mann und zweitens wollten sie nichts mit uns zu tun haben. Besonders mich betrachteten sie mit unverhohlener Abneigung. In ihren Augen war ich schlimmer als jede Hure. Ich war ein Mannweib in Hosen und verstieß gegen ihr Moralempfinden. Welche Rolle die Frau auch in ihren Köpfen spielte, ich entsprach keiner. Sowohl Männer als auch Frauen schauten mich unfreundlich an. Bittere Wut über das einseitige Bild der Frau in der Gesellschaft überkam mich. Alles, was die Frau nicht für den Mann tut oder wenn sie ihm nicht gefallen will, ist falsch. Dass ich gar nicht gefallen will, nicht kokettieren und mich dafür abmühen will, stößt ihnen sauer auf. Ach, ich weiß nicht, warum ich mich jedes Mal aufrege. Man sollte nicht so viel Wert auf die Meinung anderer legen. Und doch

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