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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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sie stets eine Unberührbare und damit heilig, aus weiter Ferne bewundert. Nun walze ich wie ein Walross über Deck und sie zerreißen sich die Mäuler. Wenn sie wüssten... Ich habe ständig das Gefühl, vor Scham zu glühen. Meine Tat scheint immer monströser, immer unglaublicher. Kann ich mich je davon reinwaschen? Die Vergebung meines Opfers werde ich nie bekommen. Und der Vater wird sein Kind, das in Sünde gezeugt wurde, niemals sehen.
     
    Einen Monat später
    Das Laufen fällt mir immer schwerer, meine Laune ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Ständig wird mir die Sinnlosigkeit meines gesamten Handelns bewusst, die vergebliche Mühe. Wenn ich unbeholfen über Deck stampfe, höre ich das Gelächter der Männer. Wie sie sich an meinem Zustand weiden. Und ich muss mit Tränen kämpfen, die in letzter Zeit wegen jedem kleinsten Bisschen kommen wollen. Dabei sollte ich jetzt Stärke demonstrieren. Was ist nur mit mir los? Meine Stimmung schwankt hin und her, einmal bin ich völlig verzweifelt und gereizt, dann bin ich glücklich, vor allem, wenn ich die Bewegungen des Kindes spüre. Das zeigt mir, dass Leben in mir heranwächst und nichts Böses. Edward ist oft bei mir. Er legt gerne den Kopf auf meinen Bauch und wartet auf die Stöße von kleinen Füßen und Händen. Auch Fanny ist immer da, kümmert sich um mich. Die beiden haben mir zuliebe sogar einen Waffenstillstand vereinbart. Ich leide unter den Symptomen der Schwangerschaft. Geschwollene Knöchel, schmerzende Brüste, Schmerzen überall in diesem schweren Körper. Das Mysterium der Mutterschaft ist leider mit viel Mühsal verbunden. Diese Schwangerschaft erlebe ich ganz anders als die erste. Ich bin nicht mehr das wirre Kind von damals und doch kann ich nicht mit Abstand an es denken. Das Kind hat sein Herz mit seinem Kind vergraben und dennoch schlägt eines in mir. Noch immer lassen sich Gegenwart und Vergangenheit schwer trennen und doch muss ich es vermocht haben, dazwischen zu unterscheiden, sonst wäre ich nicht mehr am Leben.
    Nun habe ich Angst vor der Niederkunft. Hier ist niemand, der etwas von Geburtshilfe versteht. Ich werde auf mich gestellt sein. Edward zufolge gab es eine Frau im Goldenen Drachen , die mitten auf der Treppe ihre Wehen bekommen hat. Ich frage mich, ob er mich damit aufheitern wollte. Es half mir wenig. Die Frau starb nach einer Totgeburt. Tatsächlich fürchte ich mich schrecklich, die Sterblichkeit im Wochenbett ist so hoch.
     
    Sommer 1704, Atlantik
    Heute haben wir ein französisches Schiff gekapert. Ich konnte nicht am Entern teilnehmen. Es gab keinen Kampf, denn die Franzosen ergaben sich. Die Beute stimmte die Männer friedlicher und zu meiner Erleichterung kam Thomas nach dem Überfall direkt zu mir und übergab mir ganz selbstverständlich die Verantwortung für die Verteilung der eroberten Schätze. Damit zeigte er mir und den Männern, dass er mich nach wie vor als Kapitän sah. Ich war ihm unendlich dankbar für diese Geste, durfte es aber nicht zeigen. Nicht noch mehr weibische Gefühlsausbrüche!
    Ich habe nun beschlossen, die Fate als Kaperschiff registrieren zu lassen, wenn das Kind da ist. Ich gebe es auf...

Neues Leben
     
    Wenn das Kind da ist... Schwer atmend wankte Ramis, gestützt von Fanny, durchs Zimmer. Zeitweise überfielen sie krampfartige Wehen. Vor einigen Stunden hatte alles begonnen. Es war heiß hier drinnen, der Schweiß rann Ramis übers Gesicht. Ihr weites Hemd klebte am Körper. Edward hockte auf einem Stuhl in der Ecke und starrte sie an. Ramis stöhnte vor Schmerz auf, ihr Gesicht verzerrte sich. Beruhigend drückte Fanny ihre Hand. Ramis klammerte sich an sie. Sie hatte Angst, war so hilflos, so ungeschützt. Einen Augenblick später spürte Ramis den Schmerz von Neuem, dieses Mal besonders heftig.
    "Es geht los..." , flüsterte sie mit großen Augen. "Ich habe Angst..."
    Fanny führte sie zum Bett und half ihr, sich hinzulegen. Als Ramis von einer neuen Welle des Schmerzes überrollt wurde, schrie sie auf.
    "Edward, hilf mir!" , schrie Fanny.
    Edward eilte heran und wurde angewiesen, Ramis festzuhalten. Diese presste die Lippen aufeinander und versuchte, nicht zu schreien. Die Wehen kamen in immer kürzeren Abständen.
    "Pressen!" , ermunterte Fanny ständig. "Du schaffst das!"
    Bald waren sie alle schweißgebadet. Edward umklammerte Ramis Schultern und murmelte ununterbrochen:
    "Mutter, halte durch..."
    Ramis Schreie wurden zu einem unverständlichen Schwall an Worten, die niemand

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