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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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weggelockt hatte, war verschwunden. Ich hatte das böse Gefühl, in ein Komplott geraten zu sein. Man hatte mich gezielt fangen wollen. Dieser Gedanke trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. Sie schleppten mich in eines der Häuser. Drinnen war es überraschend kühl. Meine Begleiter schnürten mir die Hände auf den Rücken. Ich verlangte wieder zu wissen, was ich denn verbrochen hätte. Und was man mit mir vorhatte. Einer der Soldaten grinste.
    "Das wirst du bald erfahren. Wir führen nur B efehle aus", erbarmte er sich meiner.
    "Wessen?"
    Auch das sollte ich früh genug merken. Sie führten mich durch die Gänge, die ebenso kühl waren wie unten, nur dass sie prächtiger aussahen. Dunkles Holz und Gemälde schmückten die Wände. Die Soldaten klopften an eine Tür.
    "Herein!" , kam es von drinnen.
    Derjenige, der mich nicht festhielt trat ein und meldete, wobei er Haltung annahm:
    "Die Frau, Sir!"
    "Bringt sie herein."
    Ich glaubte die Stimme zu kennen, konnte mir aber nicht vorstellen, woher. Jedenfalls nahm ich mir vor, ihn zur Rede zu stellen. Der Mann hinter mir stieß mich herein, so dass ich fast gefallen wäre. Zuerst roch ich es. Ein Geruch, der mir verdammt bekannt vorkam. Eisige Schauer der Furcht rannen mir über den Rücken, als ich langsam den Blick hob. Ich brauchte keine Sekunde, um ihn wiederzuerkennen. Fayford hatte sich von seinem Schreibtisch erhoben und bequemte sich nun, dahinter hervorzukommen. Ich hätte mir gewünscht, er wäre dort geblieben und hätte diese Distanz bewahrt.
    "Ihr solltet doch tot sein!" , rutschte es mir heraus, gleich darauf bereute ich es.
    Er lachte und ich machte die Erfahrung, dass ein Lachen viel schlimmer als eine Flut von Beschimpfungen sein kann. Ich jedenfalls konnte seinen Humor nicht teilen.
    "Ganz recht, meine Liebe, doch ich habe überlebt, wie Ihr seht. Ihr hättet mich sofort töten müssen."
    Meine Knie drohten, unter mir wegzusacken und es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre in Ohnmacht gefallen wie ein theatralisches Dämchen. Äußerlich hatte er sich nicht sehr verändert. Seine Haltung war immer noch so aufrecht und arrogant wie damals. Eine modische Perücke verzierte sein Aussehen. Nur in seinen Augen hatte sich etwas geändert. In ihnen war eine Tiefe, auf deren Grund ich nicht sehen konnte. Darin war keinerlei Regung zu lesen. Um sie zu finden, hätte man ertrinken müssen und das hatte ich gewiss nicht vor. Er musterte mich währenddessen ebenfalls ausgiebig und ich fühlte mich fast nackt unter seinem Blick. Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich es für charmant gehalten. Er hatte sich geändert, das spürte ich sehr deutlich und das nicht zum Guten. Ich wusste sofort, was er wollte. Und Menschen können sehr erfinderisch sein, wenn es um Rache geht. Plötzlich hatten sich unsere Rollen vertauscht, jetzt war ich die Gefangene.
    "Ihr könnt jetzt gehen ", wies er die Soldaten an.
    Ich wünschte mir, sie wären dageblieben. Alles, nur nicht mit ihm allein sein. Doch die Soldaten verließen den Raum. Ich sah ihnen nach, nur um ihn nicht ansehen zu müssen. Während ich weiterhin den Raum inspizierte, lehnte er sich an den Schreibtisch. Ich erblickte Reitstiefel und Reitkleidung an einem Suhl. Anscheinend ging er gerne Reiten. Besonders eine kurze Reitgerte erregte meine Aufmerksamkeit. Es entging ihm nicht und er trat entnervend langsam zum Stuhl. Seine Lippen kräuselten sich, als er sie in die Hand nahm. Kein Zweifel, dieser Mensch hatte gerade sehr viel zu lachen, auch wenn das niemand teilen konnte.
    "Wie habt Ihr mich gefunden?" , fragte ich, um ihn abzulenken.
    "Ich sah Euch unter dem Fenster vorbeigehen. Es war dumm von Euch, soviel Aufsehen zu erregen, obwohl Ihr genau wisst, weswegen Ihr angeklagt seid."
    Wusste er etwa mehr? Ich hätte ihn gerne danach gefragt und auch, was er hier tat, unterließ es aber in Anbetracht der Situation.
    "Ihr scheint ja sehr viel Mühe auf mich verwandt zu haben", spottete ich, um meine Angst zu überwinden.
    "Ja, Ihr seid es kaum wert, was? Aber mir hat es keine Mühe bereitet. Nur ein paar Wort zu meinen Leuten."
    "So gehört der Betrüger zu Euch?"
    Er zuckte gleichgültig die Schultern. In seinen Kreisen mochte es normal sein, Spitzel zu haben. Er schlenderte lässig hinter seinen Schreibtisch zurück und schlug leicht mit der Gerte gegen seinen Schenkel.
    "Wisst Ihr, wie die Peitsche schmeckt?"

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