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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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ärgere ich mich, weil die Leute meinen Männern viel mehr Respekt zollen als mir. Obwohl sie das Gleiche machen wie ich, ist es bei ihnen nicht so ungewöhnlich. Die Leute hier hätten mich in ihrer Empörung sicher gerne mit Steinen beworfen und mich angespuckt, aber dafür hatten sie zu viel Angst. An ihre Feindseligkeit habe ich mich jedoch inzwischen gewöhnt und ich lächle nur noch über ihr furchtsames Misstrauen.
    Als wir in ein Viertel mit riesigen Häusern kamen, die kleinen Palästen glichen, sahen wir weniger Menschen. Die Grundstücke waren von Mauern umgeben, die sie vor dem Pöbel schützen sollten. Ich hörte dahinter das Plätschern von Springbrunnen. Es ist immer so, die Reichen sind stets bedacht, sich von den Armen zu trennen, ihre Häuser weit weg von ihnen zu errichten. Natürlich, man will nicht mit dem Elend in Berührung kommen. Es ist nur zu einfach , sich vor den durch Krankheit und Hunger entstellten Bettlern zu fürchten, die ihren Körper verkrüppeln müssen, um mehr Mitleid zu erregen. Die Städte werden immer mehr zu einer Anlaufstelle für die völlig verarmte Landbevölkerung, die hofft, dort überleben zu können. Ich versuche, mir London mit noch ein paar Tausend Menschen mehr vorzustellen. Schrecklich, die Stadt schien auch schon zu meiner Zeit dort aus allen Nähten zu platzen. In den Bruchbuden der Armen leben viel zu viele Menschen.
    Diese Stadt war dagegen wesentlich kleiner in ihren Ausmaßen. Wir kamen auf einen winzigen Marktplatz, auf dem einige Händler ihre Waren feilboten. Es war noch nicht heiß geworden, deshalb war der Platz überfüllt mit Leuten, die ihre Einkäufe machten. Wir mussten uns durchdrängen, um auf die andere Seite zu gelangen. Eine Berührung am Arm erregte meine Aufmerksamkeit. Sie schien nicht zufällig gewesen zu sein. Ich schaute mich um. Ein ganz gewöhnlich aussehender Mann stand neben mir. Er sah so gewöhnlich aus, dass es fast schon verdächtig war. Ohne besondere Merkmale, weder reich noch arm, weder schön noch hässlich. Er würde keinem auffallen oder gar im Gedächtnis bleiben. Ich allerdings werde mich an ihn erinnern.
    "Ich kann Euch die gewüns chten Informationen geben, Miss", flüsterte er. "Ihr müsst mir nur folgen."
    Ich wurde misstrauisch. Und als ich mich umsah, waren meine Leute verschwunden.
    "Ic h muss erst meine Männer finden", sagte ich ihm. "Wenn Ihr mitkommen würdet."
    "Das geht nicht. Ich kann es nur Euch sagen."
    Der Kaperkapitän hatte mir erzählt, dass der Informant ziemlich seltsam sein sollte und nicht jedem sein Wissen mitteilen würde. Daher klang der Wunsch des Mannes plausibel. Ich hatte jedoch ein mulmiges Gefühl bei der Sache und wunderte mich, woher der Kerl wusste, wonach wir suchten. Doch die Aufregung und die Gier mussten meine Vernunft überwältigt haben. Ich sagte mir, notfalls würde ich meine Männer abends am Schiff wieder treffen. Eigentlich glaubte ich auch, mich wehren zu können. Jedenfalls folgte ich ihm durch die Menge. Er schob sich vollkommen unauffällig zwischen den Leuten hindurch und ich argwöhnte einen Moment, dass er ein Geist oder etwas Ähnliches war. Er brachte mich in eine abgelegene Seitengasse und spätestens das hätte mich alarmieren sollen.
    "Was gebt Ihr mir für die Informationen?" , fragte er.
    "Das kommt darauf an, wie nützlich sie sind."
    "Ich will zuerst das Geld."
    Er war wohl doch nur ein gewöhnlicher Betrüger. Aber dann sah ich, wie seine Augen kurz einen Punkt hinter mir fixierten und nun wurde mir zu spät klar, dass ich besser auf meine Intuition gehört hätte. Bevor ich mich rühren konnte, packten mich zwei kräftige Arme und pressten meine eigenen schmerzhaft auf den Rücken. Entsetzt erkannte ich einen Soldaten und noch einen zweiten. Diese Tatsache ließ mir das Herz stillstehen. Sie hatten mich entlarvt und wollten mich für begangene Verbrechen hinrichten. Ohne ein Wort zu sagen, schleppten sie mich mit sich. Ich bekam es mit der Angst zu tun und zappelte. Ich brüllte sie an, ich hätte gar nichts getan. Ich könne ihnen beweisen, dass ich zu ihnen gehöre, einen Kaperschein habe. Sie gingen darauf nicht ein. Die Soldaten mieden die Menge, die wenigen Menschen, die mich sahen, starrten mich an. Für sie hatte es jedoch seine Richtigkeit, die britischen Soldaten führten eine Verbrecherin ab. Ich erwartete, dass sie mich ins Gefängnis werfen würden, doch sie schlugen den Weg in das Viertel mit den großen Häusern ein. Der Mann, der mich

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