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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Plänen.
    "Da brauchst du aber erst mal Papier und Tinte", stellte der Junge ganz logisch fest.
    "Und, wie soll ich das bekommen?" Die Frage richtete sich eher an sie selbst.
    Edward zuckte eher gleichgültig die Schultern und zog einen Flunsch.
    "Es gibt Wege, die Dinge zu bekommen, die man will."
    "Ach, soll ich klauen?"
    Er nickte eifrig.
    "Tut mir leid, das kann ich nicht. Außerdem, welcher Mensch trägt schon Papier und Tinte mit sich herum?"
    Mit ihm ließ sich einfach nicht vernünftig reden, er war ja auch nur ein Kind.
    "Nun l ass mich endlich schlafen gehen", wimmelte sie ihn zu guter Letzt ab.
    Aber erst als das Licht aus und sie in den Betten waren, gab er Ruhe. Während sie versuchte, einzuschlafen, sinnierte Ramis darüber, ob sie jemals ohne drückende Sorgen die Augen schließen und in einen erholsamen Schlaf sinken konnte. Das Leben schien ein seltsamer Mechanismus; kaum hatte man eine Schwierigkeit überwunden, stand man vor der Nächsten. Sie hatte keine Ahnung, wie jemand dabei Hoffnung empfinden sollte. Und trotzdem taten es die Menschen, immer und immer wieder, mochte es auch noch so sinnlos sein. Ramis zog sich die miefige Decke über den Kopf, um das Getrappel der Rattenfüße nicht mehr zu hören. Es war ein ständiges Scharren und Quieken, das sich kaum aushalten ließ, wenn man nicht daran gewöhnt war. Ramis hatte keine besondere Furcht vor diesen kleinen Nagern, trotzdem beunruhigte es sie, die Ratten um sich zu haben. Sie fürchtete ständig, im Schlaf gebissen zu werden. Deshalb träumte sie in dieser Nacht etwas über Ratten, ein wirrer unzusammenhängender Traum, in dem überall auf ihr Ratten waren und sie zwickten. Einmal schreckte sie auf und wünschte sich, eine Kerze anzünden zu können, um zu sehen, ob auf ihrem Bett wirklich Ratten waren, wie sie noch halb im Schlaf dachte.
    Im Morgengrauen weckte Edward sie, als er geräuschvoll die Nase hochzog und irgendetwas herunterwarf. Ramis wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen, was ihre Laune schon am Morgen auf einen Tiefpunkt stürzte. Jeder einzelne Knochen schmerzte von dem harten Boden und sie fror bitterlich vor Müdigkeit. Deshalb war sie heilfroh, als Edward schon bald aus dem Zimmer schlurfte und sie allein ließ. Jetzt hatte sie wirklich keine Geduld mehr übrig. Lettice tauchte mal wieder den ganzen Morgen nicht auf, dabei wollte Ramis eigentlich schon am Morgen anfangen, damit sie bis zum Abend ein paar Münzen vorweisen konnte. Sie hatte ja noch nicht einmal Papier. Zorn breitete sich in ihr aus wie ein Wasserbeutel, in den Wasser gegossen wird, bis sie glaubte, bersten zu müssen. Ungeduldig schleuderte sie die armseligen Decken, die ihr Bett darstellten, in die Ecke. Sie wollte schreien und trampeln, aus keinem andern Grund, als dass immer alles schief gehen musste. Nichts geschah zu ihrer Zufriedenheit. Aber wenn sie Lärm machte, würde man sie entdecken. Allerdings wäre Lettice selbst schuld, wenn sie auch nicht kam. Als diese endlich um die Mittagszeit verschlafen zur Tür herein tappte, hätte Ramis sie am liebsten für ihre Gleichgültigkeit erwürgt.
    "Bist du fertig?"
    Ramis schnappte nach Luft.
    "Ja und zwar schon seit frühstem Morgen, als mich dein Sohn geweckt hat!" , platzte sie heftig heraus. "Ich stehe mir schon seit Stunden die Beine in den Bauch! Weißt du, wie das ist, eingesperrt zu sein und nicht zu wissen, wie es weitergeht?"
    Sie verschränkte die zitternden Finger ineinander.
    Verärgerung wallte in Lettice Miene auf.
    "Und was soll das? Ich habe diese Nacht kaum Schlaf gehabt und du verlangst, ich soll auch dieses Stündlein opfern, nur um dich nicht warten zu lassen? Wenn du mir so kommst, können wir es auch ganz lassen!"
    Ramis biss die Zähne zusammen und mäßigte sich. Sie wusste, dass nicht sie die Bedingungen stellte.
    "Also gut, dann lass uns jetzt gehen. Ich werde versuchen, das Beste draus zu machen."
    "Du gibst wohl nie auf?"
    Ramis blickte Lettice erstaunt an.
    "Wie kommst du darauf?" Ich habe schon lange aufgegeben.
    "Mir scheint, du willst diese Sache um jeden Preis durchziehen." Lettice schüttelte bei dieser Feststellung verständnislos den Kopf
    "Es bleibt mi r auch gar nichts anderes übrig", entgegnete Ramis.
    Lettice wandte sich zur Tür, um vorauszugehen. "Du weißt, wie ich dazu stehe."
    Ramis äußerte nichts dazu. Sie wartete, bis Lettice unten nachgeschaut hatte, ob die Luft rein war und schlich dann hinunter.
    Während sie schweigend das Haus verließen und sich auf

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