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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Ihr?" , Ramis hielt es nicht mehr aus.
    Offensichtlich war die Greisin verrückt, ihr Geist selbst verwirrt. Aber war es möglich...dass sie etwas wusste , so unwahrscheinlich es auch war?
    "Woher kennt Ihr mich?"
    Abermals nur Schweigen. Die alte Frau betrachtete das Gemälde mit den toten Schwänen, sie schien mehr zu sehen als Ramis.
    "Siehst du, wie sie alle niedergemetzelt wurden? Es ist das Los des schwarzen Schwanes, neben ihren treibenden Körpern zu schwimmen. Er hätte auch mit ihnen sterben sollen." Sie wandte sich Ramis zu. "Mein Gott, du solltest doch tot sein. Diese Last kann niemand tragen."
    Als hätte ihr das jegliche Kraft geraubt, sackte sie in ihren Kissen zusammen.
    "Ach, sie war einfach zu schön", murmelte sie und Ramis merkte, dass ihr Geist wieder weit weg war.
    Die junge Frau wurde zusehends nervöser. Es war alles so irrational und unübersichtlich.
    "Liebe zerstört!"
    Ramis erschrak heftig wegen der Stimme, die auf einmal scharf und wild klang.
    "Sie macht uns zu Bestien!"
    Jetzt reichte es ihr, sie musste weg von hier. Die Sache geriet nun völlig außer Kontrolle.
    "Halt!" , schrie die Greisin und in ihrem Ton war etwas, das Ramis doch noch zurückhielt.
    Sie fühlte sich willenlos, als sie zum Bett trat. Die alte Frau streckte ihre Hand und hielt die von Ramis mit erstaunlicher Kraft fest. Die Haut war so trocken wie Pergament und so kühl wie Wasser aus einer Quelle.
    "Zwei Schwäne halten sich auf ewig die Treue", flüsterte die Dame. "Stirbt einer, so verhungert der andere. Ganz langsam. Es ist ein grausames Schicksal, es ist die Strafe, dass er zu sehr geliebt hat."
    "Wenn man liebt, wirklich liebt, so verletzt man nicht."
    "Kennst du diese Liebe? Könntest du es ertragen, wenn der, den du liebst, dich verlassen würde?"
    Ramis schloss die Augen, als empfände sie einen inneren Schmerz.
    "Ich weiß es nicht. Vielleicht muss man es ertragen. Oft bleibt keine Wahl."
    Die Alte lachte leise. Es klang wie der Wind, der durchs Haus blies.
    "Es gibt immer eine Wahl. Du hast deine getroffen, doch dein Weg wird von Leid gezeichnet sein. Schwäne werden immer getötet, sie sind zu schön. Auf dir lastet ein Fluch."
    Ramis verstand den Sinn der Worte nicht. Einmal klang es sehr weit hergeholt und dann wieder hellsichtig. Unzusammenhängend war der Ausdruck dafür, so abgehackt, dass alles seine Bedeutung verlor. Im Übrigen wusste sie schon längst, dass ein Fluch auf ihr lag. Aber es interessierte sie, woher die Dame das wusste, sie schien überhaupt gut über ihre Besucherin Bescheid zu wissen. Jedoch war sie entweder zu verwirrt, um anders, als in unlösbaren Rätseln zu sprechen, oder sie wollte nicht. Vielleicht auch beides.
    Eine Weile dämmerte die Greisin wieder vor sich hin, während sie weiterhin Ramis Hand in der ihren hielt. Schließlich klärte sich ihr Blick und sie sah völlig zurechnungsfähig aus.
    "Reich mir bitte das Kästchen da neben dir."
    Ramis tat, worum man sie bat und gab es der Frau. Natürlich war auf dem Kästchen ein Schwanenemblem, es war ein Schmuckkästchen aus dunkelrotem Samt und Silber. Jedes Detail daran war schon ein Kunstwerk.
    "Schön, nicht wahr?" Man hatte ihren bewundernden Blick bemerkt. "Ein Geschenk..." fügte die Alte hinzu, als würde das alles erklären und nahm es an sich.
    Ramis war froh, es aus der Hand zu haben. Jeder einzelne Gegenstand dieses Hauses war ihr inzwischen unheimlich. Mit ihrer freien Hand öffnete die alte Dame das Kästchen und holte einen kleinen Gegenstand heraus. Ihre dünnen Finger umschlossen ihn kurz und schoben ihn dann rasch auf Ramis Finger, denn es war ein Ring. Ramis erkannte ihn sofort. Es war, als hätte sie ihn schon seit Jahren gekannt, doch sie hatte ihn erst vor kurzem entdeckt. Verführerisch funkelte der Rubin nun an ihrer Hand auf. Er sah genauso aus, wie auf dem Gemälde. Die zierlichen, goldenen Schlangen wanden sich jetzt um ihren Finger. Sie zeugten von feinster Handarbeit und großem Wert. Es war echtes Gold und ein echter, wunderschön geschliffener Rubin. Sein Glanz verzauberte. Ramis glaubte einen Moment, die unerklärliche Traurigkeit der Frau, deren Antlitz in dem anderen Zimmer hing, deutlicher als zuvor zu spüren. Es war ihr Ring gewesen.
    "D as ist mein Vermächtnis an dich", flüsterte die alte Dame wieder.
    Ihre Stimme verlor beständig an Kraft und wurde zusehends leiser, während ihr Gesicht immer blasser wurde.
    "Der Ring, er hat dich ausgesucht. Es ist kein normaler Ring, das musste

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