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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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ich einst feststellen. Wäre er es doch gewesen! Doch er bringt Unglück, er ist verflucht, genau wie die, die er sich aussucht! Als ich ihn einst bekam, ahnte ich nichts von dem Unglück, das er in sich trug. Eine alte Frau gab ihn mir und sie hatte ihn vor langer Zeit von einer anderen bekommen. Er wurde immer weitergegeben, trotz des Fluches, von Frau zu Frau. Uns bleibt keine Wahl, er findet immer einen Weg, zu der zurückzukehren, die er erwählt hat. Komme niemals auf die Idee, ihn zu verkaufen oder wegzuwerfen. Er wird dich überall finden. Und wenn du ihn verlierst, so hüte dich vor dem, der ihn dir wiederbringt. Er wird deinen Untergang bedeuten."
    Die alte Frau verstummte für eine ganze Weile. Währenddessen starrte Ramis gebannt in die Tiefe des Steins. Sie glaubte alles, was sie über den Ring erfahren hatte. In ihm lag etwas Unheilvolles. Sie war sogar versucht, das andere ebenfalls zu glauben, was die Dame ihr erzählt hatte, so verrückt sie auch war. Es hatte so bestimmt und überzeugt geklungen. Ramis sehnte sich plötzlich nach jemand em, der ihr befahl, einfach hier rauszugehen und das alles als Unfug einer armen Irren abzutun, denn sie selbst war dazu nicht fähig. Die Frau hatte in der Zwischenzeit die Augen geschlossen und schien zu schlafen. Ramis hockte nervös am Bett und wusste nicht ein noch aus. Schließlich sagte sie sich, dass sie jetzt endlich den Ring zurückgeben und gehen sollte. Dieses Haus hatte einen verheerenden Einfluss auf ihr Gemüt. Behutsam streifte sie sich den Ring vom Finger und wollte ihn auf die Bettdecke legen. Der Rubin blitzte bösartig auf. Sofort öffnete die angeblich Schlafende die Augen.
    "Ich habe dich doch gewarnt. Warum willst du nicht hören? Du bist längst verloren, genau wie ich. Mach es dir nicht noch schwerer. Das Schicksal hat dich ausersehen, das Rad aus Liebe, Verrat und Tod weiterzudrehen. Du trägst unser aller Leid im Herzen und am Finger."
    Völlig unerwartet brach sie in Lachen aus. Ramis sprang auf. Die Alte hatte plötzlich ganz eindeutig den Wahnsinn in den Augen.
    "Ah, seht ihr sie, meine Lieben? Da steht sie, vom Schicksal gebeutelt und will immer noch nicht aufgeben!"
    Ihre Finger krallten sich in die Bettdecke. Das schreckliche Gelächter schien kein Ende zu nehmen. Ramis wich immer weiter zurück.
    "Sie will weiterleben, genau wie ich, doch auch sie wird in dem Gefängnis des Leids leben. Für Verrat gibt es keine Verzeihung! Wie konntet ihr mir das antun? Das Kind..."
    Weiter kam sie nicht, mitten im Satz floh das Leben aus ihren Lungen. Ihre von lebenslangem Leid verhangenen Augen streiften Ramis. Ihre Lippen bewegten sich fast lautlos. Ramis verstand nicht, was sie sagte, da sie das Wort nicht kannte. Doch mit diesem Wort sank ihr Kopf vornüber und ihre Augen wurden glasig. Ihr Gesicht entspannte sich zu einem Ausdruck eines tiefen Friedens, den sie im Leben nicht gefunden hatte. Ramis erwachte auf einmal wie aus einer Trance, ein Schleier schien ihr von den Augen zu fallen. Kalte Furcht schlich in ihr Herz. Das ganze Haus schien auf einmal erfüllt von Tod und Entsetzten, als hätte die Tote es hier zurückgelassen. Voller Grauen begann Ramis zu rennen. Keuchend wie nach einem langen Lauf hetzte sie den Flur entlang und die Treppe hinunter. Staub wirbelte um sie herum auf. Sie stürmte zur Verandatür in den Garten hinaus, nichts hielt sie auf.
    Gierig verschlang sie die frische Nachtluft. Am Gärtnerhaus hielt sie an und schöpfte neuen Atem. Sie setzte sich ins hohe Gras und warf einen misstrauischen Blick zum Haus zurück. Dort war alles still und entgegen ihrer Vorstellungen kamen keine schwarzen Wolken aus den Fenstern. Ramis fragte sich, ob ihre überreizten Sinne ihr nicht einfach einen Streich gespielt hatten. Die Szene in dem Zimmer erschien nun, wo sie hier draußen war, unwirklich und gespenstisch. Es konnte doch nur bloße Einbildung gewesen sein. Dann warf sie allerdings wieder einen Blick auf ihre Hand, in der Erwartung, dort nichts mehr vorzufinden, aber der Ring war immer noch da, sein Funkeln höhnisch. Es war also nicht nur ein Traum gewesen, dachte Ramis schockiert. Alles, was sich im Zimmer abgespielt hatte, war wirklich geschehen. Oder?
    "Tante Ramis?"
    Ramis fuhr heftig auf. Aber es war nur Edward.
    "Müssen mich denn immer alle so erschrecken?" , klagte sie. "Immer, wenn ich nachdenke, schleicht sich jemand an mich heran."
    "Ich bin doch nicht geschlichen! Was hast du, Tante?"
    "Ach, ich war nur in Gedanken

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