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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Bordell war geschlossen. Das verursachte bei Ramis ein unangenehmes Gefühl. Madame würde nie ohne Weiteres einen geschäftsfreien Tag erlauben und damit die Einnahmen verlieren. Ramis saß schon so gut wie auf der Straße – oder wurde an die Kumpane des Toten ausgeliefert, wenn diese Rache verlangten. Einer hatte sie gesehen, mit dem blutigen Messer... Ramis schluckte. Sie hätte nicht herkommen dürfen. Eine Sekunde früher und sie hätte vielleicht noch fliehen können. Aber man hatte ihre Ankunft bereits bemerkt. Madame trat ihr in den Weg. Ihre Miene war unheilverkündend. Ohne Nachzusehen wusste Ramis, dass hinter ihr andere standen, die ihr den Fluchtweg abschnitten.
    "Da seid ihr ja wieder ", grollte Madame mit tiefer Stimme.
    Ramis schaute kurz Edward an, der wütend aussah.
    "Weißt du noch, dass ich dich gewarnt hatte, keinen Ärger zu machen? Und gestern, gestern musste ich feststellen, dass in meinem Holzkeller eine verdammte Leiche liegt! Von einem Messer durchbohrt und in einem Haufen aus Innereien!" , brüllte sie Ramis an. "Ein bis an die Zähne bewaffneter Kerl tritt die Tür zu meinem Zimmer ein und verlangt Rache für seinen Bruder, den eine von uns erstochen haben soll! Der Mann hätte uns alle umgebracht, wenn er nicht alleine gewesen wäre! Er war besoffen, als er seinen Bruder entdeckte, aber er hat eine junge Frau und einen kleinen Jungen gesehen! Wie kannst du dir das erklären?"
    Madame bebte vor Zorn.
    Sie verpasste Ramis eine harte Ohrfeige. Ramis zitterte nun ebenfalls vor verhaltener Wut. Ihre Fingernägel bohrten sich in ihre Hand.
    "Seine Beschreibung passte auf dich und welches Weib aus diesem Haus läuft sonst die ganze Zeit mit einem kleinen Bengel herum?"
    Madames harte Augen fixierten Edward.
    "Da muss ein Irrtum vorliegen ", sagte Ramis mit mühsam beherrschter Stimme.
    Unter größter Willensanstrengung wurde sie wieder zu dem fügsamen Dienstmädchen, das immer machte, was man ihm sagte. Madame sah ein völlig verschüchtertes Mädchen vor sich, das nicht aussah, als könnte es je den Mut aufbringen, einen Mann mit einem Messer zu töten. Bitter wurde Ramis klar, dass sie sehr viel Übung mit dieser Rolle hatte. Jeder in diesem Haus, außer Edward, sah sie so. Madame klärte sie über die Umstände des Verbrechens auf und das bewiesen war, dass Ramis während dieser Zeit bei der Küchenarbeit mitgeholfen hatte.
    "Ich habe zwar beim Verarbeiten des Schlachttieres geholfen, aber ich habe niemand getötet!"
    " Eines der Mädchen sagte, man hätte dir aufgetragen, die Abfälle rauszutragen und Knoblauch in die Kammer zu hängen. Dein Weg führte dich an der Holzkammer vorbei!"
    "Aber ich habe nichts mitbekommen! Ich könnte auch keinen Menschen umbringen!"
    "Soll ich dir das abnehmen? Wie viele Frauen mit Innereien waren zum Zeitpunkt des Mordes unterwegs?" Madame packte sie am Arm. Ihre Fingernägel gruben sich in Ramis Fleisch. "Und was ist mit dem Jungen?"
    Ramis schüttelte den Kopf.
    "Der Mann war gewiss betrunken. Vielleicht hat er sich getäuscht!", stieß sie hervor. Sie gab sich alle Mühe, unschuldig und dumm auszusehen.
    "Du lügst, du kleine Schlampe! Aus lauter Freundlichkeit habe ich dich aufgenommen und so dankst du es mir!"
    "Vielleicht sagt sie die Wahrheit." Das war Lettice.
    Ramis warf ihr einen aufrichtig dankbaren Blick zu. Jede schlechte Meinung, die sie je von dem ehemaligen Zimmermädchen gehabt hatte, verflog.
    "Sie hätte nicht den Schneid, jemanden umzubringen. Und was für einen Grund hätte sie gehabt haben sollen?"
    Madame wandte sich nun Lettice zu.
    "Zum Beispiel, dass er sie vergewaltigen wollte. Oder dass es ihr einfach Spaß macht." Ein unangenehmes Lächeln huschte über ihre Miene.
    "Dann müsste unsere Ramis eine Massenmörderin sein, oder?"
    Ramis erkannte zuerst nicht, worauf Lettice anspielte. Als es ihr aufging, wurde sie rot. In echter Scham senkte sie den Kopf. Madame starrte sie wie eine Schlange an. Schließlich lachte sie bösartig auf.
    "Ach, die arme Kleine! Will sie deswegen nicht zu uns gehören?"
    Ramis fing wieder an, zu zittern. Vor ihre Augen senkte sich ein roter Schleier. Sie hasste Madame aus tiefstem Herzen. Der giftige Hohn ließ sie alles vergessen, die Welt um sie herum versinken. Jemand schüttelte sie am Ärmel. Edward schob ihr etwas Kühles und Glattes in die Hand. Ramis blickte darauf hinunter. Erstaunt sah sie zu Edward. Eine wunderschöne Perlenkette lag darin. Ein echter Diamant zierte sie. Edward nickte in

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