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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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alles nur noch schlimmer machen.
    Unendlich zart legte sie sich neben die Verletzte, um sie warm zu halten und schmiegte ihren Körper an den neben sich. Eine ganze Weile blieb sie so reglos liegen. Das Schlimmste hier war die Stille. Sie hielt sie nicht vom Denken ab. Ramis zermarterte sich das Hirn wegen der Ungewissheit, wo Edward steckte. Seit Ewigkeiten hatte sie nichts mehr von ihm gehört und nun konnte sie ihn unmöglich suchen. Sie durfte Lettice hier nicht allein lassen, obwohl sie nicht fähig war, irgendetwas für die Verletzte zu tun. Ihre Hilflosigkeit machte sie verrückt. Ein Donner krachte und ließ den Boden erbeben. Ein erster Blitz zuckte und beleuchtete für eine kurze Zeit den Schuppen, weil einige Stellen am Dach undicht waren. Sie waren von Gerümpel umgeben, das erkannte Ramis noch, bevor sie sich Lettice zuwandte. Nur einen Augenblick war das bleiche Gesicht zu sehen, dann wurde es wieder dunkel. Bald jedoch rasten in der Ferne ständig Blitze über den Himmel und erlaubten es Ramis, Lettice zu untersuchen. Äußerlich schien sie nur Platzwunden und Schürfungen zu haben, also nichts Ernstes, allerdings war ihr Arm sicher gebrochen. Wie es innerlich aussah, konnte Ramis nicht beurteilen. Wenigstens gab es jetzt so eine Art Hoffnung. Später wachte Lettice sogar auf.
    "Es tut alles so weh ", flüsterte sie.
    Ramis hob vorsichtig ihre gesunde Hand und streichelte sie, nachdem sie sich aufgesetzt hatte.
    "Bist du auch da, Ramis?" Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz.
    "Schscht..." , redete Ramis beruhigend auf sie ein. "Ich bin ja da."
    "Ramis... ich muss dir erzählen... Noch kann ich es..."
    "Rede nur."
    "Sie haben sich wie die Bestien auf mich gestürzt."
    Lettice machte ein ersticktes Geräusch und Ramis spürte an ihrem Zucken, dass sie weinte. Manchmal huschte gleißendes Licht über ihr Gesicht und fing sich in den fiebrigen Augen.
    "Es wird dir nicht gefallen..." , fuhr Lettice schließlich fort.
    "Ob ich es hören will, spielt keine Rolle. Es muss sein, oder?" Ramis wusste instinktiv, dass es besser wäre, sie würde es nicht erfahren. Was auch immer passiert war, es würde sie in irgendeiner Weise belasten.
    "Sie kamen am Abend, als wir gerade Hochbetrieb hatten."
    "Wer sie ?"
    "Seeleute, Piraten... Sie stürmten einfach ins Haus. Wir hatten schon oft Piraten, aber dieses Mal... Sie kamen nicht, um sich eine Hure zu kaufen. Sie kamen, um zu töten..."
    "Aber warum?" , Lettice drückte leicht ihre Hand.
    Sie war anscheinend wieder ein wenig zu Kräften gekommen und Ramis fühlte wieder Hoffnung in sich keimen.
    "Später... Madame stellte sich ihnen entgegen, wir anderen versammelten uns hinter ihr und schauten zu, soweit wir gerade frei hatten. Sie war wütend. Die Piraten mussten in totaler Raserei gewesen sein, dass sie es wagten, ihr zu trotzen. Zuerst wichen sie zurück, doch dann trat ein Mann hervor. Er war betrunken und sah fürchterlich aus. Er bedrohte Madame und fragte nach dir..."
    "Nach mir? ... Verzeih, ich unterbreche dich nicht mehr!"
    "Ja, er beschrieb dich. Madame sagte ihm, sie hätte ihm schon mal gesagt, dass es hier keine solche Frau gäbe, sie sei geflohen. Da wurde er sehr wütend und brüllte sie an und nannte sie Lügnerin. Er würde seinen Bruder rächen und wenn man ihm seine Mörderin nicht freiwillig rausrücken würde, würde er sie sich eben selbst holen und noch viel mehr..."
    "Oh Gott!" , flüsterte Ramis fassungslos und barg das Gesicht zwischen ihren Händen. "Sie wollten mich! Es war der Mann, der Edward und mich bei der Leiche gesehen hat! Er suchte nach mir..."
    "Madame bedachte ihn mit Ausdrücken, die sich sehen lassen konnten... Der Mann gab seinen Männern den Befehl, auf uns loszugehen. Sie waren wie blutrünstige Jagdhunde, die auf ihre Beute losgelassen wurden. 'Schnappt sie euch alle!' war der Befehl, den sie sofort ausführten. Unter uns brach Verwirrung aus. Manche kämpften erbittert gegen sie an, wie Madame, und zeigten einen wahren Heldenmut. Ich glaube nicht, dass es jemand gewagt hat, sich an Madame zu vergehen. Die meisten von uns versuchten allerdings, blindlings zu fliehen. Doch die Piraten versperrten alle Ausgänge. Ich hatte furchtbare Angst. Ich wollte Edward aus seinem Zimmer holen und fliehen, aber oben waren schon ein paar von den Schweinen. Ich weiß nicht, wie sie so schnell reingekommen waren. Mein erster Impuls war, in mein Zimmer zu flüchten und die Tür zu verriegeln. Sie brachen sie einfach auf!"
    Lettice weinte

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